Das Haus an der Düne
Floskeln, die sie waren.
« N’est-ce pas? Sie verstehen doch, Mademoiselle, so etwas darf nicht wieder vorkommen. Vier Fehlschlage – ja –, aber der fünfte Versuch könnte gelingen.»
«Kinder kauft Kämme, es kommen lausige Zeiten!», murmelte Nick vor sich hin.
«Aber deswegen sind wir ja hier, mein Freund und ich, um all dies zu verhindern!» Ich war ausgesprochen dankbar für das «wir», denn Poirot bringt es manchmal durchaus fertig, meine Existenz schlicht zu ignorieren.
«Jawohl», warf ich ein, «Sie dürfen sich nicht aufregen, Miss Buckley. Wir werden Sie beschützen.»
«Wie schrecklich nett von Ihnen beiden», sagte Nick. «Ich finde die ganze Angelegenheit einfach herrlich. Überaus spannend.»
Sie behielt ihre leichtfertige, unbekümmerte Haltung bei, doch in ihren Augen glaubte ich, eine gewisse Besorgnis zu lesen.
«Und nun als Erstes», sagte Poirot, «kommt die Befragung.»
Er setzte sich und strahlte sie freundlich an.
«Zunächst, Mademoiselle, die übliche Frage – haben Sie irgendwelche Feinde?»
Fast entschuldigend schüttelte Nick den Kopf.
«Ich fürchte, nein», meinte sie bedauernd.
« Bon. Dann wollen wir diese Möglichkeit einmal ausschließen. Und nun die Frage wie im Kino, wie im Kriminalroman: Wem, Mademoiselle, würde Ihr Tod einen Vorteil bringen?»
«Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen», sagte Nick. «Deshalb kommt mir alles auch so unsinnig vor. Natürlich besitze ich diesen schrecklichen alten Kasten hier, aber die Hypotheken lasten schwer darauf, das Dach leckt und ich glaube kaum, dass sich unter den Klippen eine unentdeckte Mine oder etwas ähnlich Aufregendes befindet.»
«Das Haus ist also belastet, wie?»
«Ja, ich musste diese Hypotheken aufnehmen. Wissen Sie, ich war gezwungen zweimal kurz hintereinander Erbschaftssteuern zu entrichten. Erst starb – vor genau sechs Jahren – mein Großvater und dann mein Bruder. Das war die Krönung meiner finanziellen Probleme.»
«Und Ihr Vater?»
«Er kehrte verwundet aus dem Krieg heim, holte sich eine Lungenentzündung und starb 1919. Meine Mutter starb bereits, als ich noch ein Baby war. Ich lebte hier mit meinem Großvater. Er und Vater mochten sich nicht besonders, was mich keineswegs wundert, daher fand Vater es praktisch, mich hier abzugeben, seinen eigenen Interessen nachzugehen und sich in der Welt herumzutreiben. Gerald – mein Bruder – kam mit Großvater auch nicht gut aus. Ich kann wohl sagen, mir wäre es als Junge wohl ebenso ergangen. Zu meinem Glück bin ich ein Mädchen. Großvater sagte immer, ich sei noch aus dem alten Holz geschnitzt und habe sein Temperament geerbt.» Sie lachte. «Er war ein schrecklicher alter Gauner. Allerdings auch ein Glückspilz. Hier in der Gegend sagte man, dass alles, was er anrührte, zu Gold wurde. Leider war er auch ein Spieler und verspielte alles. Als er starb, hinterließ er lediglich das Haus und das Land. Ich war damals sechzehn und Gerald zweiundzwanzig. Gerald hatte vor drei Jahren einen tödlichen Autounfall, danach ging der Besitz an mich über.»
«Und nach Ihnen, Mademoiselle? Wer ist Ihr nächster Verwandter?»
«Mein Cousin Charles. Charles Vyse. Er ist Rechtsanwalt hier am Ort. Ein sehr anständiger und wertvoller Mensch, jedoch schrecklich langweilig. Er ist mein Berater und hauptsächlich versucht er, mich von meinen Extravaganzen abzuhalten.»
«Er regelt also Ihre geschäftlichen Angelegenheiten?»
«Nun – wenn Sie es so nennen wollen. Ich habe nämlich so gut wie keine geschäftlichen Angelegenheiten. Das mit den Hypotheken hat er für mich arrangiert und mir nahe gelegt, das Pförtnerhaus zu vermieten.»
«Ah, das Pförtnerhaus. Ich wollte gerade danach fragen. Es ist also vermietet?»
«Ja, an irgendwelche Australier. Croft heißen sie. Kolossal herzlich, wissen Sie – mit allem, was dazugehört. Einfach erdrückend freundlich. Dauernd schleppen sie Stangensellerie an, junge Erbsen und dergleichen Gemüse mehr. Sind entsetzt über meinen schlampigen Garten. Im Grunde sind sie eher lästig, jedenfalls er. Zu furchtbar freundlich, um wahr zu sein. Sie ist ja ein armes Ding, invalid und muss den ganzen Tag auf der Couch liegen. Aber sie zahlen pünktlich ihre Miete und das zumindest finde ich großartig.»
«Wie lange leben sie schon hier?»
«Oh, ungefähr sechs Monate.»
«Aha. Und nun, außer diesem Cousin – stammt er eigentlich von Ihrer väterlichen oder mütterlichen Seite ab?»
«Von der
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