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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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sie hätte Sie gegen fünf vor
vier aus Mrs. Gillespies Zimmer kommen sehen. Stimmt
das?«
Arthur hatte sich die Antwort darauf zurechtgelegt.
»Nein, ich war nicht bei ihr im Zimmer. Ich habe nur einen Blick in ihr Zimmer geworfen, aber sie schlief. Sie
hatte eine schlimme Nacht hinter sich, und ich machte mir
Sorgen um sie. Mrs. Harnick hat mich gesehen, als ich bei
ihr hineinsah.«
Dr. Cole lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er wirkte
erleichtert.
Detective Barrotts Stimme wurde sanfter. »Aber neulich
haben Sie gesagt, Mrs. Harnick hätte sich geirrt.«
»Nein. Jemand hatte mich gefragt, ob ich zweimal in Mrs. Gillespies Zimmer gegangen wäre. Und das war ich
nicht. Aber als ich noch einmal darüber nachgedacht habe,
ist mir eingefallen, daß ich noch einmal hineingeschaut
habe. Also hatten Mrs. Harnick und ich beide recht,
wissen Sie.«
Dr. Cole lächelte jetzt. »Arthur ist einer unserer
fürsorglichsten Pfleger«, bemerkte er. »Das sagte ich
Ihnen ja bereits, Mr. Barrott.«
Aber Barrott lächelte nicht. »Arthur, beten viele
Krankenwärter mit ihren Patienten, oder machen nur Sie
das?«
»Oh, ich glaube, das mache nur ich. Wissen Sie, ich war
mal in einem Seminar. Ich wollte eigentlich Priester
werden, aber ich wurde krank und mußte abgehen. In
gewisser Weise betrachte ich mich als Seelsorger.«
Barrotts freundliche, klare Augen ermunterten zu
weiteren vertraulichen Mitteilungen. »Wie alt waren Sie,
als Sie in dieses Seminar eintraten, Arthur?« fragte er
freundlich.
»Zwanzig. Und ich blieb, bis ich zwanzigeinhalb war.«
»Ah so. Sagen Sie, Arthur, wie hieß das Seminar, wo Sie
waren?«
»Ich war in Collegeville, Minnesota, bei den
Benediktinern.«
Detective Barrott zückte ein Notizbuch und schrieb sich
das auf. Zu spät erkannte Arthur, daß er zuviel verraten
hatte. Angenommen, Barrott nahm Verbindung mit den
Mönchen auf und sie teilten ihm mit, daß sie Arthur nach
Vater Damians Tod nahegelegt hatten, auszuscheiden?
Das machte Arthur den ganzen Tag Sorgen. Obwohl
Dr. Cole ihn aufgefordert hatte, wieder an die Arbeit zu
gehen, spürte er die mißtrauischen Blicke von Schwester
Sheehan. Auch die Patienten sahen ihn alle merkwürdig
an.
Als er beim alten Mr. Thoman hereinschaute, war dessen
Tochter da und sagte: »Arthur, um meinen Dad brauchen
Sie sich nicht mehr zu kümmern. Ich habe Schwester
Sheehan gebeten, einen anderen Krankenwärter damit zu
beauftragen, ihm zu helfen.«
Das war ein Schlag ins Gesicht. Erst vor einer Woche
hatte Mr. Thoman gesagt: »Ich kann es nicht mehr lange
ertragen, mich so elend zu fühlen.« Und Arthur hatte ihn
mit den Worten getröstet: »Vielleicht verlangt Gott das
auch nicht von Ihnen, Mr. Thoman.«
Arthur bemühte sich, freundlich zu lächeln, als er den
Aufenthaltsraum durchquerte, um Mr. Whelan bei seinen
Bemühungen, auf die Beine zu kommen, zu helfen.
Während er Mr. Whelan durch den Flur zur Toilette
brachte und wieder zurück, merkte er, daß er
Kopfschmerzen bekam, diese migräneartigen, die einem
Lichter vor den Augen tanzen ließen. Er wußte, was als
nächstes geschehen würde.
Als er Mr. Whelan wieder langsam in seinen Sessel
sinken ließ, blickte er zum Fernseher hinüber. Das Bild
war ganz dunkel, und dann begann sich ein Gesicht zu
bilden, das Antlitz von Gabriel, wie er am Tag des
Jüngsten Gerichts aussah. Gabriel sprach nur zu ihm.
»Arthur, du bist hier nicht mehr in Sicherheit.«
»Ich verstehe.« Er merkte erst, daß er laut gesprochen
hatte, als Mr. Whelan »Schhh« sagte. Unten im
Umkleideraum packte Arthur vorsichtig all seine
persönlichen Habseligkeiten aus seinem Schrank ein, nur
seinen Ersatzkittel und ein Paar alte Schuhe ließ er zurück.
Er hatte morgen und Mittwoch frei, also würde es
vielleicht niemandem auffallen, daß er nicht vorhatte, am
Donnerstag morgen wiederzukommen, es sei denn, sie
sahen in seinen Schrank, um ihn zu durchsuchen, und
stellten fest, daß er leer war.
Er zog sein Sportsakko an, das braun-gelbe, das er
letztes Jahr bei J. C. Penney gekauft hatte. Er hatte es hier
aufgehoben, damit er gut aussah, wenn er sich mit Glory
traf, um mit ihr ins Kino oder sonstwohin zu gehen.
Er steckte sich ein Paar Socken, in deren Spitzen er
dreihundert Dollar gestopft hatte, in die Tasche seines
Regenmantels. Er hatte immer eine eiserne Geldreserve,
sowohl hier als auch zu Hause, einfach so für den Fall, daß
er plötzlich auf und davon mußte.
Im Umkleideraum

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