Das Haus Am Potomac
Secret Service
gestellt worden. Das ist immer ein untrügliches Zeichen.
Es kommt mir so vor, als wolle der Präsident alle bis zur
letzten Minute im unklaren lassen. Aber wer das Rennen
auch macht, du und ich werden ausgehen und feiern.«
»Und wenn du mit seiner Wahl nicht einverstanden
bist?«
»Es kümmert mich im Moment nicht im geringsten, für
wen er sich entscheidet. Mich beschäftigen andere Dinge.
Ich möchte feiern, daß wir wieder zusammen sind. Ich
möchte zwei Jahre aufholen. Die einzige Art und Weise,
wie ich darüber hinwegkam, daß du mir so fehltest,
nachdem wir uns nicht mehr trafen, bestand darin, daß ich
mir sagte, es hätte mit uns auch nicht gut gehen können,
wenn ich frei gewesen wäre. Nach einiger Zeit fing ich an
zu glauben, was ich mir einredete.«
Pat lachte schwach. Sie blinzelte, weil ihr plötzlich die
Augen feucht wurden. »Entschuldigung angenommen.«
»Dann will ich mit dir darüber reden, daß wir nicht
weiter unser Leben vergeuden.«
»Ich dachte, du brauchst Zeit …«
»Ich nicht, und du auch nicht.« Selbst seine Stimme
klang verändert – zuversichtlich, kraftvoll, so wie sie ihn
alle jene Nächte in Erinnerung gehabt hatte, in denen sie
wach lag und an ihn dachte. »Pat, ich habe mich an jenem
Tag in Cape Cod hoffnungslos in dich verliebt. Daran wird
sich nichts ändern. Ich bin ja so verdammt dankbar, daß du
auf mich gewartet hast.«
»Ich konnte nicht anders. Oh, Sam, es wird herrlich. Ich
liebe dich so.«
Noch Minuten, nachdem sie ihr Gespräch beendet
hatten, stand Pat da, die Hand auf dem Hörer, als ob sie
durch diese Berührung noch einmal jedes einzelne seiner
Worte hören könnte. Mit einem leisen Lächeln auf den
Lippen stieg sie die Treppe hinauf. Ein knarrendes
Geräusch über ihr ließ sie plötzlich zusammenfahren. Sie
wußte, was das war. Die eine Bohle oben am
Treppenabsatz, die immer knarrte, wenn man darauf trat.
Sei nicht albern, sagte sie zu sich selbst.
Das Treppenhaus war nur dürftig erleuchtet mit
flammenförmigen Birnen in Wandleuchtern. Sie wollte
gerade in ihr Schlafzimmer gehen, machte aber spontan
kehrt und ging zum hinteren Teil des Gebäudes. Sie trat
absichtlich auf das lose Brett und horchte darauf, wie es
mit einem deutlichen Knarren reagierte. Ich könnte
schwören, daß ich eben dieses Geräusch gehört habe. Sie
ging in ihr altes Zimmer. Ihre Schritte hallten auf dem
Boden, auf dem kein Teppich lag. In dem Zimmer war es
stickig und warm.
Die Tür zum Gästezimmer war nicht ganz zu. Darin war
es viel kühler. Sie spürte Zug und ging zum Fenster. Es
war oben offen. Sie versuchte es zu schließen, dann
merkte sie, daß die Gewichtsschnur des Schiebefensters
gerissen war. Daher, dachte sie. Wahrscheinlich ist der
Zug stark genug, daß er den Boden in Schwingung
versetzt. Trotzdem machte sie den Wandschrank auf und
warf einen Blick auf die Fächer mit Bettzeug und Wäsche.
In ihrem Zimmer zog sie sich schnell aus und ging ins
Bett. Es war albern, so übernervös zu sein. Denk an Sam;
denk an das Leben, das wir vor uns haben.
Der letzte Eindruck, bevor sie einschlummerte, war so
ein merkwürdiges Gefühl, daß sie nicht allein war. Sie
konnte es sich nicht erklären, war aber zu müde, um
darüber nachzudenken.
Mit einem Seufzer der Erleichterung drehte Catherine
Graney das Schild an der Ladentür von OFFEN auf
GESCHLOSSEN um. Für einen Tag nach Weihnachten
war das Geschäft unerwartet lebhaft gewesen. Ein Käufer
aus Texas hatte die beiden Rudolstadt-Figurenkandelaber,
die Intarsien-Spieltische und den Stouk-Teppich gekauft.
Es war ein äußerst lohnendes Geschäft gewesen.
Catherine schaltete das Licht im Laden aus und ging
nach oben in ihre Wohnung; Sligo folgte ihr auf den
Fersen. Sie hatte am Morgen ein Feuer aufgeschichtet.
Jetzt hielt sie ein brennendes Streichholz an das Papier
unter dem Anmachholz. Sligo machte es sich auf seinem
Lieblingsplatz bequem. Sie begab sich in die Küche und
machte sich etwas zu essen. Nächste Woche, wenn ihr
kleiner George käme, würde sie mit Vergnügen große
Menüs kochen. Aber jetzt wollte sie nicht mehr als ein
Kotelett und einen Salat.
George hatte sie einen Tag vorher angerufen, um ihr
frohe Weihnachten zu wünschen und ihr das Neueste
mitzuteilen. Man hatte ihn zum Major befördert. »Erst
siebenundzwanzig und schon ein Eichenlaub!« hatte sie
ausgerufen. »Mein Gott, wäre dein Dad stolz auf dich!«
Sie tat ihr Kotelett
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