Das Haus an der Düne
über zu Nummer zwei.»
«Oh, das ist noch uninteressanter. Wenn ich schwimmen gehe, benutze ich immer einen steilen Klippenpfad hinunter zum Meer, weil man dort von einem Felsen aus gut tauchen kann. Irgendwie hatte sich wohl ein Felsbrocken gelöst und rollte mit Getöse direkt an mir vorbei. Nummer drei war ganz anders. Irgendetwas stimmte nicht mit den Bremsen, ich weiß nicht genau, was. Der Mechaniker hat es mir zwar erklärt, aber ich habe es nicht verstanden. Nun, jedenfalls, wenn ich durch das Eingangstor und den Hügel hinabgefahren wäre, hätten sie wohl versagt und ich wäre mit einem höllischen Aufprall direkt im Rathaus gelandet. Zwangsläufige Folge: eine geringfügige Demolierung des Rathauses und Totalschaden meiner Person. Da ich jedoch immer etwas vergesse, drehte ich nochmal um und rauschte daher nur in die Lorbeerhecke.»
«Und Sie können mir nicht sagen, wo der Fehler lag?»
«Fragen Sie doch in Motts Werkstatt. Die wissen es sicher. Es war eine relativ simple und technische Sache, hatte mit lockeren Schrauben zu tun, glaube ich. Ich frage mich, ob Ellens Sohn (sie ist mein Mädchen für alles, war vorhin an der Tür) daran herumgespielt hat. Jungen tun das doch zu gerne. Ellen schwört natürlich, dass er nicht einmal in der Nähe des Wagens war. Egal, was Mott auch sagt, ich habe das Gefühl, jemand hat an einer Schraube herumgedreht.»
«Wo befindet sich Ihre Garage, Mademoiselle?»
«An der Rückseite des Hauses.»
«Ist sie gewöhnlich abgesperrt?»
In Nicks weit aufgerissenen Augen lag Erstaunen.
«O nein. Natürlich nicht.»
«Also hätte jeder ungestört den Wagen manipulieren können?»
«Nun, ja, ich denke schon. Aber es kommt mir so albern vor.»
«Nein, Mademoiselle. Es ist ganz und gar nicht albern. Sie wollen einfach nicht verstehen. Sie sind in Gefahr – in höchster Gefahr. Niemand Geringerer als meine Wenigkeit teilt Ihnen dies mit. Wissen Sie überhaupt, wer ich bin?»
«Nein», erwiderte Nick etwas angespannt.
«Ich bin Hercule Poirot.»
«Oh!», sagte Nick ziemlich matt. «Oh, ja.»
«Mein Name ist Ihnen bekannt, eh?»
«O ja…»
Sie rutschte unbehaglich in ihrem Sessel hin und her.
Ein unruhiger Ausdruck trat in ihre Augen. Poirot beobachtete sie aufmerksam.
«Es ist Ihnen also peinlich. Ich nehme an, Sie haben meine Bücher nicht gelesen.»
«Nun, jedenfalls nicht alle. Aber Ihr Name ist mir natürlich geläufig.»
«Mademoiselle, Sie sind eine taktvolle, kleine Lügnerin.» (Bei dem Wort zuckte ich zusammen und musste an die Worte nach dem Lunch im Majestic denken.) «Ich vergesse immer – Sie sind ja noch ein Kind – Sie können mich gar nicht kennen. So vergänglich ist der Ruhm. Mein Freund hier wird Sie aufklären.»
Nick sah mich an. Etwas verlegen räusperte ich mich.
«Monsieur Poirot ist – äh – er war – ein großer Detektiv», erklärte ich.
«Ah! Mein Freund», rief Poirot aus. «Mehr fällt Ihnen nicht ein? Mais dis donc! Zieren Sie sich nicht! Sagen Sie Mademoiselle, dass ich Hercule Poirot bin, der einzigartige, der unübertroffene, schlicht der größte Detektiv, den es je gab!»
«Das erübrigt sich jetzt wohl», sagte ich kühl. «Das haben Sie ja bereits erledigt.»
«Ach ja, aber es ist viel angenehmer, bescheiden zu bleiben. Man sollte sich nicht selber loben müssen.»
«Hundebesitzer sollten nicht selbst bellen müssen», stimmte Nick mit gespieltem Mitleid zu. «Übrigens, wie heißt Ihr Hund eigentlich? Dr. Watson, nehme ich an?»
«Mein Name ist Hastings», sagte ich eisig.
«Oh, wie die gleichnamige Schlacht im Jahre – 1066», sagte Nick. «Keiner soll behaupten, ich sei ungebildet. Aber all das ist einfach zu fantastisch. Glauben Sie denn wirklich, jemand will mich um die Ecke bringen? Das wäre wirklich mal was Aufregendes. Aber natürlich passieren solche Dinge nicht in Wirklichkeit. Nur in Büchern. Ich sehe Monsieur Poirot eher als Chirurg, der eine neu erfundene Operationstechnik ausprobieren will, oder als Arzt, der eine seltene Krankheit entdeckt hat und nun am liebsten möchte, dass alle Welt sich ansteckt.»
« Sacré tonnèrre! » , polterte Poirot los. «Wann sind Sie endlich einmal ernst? Ist euch jungen Leuten von heute denn nichts heilig? Es wäre kein sehr gelungener Scherz, lägen Sie nun als hübsche kleine Leiche im Hotelgarten, mit einem hübschen kleinen Loch im Kopf anstatt im Hut. Dann wäre Ihnen das Lachen vergangen, eh?»
«Vielleicht gerade noch ein unheimliches Lachen bei
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