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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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in den
Sessel gegenüber der Couch.
Sam hatte sich umgezogen, als er bei seiner Wohnung
vorbeigefahren war. Er trug jetzt einen überwiegend grau
blau gemusterten Argyle-Pullover, der gut zu dem Blau
seiner Augen und den grauen Strähnen in seinem
dunkelbraunen Haar paßte. Er setzte sich auf die Couch,
und sie fand, seinen Bewegungen und den Fältchen um
seine Augen war Müdigkeit anzumerken.
»Wie ist es gelaufen, nachdem ich gegangen bin?«
»Etwa so, wie du’s auch gesehen hast. Es gab jedoch
einen Höhepunkt. Der Präsident hat angerufen, um Abigail
frohe Weihnachten zu wünschen.«
» Der Präsident hat angerufen! Sam, heißt das …?«
»Ich wette, er läßt nur keine Chance ungenutzt.
Wahrscheinlich hat er Claire Lawrence auch angerufen.«
»Du meinst, er hat noch keine Entscheidung getroffen?«
»Ich glaube, er läßt immer noch Versuchsballons
steigen. Du hast ja selbst miterlebt, wie er letzte Woche
bei dem Essen im Weißen Haus Abigail groß
herausgestellt hat. Aber am Abend darauf haben er und die
First Lady an einem privaten Abendessen zu Ehren von
Claire teilgenommen.«
»Sam, hat diese Mirror -Titelseite Senatorin Jennings
sehr geschadet?«
Er zuckte mit den Schultern. »Schwer zu sagen. Abigail
hat für den Geschmack vieler Leute hier die Rolle der
Südstaatenaristokratin zu sehr überzogen. Andererseits
bringt ihr das vielleicht gerade Sympathien ein. Ein
Problem ist auch: Der Pressewirbel um die gegen dich
vorgebrachten Drohungen hat dazu geführt, daß auf dem
Capitol Hill viel hinter vorgehaltener Hand gewitzelt wird
– und immer auf Abigails Kosten.«
Pat starrte auf ihren noch nicht angerührten Brandy. Sie
hatte plötzlich ein trockenes, fauliges Gefühl im Mund.
Letzte Woche hatte Sam sich wegen des Einbruchs noch
um sie gesorgt. Jetzt teilte er Abigails Reaktion auf die
Presseberichterstattung. Naja, auf eine gewisse Weise
vereinfachte das alles. »Wenn diese Sendung Senatorin
Jennings noch mehr unvorteilhafte Publicity einbringt,
könnte sie das die Vizepräsidentschaft kosten?«
»Vielleicht. Kein Präsident, schon gar nicht einer mit
tadelloser Amtsführung, wird es riskieren, daß sein Ruf
Schaden nimmt.«
»Genau das habe ich befürchtet – daß du das sagst.« Sie
erzählte ihm von Eleanor Brown und Catherine Graney.
»Ich weiß nicht, was ich tun soll«, schloß sie. »Soll ich
Luther warnen, ihm raten, diese Themen bei der Sendung
auszuklammern? Wenn ich das tue, wird er der Senatorin
die Gründe dafür nennen müssen.«
»Eine weitere Verschlechterung könnte Abigail nicht
ertragen«, sagte Sam rundheraus. »Nachdem die anderen
alle fort waren, war sie richtig überspannt.«
»Nachdem die anderen fort waren?« Pat runzelte die
Stirn. »Heißt das, du bist dann noch geblieben?«
»Sie hat mich darum gebeten.«
»Ich verstehe.« Sie spürte, wie sie der Mut verließ. Das
bestätigte ihre Vermutungen. »Dann sollte ich Luther
nichts davon sagen.«
»Versuche es so. Wenn dieses Mädchen …«
»Eleanor Brown.«
»Ja – wenn sie dich anruft, überrede sie, zu warten, bis
ich herausgefunden habe, ob wir wieder eine bedingte
Strafaussetzung erlangen können. In dem Falle gäbe es
keinen Pressewirbel, wenigstens solange nicht, bis der
Präsident seine Entscheidung bekannt gegeben hat.«
»Und Catherine Graney?«
»Laß mich erst Einblick in die Absturzunterlagen
nehmen. Wahrscheinlich entbehren ihre Behauptungen
jeglicher Grundlage. Hältst du es für möglich, daß eine
dieser Frauen die Drohungen gegen dich vorgebracht
hat?«
»Eleanor bin ich nie begegnet. Bei Catherine Graney bin
ich sicher, daß sie es nicht war. Und vergiß nicht, daß es
eine Männerstimme war.«
»Stimmt. Hat er noch einmal angerufen?«
Ihr Blick fiel auf den Karton unter dem Tisch. Sie
überlegte, ob sie Sam die Raggedy Ann -Puppe zeigen
sollte, verwarf die Idee jedoch wieder. Sie wollte nicht,
daß er sich weiter Sorgen um sie machte. »Nein.«
»Das freut mich zu hören.« Er trank seinen Brandy aus
und stellte das Glas auf den Tisch. »Es war ein langer Tag,
und du mußt todmüde sein.«
Das war der Einstieg, auf den sie gewartet hatte. »Sam,
vorhin auf der Rückfahrt von der Senatorin habe ich
angestrengt nachgedacht. Willst du wissen, worüber?«
»Natürlich.«
»Ich bin mit drei bestimmten und ziemlich idealistischen
Vorstellungen nach Washington gekommen. Ich wollte
eine Emmy-reife Dokumentarsendung über eine
wunderbare, noble Frau machen.

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