Das Haus Am Potomac
zustimmend. Ihre Blicke
wanderten im Wohnzimmer umher. »Sie haben hier etwas
verändert.«
»Ich habe zwei Bilder umgehängt. Mir war klar
geworden, daß sie falsch hingen.«
»Wieviel fällt Ihnen wieder ein?«
»Einiges«, gab Pat zu. »Ich war in der Bibliothek und
habe da gearbeitet. Dann mußte ich wegen irgend etwas
hierher. Und kaum war ich hier, da wußte ich, daß ich das
Stilleben und das Landschaftsgemälde austauschen
müßte.«
»Was ist noch, Pat? Da ist doch noch etwas.«
»Ich bin so schrecklich nervös«, gab Pat einfach zu.
»Und ich weiß nicht, warum.«
»Pat, bitte bleiben Sie nicht hier. Ziehen Sie um in ein
Apartment, ein Hotel.« Lila umklammerte flehentlich ihre
Hände.
»Ich kann nicht«, sagte Pat. »Aber helfen Sie mir jetzt.
Waren Sie mal zu Weihnachten hier? Wie war es?«
»Damals, im letzten Jahr, waren Sie dreieinhalb und
konnten verstehen, was Weihnachten ist. Sie waren beide
ganz entzückt von Ihnen. Es war ein richtig glücklicher
Tag.«
»Ich glaube manchmal, mich noch ein wenig an diesen
Tag zu erinnern. Ich bekam eine Laufpuppe und versuchte,
daß sie mit mir zusammen ging. Kann das sein?«
»Ja, Sie bekamen in dem Jahr eine Laufpuppe.«
»Und meine Mutter hat an dem Nachmittag auf dem
Flügel gespielt, stimmt’s?«
»Ja.«
Pat ging an den Flügel, schlug ihn auf. »Wissen Sie
noch, was sie an diesem Weihnachtstag gespielt hat?«
»Ich bin sicher, daß es ihr Lieblingsweihnachtslied war.
Es heißt Bells of Christmas .«
»Das kenne ich. Veronica wollte, daß ich es lerne. Sie
sagte, meine Großmutter hätte es so gerne.« Langsam
begannen ihre Finger über die Tasten zu gleiten.
Lila sah und hörte zu. Nachdem die letzten Noten
verklungen waren, meinte sie: »Das klang ganz ähnlich,
als ob Ihre Mutter gespielt hätte. – Ich habe Ihnen doch
gesagt, daß Sie Ihrem Vater ähneln, aber mir ist erst
gerade eben aufgefallen, wie stark diese Ähnlichkeit ist.
Jemandem, der ihn gekannt hat, muß das auffallen.«
Um drei Uhr nachmittags traf die Kamera-Crew vom
Potomac Cable Network bei Senatorin Jennings ein, um
Aufzeichnungen von ihrer Weihnachtsparty zu machen.
Toby beobachtete mit Adleraugen, wie sie ihre Geräte
im Wohn- und Eßzimmer aufbauten, und paßte auf, daß
nichts kaputt ging oder einen Kratzer bekam. Er wußte,
wie sehr Abby an allen Sachen hing.
Pat Traymore und Luther Pelham kamen kurz
nacheinander, im Abstand von ein oder zwei Minuten. Pat
trug ein weißes Wollkleid, das ihre Figur betonte. Das
Haar hatte sie zu einer Art Knoten zusammengedreht.
Toby hatte das nie vorher bei ihr gesehen. An wen, zum
Teufel, erinnerte sie ihn? fragte sich Toby.
Sie wirkte entspannt, aber Pelham war anzumerken, daß
er es nicht war. Kaum war er im Haus, da begann er die
Kameraleute anzufauchen. Abigail war nervös, und das
machte die Sache auch nicht besser. Sie bekam sich sofort
mit Pat Traymore in die Haare. Pat wollte, daß das Büffet
aufgebaut würde, und wollte die Senatorin dabei
aufnehmen, wie sie alles inspizierte und kleine
Änderungen vornahm, etwas umstellte. Abigail wollte
aber nicht, daß das Essen so früh herausgestellt wurde.
»Senatorin, es dauert einige Zeit, bis alles so ist, wie wir
es haben möchten«, erklärte Pat ihr. »Es ist viel einfacher,
wenn Sie es jetzt tun, als später, wenn Ihre Gäste um Sie
herumstehen und zusehen.«
»Ich werde meine Gäste nicht wie Statisten in einem
zweitklassigen Film herumstehen lassen«, entgegnete
Abigail bissig.
»Dann schlage ich vor, daß wir das Büffet jetzt
aufnehmen.«
Toby fiel auf, daß Pat nicht klein beigab, wenn sie sich
etwas in den Kopf gesetzt hatte. Luther bemerkte, daß
Abigail alle Speisen selbst zubereitet habe. Und das zog
neue Auseinandersetzungen nach sich. Pat wollte sie
aufnehmen, wie sie in der Küche arbeitete.
»Senatorin, alle Welt glaubt, daß Sie die Sachen
telefonisch bestellen und sich alles fertig ins Haus
kommen lassen, wenn Sie eine Party geben. Daß Sie alles
tatsächlich selbst zubereiten, wird Ihnen die
Wertschätzung aller Frauen einbringen, die gezwungen
sind, dreimal am Tag etwas zu essen zu machen, ganz zu
schweigen von den Männern und Frauen, deren Hobby das
Kochen ist.«
Abigail lehnte glattweg ab, aber Pat blieb hartnäckig.
»Senatorin, es gibt nur einen einzigen Grund, warum wir
hier sind, nämlich um Sie den Zuschauern von der
menschlichen Seite zu zeigen.«
Am Ende war es Toby, der Abigail zur Mitarbeit
bewegte.
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