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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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drückte auf den Play -Knopf und begann sich Notizen zu machen:
    Vielleicht hat Abby auch mal Kopf und Kragen für mich
riskiert … Ich arbeitete für einen Buchmacher in New
York und geriet in Schwierigkeiten … Ich habe Abby und
Willard Jennings früher zu Parties hierhergefahren … Ein
niedliches kleines Ding, Kerry.
    Sie war froh, als sie auf das Gespräch mit der Kellnerin,
Ethel Stubbins, und ihrem Mann Ernie umschalten konnte.
Sie hatten auch etwas über Toby gesagt. Sie fand die
Stelle wieder. Ernie sagte: »Grüßen Sie ihn von mir. Und
fragen Sie ihn, ob er immer noch Geld bei Pferdewetten
verliert.«
    Auch Jeremy Saunders hatte über Toby gesprochen. Sie
hörte sich seine spöttischen Bemerkungen über die
»Juxtour« mit dem »ausgeborgten« Wagen an und die
Geschichte, wie sein Vater Abigail abgefunden hatte: »Ich
frage mich noch immer, ob nicht Toby seine Hand dabei
im Spiel hatte.«
    Nachdem sie sich die letzte Kassette angehört hatte, las
Pat sich mehrfach die zu Papier gebrachten Aussagen
durch. Sie wußte, was sie zu tun hatte. Wenn Eleanor sich
stellte und wieder ins Gefängnis gesteckt wurde, wollte
sie, das schwor sie sich, den Fall so lange weiterverfolgen,
bis sie für sich selbst zufriedenstellend geklärt hatte, ob
Eleanor schuldig war oder nicht. Und wenn dabei
herauskommt, daß ich ihre Version der Geschichte glaube,
dachte Pat, werde ich alles tun, um ihr zu helfen. Auch
wenn es auf Abigails Kosten geht.
    Pat ging aus der Bibliothek in den Flur und weiter zur
Treppe. Sie blickte hinauf, hielt dann zögernd inne. Die
Stufe hinter der Biegung. Auf der habe ich immer
gesessen. Einem Impuls folgend, lief sie die Treppe
hinauf, setzte sich auf die Stufe, lehnte ihren Kopf gegen
das Geländer und schloß die Augen.
    Ihr Vater war unten im Flur. Sie hatte sich tiefer in den
Schatten geduckt, weil sie wußte, daß er wütend war, daß
er diesmal nicht im Scherz sagte, er würde sie finden. Sie
war wieder in ihr Bett gehuscht.
    Sie lief die restlichen Stufen hinauf. Ihr früheres Zimmer
lag hinter dem Gästezimmer, auf der Rückseite des
Hauses, mit Blick auf den Garten. Es stand jetzt leer.
    An dem ersten Morgen, als die Umzugsleute überall im
Haus herumrannten, war sie da hineingegangen, aber das
Zimmer hatte keinerlei Erinnerungen in ihr wachgerufen.
Jetzt erinnerte sie sich wieder an das Bett mit dem weißen
Rüschenhimmel, an den kleinen Schaukelstuhl am Fenster
mit der Spieldose, an die Regale voller Spielsachen.
    In der Nacht bin ich schnell wieder ins Bett gehuscht.
Ich hatte Angst, weil Daddy so zornig war. Das
Wohnzimmer ist direkt unter diesem Zimmer. Ich konnte
Stimmen hören; sie schrien einander an: Dann der laute
Knall, und Mutter schrie: »Nein … Nein!«
    Mutter schrie. Nach dem lauten Knall. Hatte sie noch
schreien können, nachdem sie getroffen war, oder hatte sie
geschrien, als ihr klar wurde, daß sie ihren Mann
erschossen hatte?
    Pat spürte, wie sie am ganzen Leib zu zittern begann. Sie
griff nach der Tür, um sich festzuhalten, spürte, wie ihre
Hände feucht wurden, wie ihr Schweißperlen auf die Stirn
traten. Ihr Atem kam kurz, schwer hechelnd. Sie dachte,
ich habe Angst. Aber es ist vorbei. Es ist so lange her.
    Sie machte kehrt und merkte, wie sie den Flur
entlanglief; sie hastete die Treppe hinunter. Ich bin wieder
da, dachte sie. Es fällt mir wieder ein. »Daddy, Daddy«, rief sie leise. Am Fuß der Treppe machte sie kehrt und
begann mit ausgestreckten Armen durch den Flur zu
stolpern. Daddy … Daddy!
    Im Wohnzimmer sank sie auf die Knie. Um sie herum
waren vage Schatten, die keine Formen annehmen
wollten. Sie vergrub das Gesicht in den Händen und
begann zu schluchzen: »Mutter, Daddy, kommt zurück.«
    Sie war aufgewacht, und da war ein Babysitter bei ihr
gewesen, jemand, den sie nicht kannte. Mutter. Daddy. Ich
will meine Mutter. Ich will meinen Daddy. Und sie waren
gekommen. Mutter hatte sie hin- und hergewiegt. Kerry,
Kerry, ist ja gut. Daddy hatte ihr übers Haar gestreichelt;
seine Arme hatten sich um sie beide gelegt. Ruhig, Kerry,
wir sind ja da.
    Nach einer Weile richtete sich Pat auf und starrte, kniend
gegen die Wand gelehnt, ins Zimmer. Wieder hatte sich
eine Erinnerung Bahn gebrochen. Sie war sich ihrer
Echtheit sicher. Gleichgültig, wer von beiden sich in jener
letzten Nacht schuldig gemacht hat, dachte sie grimmig,
ich weiß, daß beide mich geliebt haben …

28
    Auf der

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