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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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hätte sie Eleanors Vertrauen
mißbraucht. »Ich bin zufällig zu der Überzeugung gelangt,
daß diese Frau unschuldig ist, und wenn sie es ist, werde
ich alles daran setzen, daß sie einen neuen Prozeß
bekommt.«
»Sie ist schuldig«, sagte Luther bissig. »Warum hätte sie
sonst ihr Ehrenwort brechen sollen? Wahrscheinlich hat
sie die siebzigtausend Dollar inzwischen durchgebracht
und ist es leid, auf der Flucht zu sein. Vergessen Sie nicht:
Ein Geschworenengericht hat sie einstimmig verurteilt.
Sie glauben doch noch an unser Rechtssystem, hoffe ich?
Nun, was gibt es noch? Wissen Sie noch etwas, das ein
schlechtes Licht auf die Senatorin werfen könnte?«
Sie erzählte ihm von Catherine Graney.
»Sie sagt also, daß sie den Sender verklagen will?«
Luther wirkte sehr erfreut. »Und das bereitet Ihnen
Sorgen?«
»Wenn sie über die Ehe der Jennings’ zu reden beginnt
… schon allein die Tatsache, daß die Senatorin nicht einen
Penny von ihrer Schwiegermutter vererbt bekommen hat
…«
»Das wird Abigail die Sympathien aller Frauen in
Amerika einbringen, die Pech mit ihrer Schwiegermutter
haben. Was die Jennings-Ehe anbelangt, steht die Aussage
der Graney gegen die der Senatorin und von Toby …
Vergessen Sie nicht, daß er bei ihrem letzten
Zusammensein dabei war. Und was ist mit dem Brief, den
Sie mir gegeben haben und den die Senatorin an ihren
Mann geschrieben hat? Dem Datum nach wurde er nur
wenige Tage vor seinem Tod geschrieben.«
»Das ist unsere Vermutung. Jemand anderes könnte
darauf hinweisen, daß sie den Brief ohne Jahreszahl
geschrieben hat.«
»Die Jahreszahl könnte sie, wenn nötig, jetzt noch
einsetzen. Noch etwas?«
»Das sind nach meinem besten Wissen und Gewissen
die einzigen Dinge, die der Senatorin eine ungünstige
Publicity bescheren könnten. Ich bin bereit, mein
Ehrenwort darauf zu geben.«
»Na schön.« Luther schien beruhigt zu sein. »Ich werde
heute abend mit einer Kamera-Crew aufzeichnen, wie die
Senatorin nach Hause kommt – diese Szene vom Ende
eines Arbeitstages.«
»Wollen Sie, daß ich diese Aufnahme leite?«
»Ich möchte, daß Sie sich von Abigail, soweit es irgend
geht, fernhalten, bis sie sich wieder beruhigt hat. Pat,
haben Sie Ihren Vertrag mit diesem Sender sorgfältig
gelesen?«
»Ich denke, ja.«
»Dann dürfte Ihnen bekannt sein, daß wir das Recht
haben, Ihren Vertrag gegen eine bestimmte Abfindung
aufzulösen? Ehrlich gesagt, nehme ich Ihnen dieses
Ammenmärchen, daß jemand diese Sendung verhindern
will, nicht ab. Aber ich empfinde fast so etwas wie
Bewunderung dafür, daß Sie es geschafft haben, hier in
Washington in aller Munde zu sein, und Sie haben sich
dazu einer Frau bedient, die ihr ganzes Leben dem Dienst
an der Öffentlichkeit gewidmet hat.«
»Haben Sie meinen Vertrag gelesen?« fragte Pat.
»Ich habe ihn selber aufgesetzt.«
»Dann wissen Sie auch, daß Sie mir die volle inhaltliche
Verantwortung an den mir übertragenen Projekten
zugestanden haben. Glauben Sie, daß Sie diese
vertragliche Zusage in der letzten Woche erfüllt haben?«
Sie öffnete die Tür von Luthers Büro in der Gewißheit,
daß alle in der Nachrichtenredaktion ihnen zuhörten.
Luthers letzte Worte hallten durch den Raum. »Nächste
Woche um diese Zeit werden Ihre Vertragsbedingungen
zur Diskussion stehen.«
Es geschah zwar selten, aber in diesem Moment knallte
Pat mit der Tür.
Eine Viertelstunde später nannte sie dem Mann am
Empfang in Sams Apartmenthaus ihren Namen.
    Sam erwartete sie im Flur, als der Aufzug in seinem
Stockwerk hielt. »Pat, du siehst angestrengt aus«, sagte er.
»Das bin ich auch.« Sie blickte müde zu ihm auf. Er trug
denselben Pullover wie am Vorabend. Es versetzte ihr
einen Stich, als sie erneut bemerkte, wie sehr er das Blau
seiner Augen hervorhob. Er nahm sie am Arm, und sie
gingen den Korridor entlang.
In seiner Wohnung war sie überrascht über seine
Einrichtung. Mitten im Zimmer stand eine Gruppe
anthrazitfarbener Anbaumöbel. An den Wänden hingen
etliche gute Drucke und einige erstklassige Gemälde. Der
Raum war mit einem anthrazitgrau-weiß gemusterten
Wollteppichboden ausgelegt.
Sie hatte erwartet, daß Sam konventioneller eingerichtet
wäre – ein Sofa mit Armlehnen, bequeme Sessel,
Familienerbstücke. Ein Orientteppich hätte sich, auch
wenn er noch so alt und verschlissen gewesen wäre, auf
dem Teppichboden als deutliche Verbesserung
ausgemacht. Er fragte sie, wie sie die

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