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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Zeitung nicht geben wollen, werde ich losgehen
und mir eine kaufen.«
Lilas Hausgehilfin öffnete ihr die Tür, als sie die Stufen
hinaufstieg. »Ich habe nach Ihnen Ausschau gehalten,
Miss Lila«, erklärte sie. »Sie haben gar nicht zu Ende
gegessen und wirkten sehr erregt, als Sie weggingen.«
»Du hast Ausschau nach mir gehalten, Ouida?« Lila ging
ins Eßzimmer und zu den Fenstern zur Straße hin. Von da
konnte sie die ganze Vorderfront und die rechte Seite von
Pats Haus und dem Grundstück sehen. »Es geht nicht«,
murmelte sie. »Er ist durch die Terrassentüren
eingebrochen, und die kann ich von hier aus nicht sehen.«
»Was meinen Sie, Miss Lila?«
»Ach nichts. Ich will mich in den Hinterhalt legen und
hatte daran gedacht, meine Schreibmaschine auf einen
Tisch direkt am Fenster zu stellen.«
»Hinterhalt?«
»Ja, das ist so ein Ausdruck, der bedeutet, daß man sich
auf die Lauer legt und Wache hält, wenn man mit etwas
Schlimmem rechnet.«
»Sie rechnen mit etwas Schlimmem, Lila? Glauben Sie,
daß dieser Herumtreiber wiederkommen könnte?«
Lila starrte in die unnatürliche Dunkelheit, die Pats Haus
umgab. Von Vorahnungen gequält, antwortete sie düster:
»Genau das glaube ich.«

30
    Seit Vaters Anruf hatte Glory jeden Moment damit
gerechnet, daß die Polizei käme. Um zehn Uhr war es
soweit. Die Tür des Maklerbüros ging auf und ein Mann
Mitte dreißig kam herein. Sie blickte auf, und sah, daß
draußen ein Streifenwagen parkte. Ihre Finger glitten von
der Schreibmaschine herunter.
    »Detective Barrott«, stellte sich der Besucher vor und
hielt ihr eine Dienstmarke hin. »Ich würde gerne Gloria
Stevens sprechen. Ist sie da?«
    Glory stand auf. Sie glaubte schon seine Fragen zu
hören: Ist Ihr richtiger Name nicht Eleanor Brown?
Warum haben Sie sich nicht an die Bedingungen der
Strafaussetzung gehalten? Wie lange glaubten Sie, so
davonzukommen?
    Detective Barrott kam zu ihr herüber. Er hatte ein
offenes, rundliches Gesicht und sandfarbenes Haar, das
sich um seine Ohren ringelte. Seine Augen sahen sie
forschend an, aber nicht unfreundlich. Ihr kam zum
Bewußtsein, daß er etwa gleich alt war wie sie, und er kam
ihr etwas weniger beängstigend vor als der höhnische
Polizeibeamte, der sie verhört hatte, nachdem das Geld in
ihrem Abstellraum gefunden worden war.
    »Miss Stevens? Haben Sie keine Angst. Könnte ich Sie
vielleicht privat sprechen?«
»Wir könnten da hinein gehen.« Sie führte ihn in
Mr. Schullers kleines Privatbüro. Dort standen zwei
Ledersessel vor Mr. Schullers Schreibtisch. Sie setzte sich
in den einen, und der Detective nahm in dem anderen
Platz.
»Sie sehen verängstigt aus«, sagte er freundlich. »Sie
haben nichts zu befürchten. Wir wollen nur mit Ihrem Dad
reden. Wissen Sie, wo wir ihn erreichen können?«
Mit Ihrem Dad reden. Vater! Sie schluckte. »Als ich zur
Arbeit aufbrach, war er zu Hause. Vielleicht ist er zur
Bäckerei gegangen.«
»Er ist nicht zurückgekommen. Vielleicht weil er das
Polizeiauto vor Ihrem Haus sah. Meinen Sie, er könnte bei
Verwandten sein oder bei Freunden?«
»Ich … ich weiß nicht. Warum wollen Sie mit ihm
sprechen?«
»Wir wollen ihm nur ein paar Fragen stellen. Hat er Sie
heute vormittag zufällig angerufen?«
Dieser Mann hielt Arthur für ihren Vater. An ihr war er
gar nicht interessiert.
»Ja, er … er hat tatsächlich angerufen. Aber ich
telefonierte gerade mit meinem Boss.«
»Was wollte er denn?«
»Er – er wollte, daß ich mich mit ihm treffe, und ich
habe ihm gesagt, daß ich das nicht könnte.«
»Wo wollte er sich mit Ihnen treffen?«
Vaters Worte klangen ihr noch in den Ohren. Metro
Central … Ausgang Zwölf G … Wo war er jetzt? Steckte
er in Schwierigkeiten? Vater hatte die ganzen Jahre für sie
gesorgt. Sie konnte und durfte ihm jetzt nicht schaden.
Sie überlegte sorgfältig, was sie sagte: »Ich konnte nicht
am Telefon bleiben. Ich – ich habe ihm nur gesagt, ich
könne nicht aus dem Büro fort, und habe praktisch mitten
im Gespräch aufgehängt. Warum wollen Sie mit ihm
reden? Was ist passiert?«
»Nun, vielleicht gar nichts.« Der Detective hatte eine
nette Stimme. »Spricht Ihr Dad mit Ihnen über seine
Patienten?«
»Ja.« Die Antwort war einfach. »Er macht sich so viel
Sorgen um sie.«
»Hat er Ihnen gegenüber mal eine Mrs. Gillespie
erwähnt?«
»Ja. Sie ist letzte Woche gestorben, nicht? Er war so
unglücklich. Weil ihre Tochter sie gerade besuchen

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