Das Haus Am Potomac
die heutige Tribune gesehen?«
»Ja.« Luther drückte seine Zigarette im Aschenbecher
aus und griff gleich nach einer neuen. Seine Stimme nahm
einen anderen Ton an. Auf seinen Wangen erschienen
verräterische rote Flecken. »Pat, würden Sie so freundlich
sein, Ihre Karten auf den Tisch zu legen und mir zu
erklären, warum Sie diese Story herausgegeben haben?«
»Warum ich was ?«
Jetzt ließ Luther alle Zurückhaltung fallen. »Vielleicht
würden es viele Leute als Zufall betrachten, daß in einer
Woche so viel geschehen ist, das der Senatorin
Sensationsmeldungen eingebracht hat. Ich hingegen
glaube nicht an Zufälle. Ich stimme mit dem überein, was
Abigail sagte, als dies erste Bild im Mirror erschien. Sie
hatten es vom ersten Tag an darauf angelegt, uns zu
zwingen, die Sendung Ihren Vorstellungen entsprechend
zu gestalten. Und ich glaube, Sie haben jeden Ihnen zur
Verfügung stehenden Trick benutzt, um sich selbst ins
Gespräch zu bringen. Es gibt nicht einen Menschen in
Washington, der nicht über Pat Traymore spricht.«
»Wenn Sie das glauben, sollten Sie mich feuern.«
»Und Ihnen noch mehr Schlagzeilen einbringen? Kommt
nicht in Frage. Aber würden Sie mir interessehalber einige
Fragen beantworten?«
»Schießen Sie los.«
»An dem ersten Tag, als Sie zu mir in dies Büro kamen,
bat ich Sie, jedweden Hinweis auf den
Kongreßabgeordneten Adams und seine Frau zu entfernen.
Wußten Sie, daß Sie deren Haus gemietet hatten?«
»Ja.«
»Wäre es nicht normal gewesen, das zu erwähnen?«
»Finde ich nicht. Natürlich habe ich jedes Bild von ihnen
im Material der Senatorin entfernt – und da habe ich
übrigens verdammt gute Arbeit geleistet. Haben Sie sich
all diese Filme angesehen?«
»Ja. Da haben Sie gute Arbeit geleistet. Dann, wie wäre
es, wenn Sie mir verraten, wie Sie sich die Drohungen
erklären? Jeder, der eine Ahnung von unserer Branche hat,
müßte sich darüber im klaren sein, daß die Sendung
gemacht wird, ob Sie nun daran arbeiten oder nicht.«
Pat war vorsichtig in der Wahl ihrer Worte. »Ich glaube,
diese Drohungen waren nichts weiter als eben das – Drohungen. Vermutlich hatte derjenige nie vor, mir
ernstlich etwas anzutun, sondern wollte mich nur
einschüchtern. Ich denke, daß da jemand Angst davor hat,
daß diese Sendung gemacht wird, und glaubte, wenn ich
sie nicht machte, würde man das Vorhaben fallenlassen.«
Sie legte eine Pause ein, dann setzte sie bedacht hinzu:
»Dieser Mann konnte ja nicht wissen, daß ich nur die
Galionsfigur einer Kampagne bin, Abigail Jennings zur
Vizepräsidentin zu machen.«
»Wollen Sie damit andeuten …?«
»Nein, nicht andeuten, feststellen. Sehen Sie, ich bin
darauf ’reingefallen. Ich bin darauf ’reingefallen, daß Sie
mich so schnell engagiert haben, daß Sie mich bestürmt
haben, die Arbeit von drei Monaten in einer Woche zu
leisten, daß ich das Material für die Sendung von Ihnen
und der Senatorin mundgerecht serviert bekam. Das
bißchen Anspruch, das die Sendung darauf erheben kann,
wirklich eine Dokumentarsendung zu sein, verdankt sie
nur den Teilen, die zu schlucken ich Sie gezwungen habe.
Nur auf Grund dieser miserablen Publicity, die ich ohne
Absicht für Abigail Jennings gemacht habe, kann ich mein
Bestes tun, daß diese Sendung ihr nützt. Aber ich warne
Sie, sobald sie gelaufen ist, werde ich einigen Dingen
nachgehen.«
»Zum Beispiel …?«
»Zum Beispiel dem Fall Eleanor Brown, dieses
Mädchens, das verurteilt wurde, weil es Wahlkampfgelder
gestohlen haben soll. Ich habe sie heute gesehen. Sie war
im Begriff, sich der Polizei zu stellen. Und sie schwört,
daß sie dieses Geld nie angerührt hat.«
»Eleanor Brown hat sich gestellt?« unterbrach Luther
sie. »Daraus können wir für uns Kapital schlagen. Als
jemand, der sein Ehrenwort verletzt hat, wird sie keine
Kaution bekommen.«
»Der Abgeordnete Sam Kingsley versucht gerade dafür
zu sorgen, daß eine Kaution gestellt wird.«
»Das ist ein Fehler. Ich werde dafür sorgen, daß man sie
festhält, bis der Präsident seine Nominierung
bekanntgegeben hat. Wen kümmert es, was danach
geschieht? Sie hat einen ordentlichen Prozeß gehabt. Wir
werden in der Sendung über den Fall reden, genau wie wir
es vorgesehen haben, nur werden wir ergänzend
hinzufügen, daß sie sich auf Grund dieser Sendung gestellt
hat. Falls sie die Absicht hat, Ärger zu machen, können
wir das damit vereiteln.«
Pat kam sich so vor, als
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