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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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spart uns das eine Menge Zeit.«
Die Senatorin machte ein nachdenkliches Gesicht. »Es
macht mich wütend, daß niemand mit meinem Privatleben
zufrieden ist. Ich bin mit einunddreißig Jahren Witwe
geworden und es geblieben. Daß ich nach dem Tod meines
Mannes seinen Sitz im Kongreß übernommen habe, dann
selbst gewählt wurde und die Arbeit im Senat fortsetzte –
all das hat mir immer das Gefühl vermittelt, noch mit ihm
zusammenzusein. Ich liebe meine Arbeit, und bin mit ihr
verheiratet. Aber ich kann natürlich nicht gut unter Tränen
vom ersten Schultag des kleinen Johnny erzählen, da ich
selbst nie ein Kind hatte. Ich kann mich nicht wie Claire
Lawrence inmitten einer Schar Enkelkinder fotografieren
lassen. Und ich warne Sie, Pat, ich werde nicht zulassen,
daß in dieser Sendung ein Bild von mir in Badeanzug, mit
hochhackigen Schuhen und mit Rheinkieselsteinkrone
erscheint.«
»Aber Sie waren doch Miss New York State. Das
können Sie nicht abstreiten.«
»Nein?« Sie blitzte sie mit ihren unglaublichen Augen
an. »Wissen Sie, daß kurz nach Willards Tod ein
Revolverblatt eben dieses Bild von mir abgedruckt hat, als
ich zur Miss New York State gekrönt wurde, und zwar mit
der Unterschrift: Und der wirkliche Siegerpreis ist für Sie,
daß Sie für den Süden in den Kongreß einziehen? Der
Gouverneur hätte es sich beinahe anders überlegt und
seinen Entschluß geändert, mich Willards Amtsperiode
beenden zu lassen. Jack Kennedy mußte ihm klarmachen,
daß ich mit meinem Mann seit seiner Wahl Seite an Seite
zusammengearbeitet hatte. Wenn Jack nicht so
einflußreich gewesen wäre, säße ich nun vielleicht nicht
hier. Nein danke, Pat Traymore. Keine
Schönheitsköniginnen-Bilder. Beginnen Sie Ihre Sendung
damit, wie ich im letzten Jahr an der University of
Richmond studierte, frisch verheiratet war mit Willard und
ihm bei seiner Wahlkampagne für seine erste Amtszeit im
Kongreß half. Damit begann für mich das Leben.«
Sie können doch nicht so tun, als hätte es die ganzen
ersten zwanzig Jahre in Ihrem Leben nicht gegeben,
dachte Pat. Und wieso tun Sie das? Laut machte sie den
Vorschlag: »Ich bin mal auf ein Bild von Ihnen gestoßen,
wie Sie als Kind vor dem Haus Ihrer Familie in Apple
Junction stehen. So etwas gedachte ich als erstes
Hintergrundmaterial zu benutzen.«
»Pat, ich habe nie behauptet, daß dies das Haus meiner Familie war. Ich habe gesagt, daß ich da gelebt habe.
Tatsächlich war meine Mutter die Haushälterin der
Familie Saunders, und sie und ich hatten eine kleine
Wohnung auf der Rückseite. Bitte vergessen Sie nicht, daß
ich Senatorin von Virginia bin. Die Jennings gehören zu
den führenden Familien in Tidewater Virginia, seit sich
die ersten Engländer in Jamestown ansiedelten. Meine
Schwiegermutter hat mich immer als Willards
Yankeeweib bezeichnet. Es hat mich viel Mühe gekostet,
als eine Jennings aus Virginia betrachtet zu werden und
Abigail Foster aus dem nördlichen ländlichen Staat New
York in Vergessenheit geraten zu lassen. Wollen wir es
nicht dabei belassen?«
Es klopfte an die Tür. Ein seriös wirkender Mann von
Anfang dreißig mit einem ovalen Gesicht trat ein; er trug
einen grauen Anzug mit einem zarten
Nadelstreifenmuster, der seine Schlankheit noch betonte.
Er hatte sein sich lichtendes blondes Haar quer über den
Schädel gekämmt, doch auch so ließ sich die kahle Stelle
nicht verbergen. Randlose Brillengläser trugen dazu bei,
daß er wie ein Mann mittleren Alters wirkte. »Frau
Senatorin«, sagte er, »die Abstimmung wird gleich
beginnen. Die Fünfzehn-Minuten-Klingel hat schon
geläutet.«
Die Senatorin stand abrupt auf. »Pat, tut mir leid.
Übrigens, dies ist Philip Buckley, mein für die Verwaltung
zuständiger Assistent. Er und Toby haben für Sie einige
Unterlagen zusammengestellt – alles mögliche:
Zeitungsausschnitte, Briefe, Fotoalben, sogar ein paar
privat aufgenommene Filme. Warum schauen Sie sich
nicht alles an, und wir unterhalten uns noch einmal in
einigen Tagen?«
Pat blieb nichts anderes übrig als zuzustimmen. Sie
mußte mit Luther Pelham reden. Sie mußten die Senatorin
gemeinsam überreden, nicht ihre Sendung zu blockieren.
Sie merkte, daß Philip Buckley sie aufmerksam musterte.
Spürte sie eine gewisse Feindseligkeit in seiner Haltung?
»Toby wird Sie nach Hause bringen«, fuhr die Senatorin
eilig fort. »Wo steckt er nur, Phil?«
»Hier, bin schon da, Senatorin. Immer mit

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