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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Zeitungsberichten über
die Tragödie, die sie nachgelesen hatte, kannte sie diese
Bilder, wie die Leichen hinausgetragen wurden, wie sie
selbst bandagiert und blutig auf der Bahre lag. Aber sie
jetzt neben diesen Fotos von lächelnden, scheinbar
sorgenfreien Paaren zu sehen war schlimm. Sie konnte
sich nicht erinnern, diesen Ausspruch des Polizeichefs
schon einmal gelesen zu haben. Vielleicht hatte sie die
Ausgabe der Zeitung, in der das gestanden hatte, nicht
gesehen. Aber es bewies, daß derjenige, der ihr gedroht
hatte, sie damals gekannt hatte.
Lila kam mit einem Glas kaltem Wasser wieder.
    »Es geht mir schon wieder gut«, sagte Pat. »Lila, als
neulich bei mir eingebrochen worden ist, hat man mir
nicht nur einen Drohbrief dagelassen.« Sie zerrte an dem
Karton, um ihn unter dem Tisch vorzuziehen. Er saß so
fest darunter, daß er sich nicht von der Stelle rührte. Ich
kann mir gar nicht vorstellen, daß ich ihn so fest verkeilt
habe, dachte Pat. Während sie sich abmühte, erzählte sie
Lila, wie sie die Puppe gefunden hatte.
    Lila hörte schockiert zu. Der Eindringling hatte eine
blutbesudelte Puppe am Kamin zurückgelassen? Pat war
hier in Gefahr. Sie hatte es ja die ganze Zeit gespürt. Sie
war noch immer in Gefahr.
    Pat bekam den Karton frei. Sie machte ihn auf und
durchwühlte ihn schnell. Lila fiel auf, wie sich ihr
Gesichtsausdruck veränderte, wie sie erst erstaunt aussah,
dann erschrocken: »Pat, was ist los?«
    »Die Puppe. Sie ist fort.«
»Sind Sie sicher …?«
    »Ich habe sie selber hier hineingetan. Ich habe sie mir
erst vor ein paar Tagen noch einmal angesehen. Lila, ich
habe ihr die Schürze abgenommen. Bei deren Anblick
konnte einem übel werden. Ich habe sie weiter unten
vergraben. Vielleicht ist sie noch da.« Pat durchstöberte
den Karton. »Sehen Sie, da ist sie.« Lila betrachtete das
zerknitterte, mit rotbraunen Flecken besudelte weiße
Baumwolltuch, an dem die Schärpenbänder lose seitlich
herunterhingen.
»Wann haben Sie die Puppe das letzte Mal gesehen?«
    »Samstag nachmittag. Ich hatte sie auf dem Tisch liegen.
Dann kam der Chauffeur der Senatorin und brachte mir
weitere Fotoalben. Da versteckte ich sie wieder. Ich wollte
nicht, daß er sie sieht.« Pat schwieg einen Moment.
    »Warten Sie. Das war irgendwie merkwürdig, wie Toby
hereinkam. Er war unfreundlich und sah sich dauernd im
Zimmer um. Ich hatte auf sein Klingeln hin nicht gleich
geöffnet, und er hat sich vermutlich gefragt, was ich
gerade gemacht hatte. Und dann sagte er, er würde allein
hinausfinden. Als ich die Tür zuschlagen hörte, beschloß
ich, den Riegel vorzuschieben, und da, Lila, ging die Tür
wieder auf. Toby hatte etwas in der Hand, das aussah wie
eine Kreditkarte. Er versuchte, das Ganze mit der
Bemerkung abzutun, daß er das Schloß nur mir zuliebe
hätte testen wollen und daß ich daran denken sollte, den
Riegel vorzuschieben.
    Er kannte mich, als ich klein war. Vielleicht kamen die
Drohungen von ihm. Aber warum?«
Es war noch früh am Nachmittag, aber der Himmel war
grau und wolkenverhangen. Die dunkle Holzvertäfelung
und das trübe Licht ließen Pat klein und verletzlich
erscheinen. »Wir müssen sofort die Polizei rufen«, sagte
Lila. »Sie wird den Chauffeur vernehmen.«
»Das kann ich nicht machen. Was soll die Senatorin
denken? Und es ist nur eine Vermutung. Aber ich wüßte
jemanden, der Toby unauffällig überprüfen lassen
könnte.« Pat bemerkte, wie besorgt Lila aussah. »Es wird
schon gut gehen«, versicherte sie ihr. »Ich werde die Tür
immer verriegeln – und Lila, wenn alles, was geschehen
ist, in der Absicht geschah, die Sendung zu stoppen, so ist
es dafür wirklich zu spät. Heute abend zeichnen wir noch
auf, wie die Senatorin von der Arbeit nach Hause kommt.
Morgen machen wir noch ein paar Studioaufnahmen, und
morgen abend wird die Sendung ausgestrahlt. Danach
wird es keinen Grund mehr geben, mich einzuschüchtern
zu versuchen. Und ich glaube allmählich, darum handelt
es sich bei all dem – nur um einen Versuch, mich
abzuschrecken.«
Einige Minuten später verabschiedete sich Lila. Pat
mußte um vier Uhr im Studio sein. Sie versprach, ihren
Freund, den Kongreßabgeordneten Sam Kingsley,
anzurufen und ihn zu bitten, den Chauffeur überprüfen zu
lassen. Zu Lilas Entsetzen wollte Pat die Zeitung
unbedingt behalten. »Ich muß das noch einmal in Ruhe
durchlesen und genau wissen, was darin steht. Wenn Sie
mir die

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