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Das Haus am Nonnengraben

Titel: Das Haus am Nonnengraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Degen
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gedacht. Und er ist sogar zwei Zentimeter größer als der Durchschnitt.« Sie sagte es, den Blick auf die Tabelle auf dem gelben Voruntersuchungsheft gerichtet, als wäre das ihr persönliches Verdienst. »Hat Dr. Kramer noch Schwierigkeiten wegen der Papiere gemacht?«
    »Na ja, ich musste alles Mögliche ausfüllen.« Tanja war in Gegenwart der Polizistin spürbar gehemmt. »Aber weil Sie doch gestern mit ihm gesprochen haben … Wir müssen halt nächste Woche auf die Stadt …« Sie drehte ihre Serviette zusammen.
    Frau Kröner schaute sie an und begann von ihrem kleinen Sohn zu erzählen und dass der nachts immer noch nicht durchschlafen würde und wie schwierig es für sie sei, Kind und Dienst unter einen Hut zu bringen. Tanja entspannte sich etwas, lächelte sogar bei einer witzigen Bemerkung.
    Schließlich sagte Hanna: »Frau Kröner, könnten Sie vielleicht später mit Tanja zur Staatsanwaltschaft gehen? Ich habe Herrn Berg versprochen, heute Vormittag mit ihr bei ihm zu erscheinen, aber ich fühl mich noch etwas …«
    »Aber natürlich. Mach ich gern. Liegt eh mehr oder weniger auf meinem Weg.« Sie sah Tanja fragend an, und Tanja nickte.
    Nach dem Frühstück legte Hanna sich wieder hin. Ihr war immer noch schwindelig.
    Frau Kröner ging mit Tanja weg. »Meine Ablösung wird gleich da sein«, sagte sie. »Aber wir sind im Moment etwas knapp mit Leuten.«
    »Ach, solange Tante Kunigunde in der Nähe ist, brauche ich doch überhaupt keinen Wachhund. Die wird mit jedem Verbrecher fertig, nicht wahr?«
    »Natürlich«, sagte Tante Kunigunde todernst. »Wo sind deine Schlachtermesser?« Dann verzog sie sich mit Will ins Bad, wo sie ihn im Waschbecken badete, sehr zu seinem Entzücken, wie man seinem Quietschen entnehmen konnte.
    Kaum hatte Hanna die Augen geschlossen, da kam die Angst wieder, und sie sah wieder den Reißverschluss, den kleinen schwarzen Reißverschluss, und die Hand, die ihn zumachte. Aber diesmal wusste sie, dass es ihre eigene Hand war, die etwas hinter diesem Reißverschluss verborgen hatte. Und plötzlich fiel ihr auch wieder ein, was es war. Wie hatte sie das nur vergessen können? Sie setzte sich so heftig auf, dass sie stöhnte vor Schmerz. Sie wankte zum Schrank und fand beinahe sofort, was sie suchte. Und es bestätigte, was sie befürchtet hatte.
    Auf der Vorderseite des Blattes stand die dritte Mahnung des Kreditinstituts »Spielerglück Bad Wiessee«. Trotz der vornehmen Aufmachung mit goldenem Briefkopf, der Angabe zahlreicher Bankverbindungen und wohlklingender Eingangssätze war die Drohung unüberhörbar: »Sollten Sie Ihre Verbindlichkeiten von 120.000 Euro nicht bis zum 15. August beglichen haben, sehen wir uns gezwungen, geeignete Mittel der Selbsthilfe zu ergreifen.«
    Auf der Rückseite des Briefes war ein Zeitplan handschriftlich skizziert. »Samstag, 9 Uhr Auffahrt zum Belfer, 8 Stunden Wanderung (Stempel!), Übernachtung Andratsch-Hütte. Sonntag, 5 Uhr früh Abstieg zu Parkplatz A, 8 Uhr Abfahrt nach Bamberg,, Rückfahrt zu Parkplatz B, 17 Uhr Auffahrt zum Belfer, Übernachtung Belferhütte (von Wanderung erzählen).« Auch die Standpunkte verschiedener Autos und die Abfahrtszeiten eines Busses waren notiert.
    Das also hatte der Einbrecher bei ihr gesucht. Ein so brisantes Dokument war dieses Risiko wirklich wert. O Gott, das musste Benno wissen, auf der Stelle! Wenn nur ihre Knie nicht so wackelig, ihre Hände nicht so zittrig wären! Mehrmals wählte sie Bennos Handynummer, dann die Büronummer, und dann wieder die Handynummer, ließ es endlos klingeln – niemand meldete sich.
    Dann rief sie bei der Polizei an und verlangte Kriminalhauptkommissar Sinz zu sprechen. »Der is im Aungblick net do; ich geb Ihna sein Stellvertreter«, sagte der Beamte in der Vermittlung. Und dann meldete sich Herr Bohrer. Herr Bohrer sah sich nicht in der Lage, Hanna Herrn Sinzens Handynummer zu geben, unter gar keinen Umständen, und wenn sie noch so schön bitten täte; sie solle doch ihm sagen, worum es gehe. Aber als Hanna das versuchte, war er so begriffsstutzig und jede seiner Äußerungen dauerte so lange, dass sie schließlich mitten in einem von Bohrers umständlichen Satzwürmern entnervt auflegte. Sie fühlte, dass es um Minuten ging, um Sekunden. Sie musste unbedingt Benno erreichen, so schnell wie möglich.
    Gott sei Dank, Katja war zu Hause. Aus welchem glücklichen Grund auch immer, sie war heute nicht in ihre Praxis gegangen.
    »Katja, schnell, hast du Werners

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