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Das Haus an der Düne

Das Haus an der Düne

Titel: Das Haus an der Düne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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einer Séance » , sagte Nick. «Aber ganz im Ernst, Monsieur Poirot – es ist alles sehr freundlich von Ihnen und so weiter – aber das Ganze muss einfach ein dummer Zufall sein.»
    «Sie sind ein hartnäckiger, kleiner Teufel!»
    «Daher auch mein Name, Nick. Man behauptet, mein Großvater habe seine Seele an den Teufel verkauft. Für die Leute in der Gegend hier war er immer ‹01d Nick›. Er war ein garstiger, alter Mann – dabei sehr amüsant. Ich betete ihn an. Ich war ständig mit ihm zusammen und deshalb nannte man uns bald den ‹Alten Nick› und die ‹Junge Nick›. Eigentlich heiße ich ja Magdala.»
    «Ein ungewöhnlicher Name.»
    «Ja, eine Art Tradition in unserer Familie. Bei den Buckleys hat es immer mehrere Magdalas gegeben. Eine davon hängt hier.»
    Sie wies mit dem Kinn auf ein Bild an der Wand.
    «Ah!», sagte Poirot. Dann wandte er seinen Blick zu dem Porträt über dem Kaminsims und fuhr fort: «Ist das Ihr Großvater, Mademoiselle?»
    «Ja, ein ziemlich fesselndes Porträt, nicht wahr? Jim Lazarus hat mir sogar ein Angebot dafür gemacht, aber ich verkaufe nicht. Ich empfinde nun einmal große Zuneigung für den alten Nick.»
    Poirot schwieg eine Minute und sagte dann sehr ernst: «Kehren wir zum eigentlichen Problem zurück. Hören Sie, Mademoiselle. Ich bitte Sie inständigst, die Angelegenheit ernst zu nehmen. Sie schweben in Gefahr. Heute hat jemand mit einer Pistole auf Sie geschossen…»
    «Mit einer Mauser-Pistole?»
    Einen Augenblick lang war Poirot verblüfft.
    «Ja, warum? Kennen Sie jemanden, der eine Mauser besitzt?»
    Sie lächelte. «Ja, mich selbst.»
    «Sie?»
    «Ja, die Waffe gehörte Vater. Er brachte sie aus dem Krieg mit. Seitdem liegt sie hier irgendwo herum. Erst gestern habe ich sie in der Schublade gesehen.»
    Sie zeigte auf einen altmodischen Sekretär. Aus einem plötzlichen Impuls heraus lief sie hin und zog die Schublade auf. Sie drehte sich um und sah ziemlich ratlos drein. Ihre Stimme bekam plötzlich einen sonderbaren Klang. «Oh!», sagte sie. «Sie ist weg.»

Drittes Kapitel
    Unfälle?
     
    V on diesem Moment an bekam die Unterhaltung eine neue Dimension. Bis dahin hatten Poirot und das Mädchen eine Art Frage-und-Antwort-Spiel gespielt. Altersmäßig trennte sie eine tiefe Kluft. Sein Ruhm und sein Ruf waren für sie ohne Bedeutung – sie gehörte einer Generation an, die nur die berühmten Namen der Gegenwart kennt. Aus diesem Grund machten seine Warnungen keinen großen Eindruck auf sie. In ihren Augen war er lediglich ein drolliger älterer Ausländer mit einer herrlich dramatischen Ader.
    Und diese Einstellung wiederum verwirrte Poirot. Zunächst einmal war er in seiner Eitelkeit gekränkt. Alle Welt kennt Hercule Poirot, betonte er stets. Und hier war nun plötzlich jemand, der ihn nicht kannte. Unwillkürlich dachte ich, dass ihm dies einmal ganz gut tue. Allerdings war es unserem Vorhaben nicht gerade dienlich.
    Mit dem Verschwinden der Pistole nahm die Angelegenheit jedoch eine neue Wendung. Nick behandelte sie nun nicht mehr als einen halbwegs amüsanten Scherz. Wie es ihre Art war, nahm sie die Sache noch immer auf die leichte Schulter, denn es war ihr Lebensmotto, alles leicht zu nehmen; aber in ihrem Verhalten war ein deutlicher Unterschied erkennbar.
    Sie kam zu uns zurück, ließ sich auf der Armlehne eines Sessels nieder und runzelte nachdenklich die Stirn. «Das ist sonderbar», meinte sie.
    Poirot wandte sich plötzlich mir zu. «Sie erinnern sich noch an meine kleine Idee, Hastings? Nun, sie war doch vortrefflich, diese kleine Idee. Angenommen, Mademoiselle wäre erschossen im Hotelgarten aufgefunden worden. Vielleicht wäre sie erst nach Stunden entdeckt worden – nur wenige Leute benutzen diesen Weg. Und neben ihr – aus der leblosen Hand geglitten – liegt ihre eigene Pistole. Zweifellos hätte die brave Madame Ellen sie identifiziert. Dann wären zweifellos Gerüchte entstanden, über Sorgen oder über Schlaflosigkeit…»
    Nick bewegte sich beklommen auf der Lehne hin und her.
    «Das stimmt. Ich sorge mich doch immer halb zu Tode. Jeder hält mich für ein Nervenbündel. Ja – genau so etwas würden sie sagen…»
    «Und es liefe auf Selbstmord hinaus. Auf der Pistole nur Ihre Fingerabdrücke, wie im Lehrbuch – jawohl, es wäre alles äußerst simpel und dabei überzeugend.»
    «Wie schrecklich lustig!», sagte Nick, machte aber zu meiner Genugtuung keinen ausgesprochen belustigten Eindruck.
    Poirot nahm ihre Worte als die

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