Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
bedeuten haben. Er wußte noch, wie oft er gedroht
hatte, aus dem Kongreß auszuscheiden und sich eine
Stellung zu suchen, die ihnen etwas von dem Luxus
erlauben würde, den Janice verdient hatte. Sie hatte mit
ihm gestritten und getobt, und jeder, der sie gehört hätte,
wäre zu der Ansicht gelangt, daß sie einander nicht
ausstehen konnten. Vielleicht hatte die Witwe des Piloten
an dem Tag tatsächlich einen Streit zwischen Abigail und
Willard Jennings mitangehört. Vielleicht hatte Willard
sich schrecklich über etwas geärgert und wollte die Politik
aufgeben, und sie wollte nicht, daß er alle Brücken hinter
sich abbrach.
Sam hatte seinen Freund Jack Carlson vom FBI gebeten,
den Unfallbericht aufzuspüren.
»Vor siebenundzwanzig Jahren? Das könnte schwierig
werden«, hatte Jack gemeint. »Flugzeugabstürze werden
heute vom National Transportation Safety Board
untersucht, doch früher war das Sache der Zivilen
Luftfahrtbehörde. Laß mich zurückrufen.«
Um halb zehn hatte Jack angerufen. »Du hast Glück«,
hatte er lakonisch gesagt. »Die meisten Akten wandern
nach zehn Jahren in den Reißwolf, aber wenn Prominente
unter den Opfern waren, kommen die
Untersuchungsberichte ins Lager des Safety Board. Sie
haben alle Unfallunterlagen, in die jemand Bedeutendes
verwickelt war, von Amelia Earhart über Carol Lombard
bis hin zu Dag Hammarskjöld und Hale Boogs. Mein
Kontaktmann beim Safety Board ist Larry Saggiotes. Er
läßt sich den Bericht ins Büro kommen und schaut ihn sich
an. Er hat vorgeschlagen, daß du gegen Mittag zu ihm
kommst, um mit ihm darüber zu reden.«
»Entschuldigen Sie, Sir, Mr. Saggiotes ist jetzt bereit,
Sie zu empfangen.«
Sam blickte auf. Er hatte das Gefühl, als hätte die
Empfangsdame schon vorher versucht, seine
Aufmerksamkeit zu erlangen. Ich sollte mich lieber
zusammenreißen, dachte er. Er folgte ihr den Flur
hinunter.
Larry Saggiotes war ein kräftiger Mann, dessen
Gesichtsschnitt und Teint seine griechische Herkunft
verrieten. Nach einigen höflichen Begrüßungsfloskeln gab
Sam eine sorgfältig überlegte Erklärung ab, warum er
Nachforschungen über die Unfallursache gewünscht hatte.
Larry lehnte sich in seinem Sessel zurück, runzelte die
Stirn. »Schönes Wetter hier, nicht wahr?« bemerkte er.
»Aber in New York haben wir Nebel, in Minneapolis
Eis, in Dallas Regen. Trotzdem werden in diesem Land im
Laufe der nächsten vierundzwanzig Stunden
einhundertzwanzigtausend Verkehrs-, Militär- und
Privatmaschinen starten und landen. Und die Chancen,
daß eine von ihnen abstürzt, sind minimal. Das ist der
Grund, warum wir so unglücklich sind, wenn eine
Maschine, die von einem erfahrenen Techniker überprüft
worden ist und von einem Spitzenpiloten bei guter Sicht
geflogen wird, plötzlich gegen einen Berg prallt und über
ein Gebiet von über zwei Quadratmeilen Felsenlandschaft
verstreut zerschellt.«
»Die Jennings-Maschine!«
»Ja, die Jennings-Maschine«, bestätigte Larry. »Ich habe
gerade den Bericht gelesen. Was ist geschehen? Wir
wissen es nicht. Den letzten Kontakt mit George Graney
hatte die Bodenkontrolle bei seinem Abflug in Richmond.
Es war mit keinerlei Schwierigkeiten zu rechnen. Und
dann war er überfällig.«
»Und der Urteilsspruch lautete: ein Fehler des Piloten?«
fragte Sam.
» Wahrscheinlicher Grund: ein Fehler des Piloten. Darauf
läuft es immer hinaus, wenn wir keine andere Erklärung
finden. Es war eine ziemlich neue zweimotorige Cessna,
deswegen bezeugten die Techniker, daß die Maschine in
hervorragendem Zustand war. Willard Jennings’ Witwe
heulte sich die Augen aus und zeterte, sie habe schon
immer einen Horror vor kleinen Charterflugzeugen gehabt
und ihr Mann habe sich schon öfter über ruppige
Landungen von Graney beklagt.«
»Hat man je die Möglichkeit eines Verbrechens in
Erwägung gezogen?«
»Herr Abgeordneter, bei einem Fall wie diesem wird
immer untersucht, ob es sich um ein Verbrechen handeln könnte. Als erstes suchen wir nach Hinweisen, wie es
geschehen sein könnte. Na ja, es gibt viele Arten von
Sabotage, die ziemlich schwer nachzuweisen sind. Bei all
den Magnetbändern, die heute gebraucht werden, könnte
zum Beispiel ein im Cockpit versteckter starker Magnet
bewirken, daß alle Instrumente versagen. Vor
siebenundzwanzig Jahren hätte das nicht passieren
können. Aber auch wenn sich jemand am Generator von
Graneys Maschine zu schaffen gemacht hätte, etwa einen

Weitere Kostenlose Bücher