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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Kinosaal gingen die Lichter an,
und er erhob sich schnell. Er durfte keine Aufmerksamkeit
auf sich lenken. Er würde jetzt in einen zweiten Film
gehen und anschließend noch in einen dritten. Danach
würde es dunkel sein. Wo könnte er die Stunden bis zu der
Sendung morgen abend sicherer verbringen als in Patricia
Traymores eigenem Haus? Kein Mensch käme auch nur
im Traum auf die Idee, ihn dort zu suchen.
Du mußt ihr eine Chance geben, ihre Unschuld zu
beweisen, Arthur. Du darfst nichts überstürzen. Die Worte
kamen aus einem Wirbeln in der Luft über seinem Kopf.
»Ich verstehe«, sagte er. Wenn in der Sendung nichts über
Glory vorkam, würde Patricia Traymore nie erfahren, daß
er bei ihr untergeschlüpft war. Wurde Glory jedoch
gezeigt und identifiziert, würde Patricia von den Engeln
bestraft.
Er würde die Rachefackel persönlich anzünden.

29
    Um ein Uhr kam Lila Thatchers Hausgehilfin aus dem
Kolonialwarenladen zurück. Lila war in ihrem
Arbeitszimmer und schrieb an einem Vortrag, den sie in
der nächsten Woche an der University of Maryland halten
wollte. Das Thema lautete: »Nutze deine psychischen
Kräfte.« Lila saß mit gefalteten Händen über ihre
Schreibmaschine gebeugt.
    Ihre Hausgehilfin klopfte an die Tür. »Miss Lila, Sie
sehen nicht sehr glücklich aus.« Die Frau sprach mit der
angenehmen Vertraulichkeit einer Angestellten, die längst
Vertraute und Freundin geworden war.
    »Das bin ich auch nicht, Ouida. Für jemanden, der
anderen beibringen will, ihre psychischen Kräfte zu
nutzen, bin ich innerlich ziemlich durcheinander.«
»Ich habe die Tribune mitgebracht. Möchten Sie jetzt
einen Blick hineinwerfen?«
    »Ja, ich glaube.«
Fünf Minuten später las Lila fassungslos vor Wut die
Doppelseite von Gina Butterfield. Eine Viertelstunde
    danach klingelte sie bei Pat. Voller Entsetzen sah sie, daß
Pat geweint hatte. »Ich muß Ihnen etwas zeigen«, erklärte
sie.
    Sie gingen in die Bibliothek. Lila legte die Zeitung auf
den Tisch und schlug sie auf. Sie sah, wie Pat die
Schlagzeile las und alle Farbe aus ihrem Gesicht wich.
    Ratlos überflog Pat den Text, besah sich die Bilder.
»Mein Gott, das erweckt den Eindruck, als hätte ich
mich über den Einbruch ausgelassen, über die Senatorin,
über das Haus, über alles. Lila, ich kann Ihnen gar nicht
sagen, wie sehr sich alle darüber aufregen werden. Luther
Pelham hat alle Bilder, auf denen meine Mutter und mein
    Vater zu sehen waren, aus den alten Filmen
herausschneiden lassen. Er wollte nicht, daß jemand die
Senatorin mit dem – ich zitiere – ›Adams-Desaster‹ in
Verbindung bringt. Es ist so, als wären da Kräfte in
Bewegung geraten, die sich nicht aufhalten lassen. Ich
weiß nicht, ob ich versuchen soll, eine Erklärung dafür
abzugeben, oder ob ich um meine Entlassung bitten soll
oder was.« Sie bemühte sich, Tränen der Wut zu
unterdrücken.
Lila begann die Zeitung wieder zusammenzufalten.
    »Ich kann Ihnen keinen Rat geben, was Ihre Arbeit
angeht, ich kann Ihnen nur raten, sich das nicht weiter
anzusehen, Kerry. Ich mußte es Ihnen zeigen, aber ich
nehme es wieder mit nach Hause. Es ist nicht gut, wenn
Sie sich weiter so sehen, wie Sie damals an diesem Tag
aussahen – wie eine zerbrochene Puppe.«
    Pat faßte die ältere Dame am Arm. »Warum haben Sie
das gesagt?«
»Was gesagt? Sie meinen, daß ich Kerry zu Ihnen gesagt
habe? Das ist mir nur so rausgerutscht.«
»Nein, ich meine, warum haben Sie mich mit einer
zerbrochenen Puppe verglichen?«
Lila starrte sie an, dann blickte sie auf die Zeitung. »Das
steht hier drin«, sagte sie. »Ich habe es gerade gelesen.
Schauen Sie selbst.« In der ersten Spalte hatte Gina
Butterfield einen Auszug aus dem Originalbericht der Tribune über den Mord und Selbstmord abgedruckt.
    Polizeichef Chief Collins bemerkte zu dem schaurigen
Ereignis: »Das war der schlimmste Anblick, der sich mir
je geboten hat. Als ich das arme kleine Ding wie eine
zerbrochene Puppe daliegen sah, habe ich mich gefragt,
warum er die Kleine nicht auch erschossen hat. Das wäre
für sie einfacher gewesen.«
»Eine zerbrochene Puppe«, flüsterte Pat. »Wer immer sie
hiergelassen hat, kannte mich also damals.«
    »Was hiergelassen hat? Pat, setzen Sie sich. Sie sehen
aus, als ob Sie gleich ohnmächtig würden. Ich hole Ihnen
ein Glas Wasser.« Lila eilte aus dem Zimmer.
    Pat lehnte ihren Kopf gegen die Rücklehne der Couch
und schloß die Augen. Von den

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