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Das Haus am Nonnengraben

Titel: Das Haus am Nonnengraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Degen
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hatte einen Neffen? Bohrer hat doch gesagt, sie habe keine Verwandten, er habe alles gecheckt! Ich könnt ihn … kann man dem nicht mal die einfachsten Sachen anvertrauen? Aber warum sagst du mir das erst jetzt?«
    »Ich weiß es ja selbst erst seit gestern, und du warst doch in Eger und nicht erreichbar, und heute Nacht hatte ich anderes im Kopf.« Benno hatte ein schlechtes Gewissen, denn gegen Abend hätte er Werner durchaus erreichen können, doch da hatte er ebenfalls anderes im Kopf, zum Beispiel was er anziehen sollte und ob man einer gewissen Dame, mit der man das erste Mal essen geht, etwas mitbringt.
    »Oh, oh«, machte Werner. »Und wer ist dieser Neffe?«
    »Ein Joschi Schneider, Zahnarzt in München. Er ist offenbar der einzige Verwandte von Frau Rothammer und damit ihr Erbe und damit natürlich automatisch verdächtig.«
    »Woher weißt denn du von diesem Neffen?«
    »Mein General hat mich auf ihn aufmerksam gemacht, und … nun ja, Hanna hat mit ihm gesprochen.«
    »Sie hat mit ihm gesprochen? Wieso?«
    »Sie hatte über ihre Tante von ihm erfahren und wollte erkunden, was er weiß.«
    »Du meinst, sie ist nach München gefahren, um Nachforschungen anzustellen?«
    »Na ja, so könnte man es nennen. Sie hatte sowieso dort zu tun und …«
    »Die hat ja nicht mehr alle Tassen im Schrank! Und den willst du jetzt vernehmen?«
    Benno fiel auf, dass Werner nicht fragte, was Hanna herausgefunden hatte. Nur dieses »Die hat ja nicht mehr alle Tassen im Schrank«. Hatte er selbst auch so reagiert? So viel zur Emanzipation des Mannes, dachte er und sagte: »Joschi Schneider ist zur Zeit in Bamberg, im Hotel Nepomuk. Wir müssen unbedingt mit ihm sprechen. Vielleicht ist er auch für den Überfall auf Hanna verantwortlich. Kannst du mal nachschauen, ob die Polizei etwas über ihn im Computer hat?«
    Die Computertastatur klapperte, und schon Sekunden später sagte Werner: »Kein Eintrag zu Joschi Schneider. Nicht einmal ein Fahrverbot. Aber ›Joschi‹ klingt mir verdammt nach Kosenamen, wer weiß, wie der wirklich mit Vornamen heißt, und ›Schneider‹ ist ja nicht gerade ein seltener Name; das braucht länger, wenn ich noch mal übers Einwohnermeldeamt recherchieren lasse.«
    »Seine Mutter war die Schwester von Arthur Rothammer. Sie hieß Karla. Das müsste euch weiterhelfen. Okay, nach dem, was wir bisher wissen, liegt also nichts gegen ihn vor. Ich brauch dich trotzdem bei der Vernehmung.«
    »Aber ich kann heute früh nicht. Ich muss nämlich zu meinem eigenen Zahnarzt. Es dauert zwar nur eine Viertelstunde, aber es muss unbedingt heute gemacht werden, sonst platzt was ab und die ganze bisherige Behandlung war umsonst. Dr. Specht hat mir die grässlichsten Qualen angedroht, wenn ich heute nicht komme.«
    »Soll ich Händchen halten?« Benno wusste, dass der Herr Kriminalhauptkommissar Angst vor dem Zahnarzt hatte.
    »Du Heini! Ich schicke dir Hans vorbei, der soll dich beglei…«
    »Wann musst du denn beim Zahnarzt sein?«, unterbrach ihn Benno.
    »Um viertel vor zehn.«
    »Das passt doch. Schneider hat sich das Frühstück um zehn Uhr aufs Zimmer bestellt. Ich gehe um die Zeit hin, und du kommst nach, sobald du fertig bist. Einverstanden?«
    »Nein. Du solltest da nicht allein hingehen. Wer weiß, wie der reagiert.«
    »Na gut, ich muss eh noch etwas erledigen. Wir treffen uns dann um viertel elf in der Hotelhalle. Ich hab übrigens noch eine gute Nachricht: Hanna hat einen Zeugen aufgetan …«
    »Sag das noch mal«, rief Werner aufgebracht. »Wer hat was? Frau Tal hat einen Zeugen aufgetan? Macht Frau Tal inzwischen hier die Polizeiarbeit oder was?«
    »He, reg dich ab, darum geht es doch gar nicht. Keiner will dir einen Stein aus der Krone holen. Sie verfügt halt über ein gewisses gesellschaftliches Insiderwissen, und das können wir uns doch zunutze machen, finde ich.«
    Werner murrte: »Also, was ist das für ein Zeuge, den Frau Tal mit ihrem gesellschaftlichen Insiderwissen aufgetan hat?«
    »Das ist ein Vorarbeiter bei der Dachdeckerfirma Simanc, der bezeugen kann, dass bei der Arthur-Rothammer-Stiftung nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist, dass es Betrügereien gab, und was noch besser ist: Er hat dafür sogar schriftliche Unterlagen, die er uns heute früh übergeben wird. Alles im sorgfältig geordneten Archiv der Firma Simanc aufbewahrt.«
    »Wie sagst du, heißt die Firma? Simanc? Die war doch heute Thema in der Morgenrunde. Dort hat es nämlich heute Nacht gebrannt. Ein alter

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