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Das Haus an der Düne

Das Haus an der Düne

Titel: Das Haus an der Düne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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auf die Tür zu. «Ach, übrigens, heute Abend gibt es ein Feuerwerk. Wollen Sie auch kommen? Dinner um acht, das Feuerwerk beginnt um halb zehn. Vom Garten aus hat man einen herrlichen Blick und sieht über den ganzen Hafen.»
    «Ich bin entzückt.»
    «Die Einladung gilt natürlich für Sie beide», fügte Nick hinzu. «Vielen Dank», sagte ich.
    «Es geht doch nichts über eine Party, um die müden Lebensgeister wieder zu wecken», bemerkte Nick und ging mit einem kleinen Lachen hinaus.
    « Pauvre enfant » , meinte Poirot bedauernd.
    Er griff nach seinem Hut und entfernte mit großer Sorgfalt ein unendlich winziges Staubkorn von dessen Krempe.
    «Wir gehen aus?», fragte ich.
    « Mais oui, wir müssen uns um juristische Transaktionen kümmern, mon ami. »
    «Ach ja, richtig. Ich verstehe.»
    «Das war bei jemandem mit Ihren geistigen Fähigkeiten nicht anders zu erwarten, Hastings.»
    Die Büroräume der Kanzlei Messr. Vyse, Trevannion & Wynnard lagen in der Hauptstraße. Wir stiegen die Stufen zum ersten Stock hinauf und betraten einen Raum, in dem drei Angestellte eifrig schrieben. Poirot bat darum, zu Mr Vyse vorgelassen zu werden.
    Einer der Angestellten murmelte ein paar Worte in einen Telefonapparat und teilte uns nach einer offensichtlich positiven Antwort mit, Mr Vyse würde uns jetzt empfangen. Er führte uns über den Flur, klopfte an eine Tür und trat beiseite, um uns vorzulassen.
    Mr Vyse erhob sich zur Begrüßung hinter seinem mächtigen, mit Akten beladenen Schreibtisch. Er war ein hochgewachsener junger Mann, ziemlich blass mit unauffälligen Gesichtszügen. Sein Haar lichtete sich bereits an den Schläfen und er trug eine Brille. Er wirkte insgesamt etwas farblos und undefinierbar.
    Poirot hatte sich auf den Besuch vorbereitet. Glücklicherweise hatte er einen noch nicht unterzeichneten Vertrag bei sich, bei dem ihm einige technische Einzelheiten unklar seien und wozu er daher gerne Mr Vyses Rat hören würde.
    Dank Mr Vyses umsichtigen und kompetenten Ausführungen waren Poirots erfundene Zweifel schnell aus dem Weg geräumt und die sprachlichen Unklarheiten beseitigt.
    «Ich bin Ihnen sehr verbunden», murmelte Poirot. «Sie müssen wissen, als Ausländer empfinde ich diese juristischen Angelegenheiten und Formulierungen als besonders schwierig.»
    Da erst fragte Mr Vyse, wer ihn Poirot empfohlen hatte.
    «Ihre Cousine, Miss Buckley», reagierte Poirot sofort, «oder ist sie das nicht? Eine höchst charmante junge Dame. Ich erwähnte ihr gegenüber zufällig etwas über meine Ratlosigkeit, worauf sie mir empfahl, Sie aufzusuchen. Ich versuchte das am Samstagmorgen – ungefähr gegen halb eins –, aber da waren Sie wohl ausgegangen.»
    «Oh ja, ich erinnere mich. Am Samstag verließ ich die Kanzlei recht frühzeitig.»
    «Fühlt sich Ihre Cousine, die kleine Mademoiselle, in dem großen Haus nicht sehr einsam? Sie lebt dort ganz allein, wenn ich richtig verstanden habe.»
    «Das ist zutreffend.»
    «Sagen Sie mir, Mr Vyse, wenn ich mir die Frage gestatten darf: Sehen Sie eine Möglichkeit, dass dieser Besitz auf dem Markt auftaucht?»
    «Nicht die geringste, würde ich sagen.»
    «Sie müssen wissen, ich stelle die Frage nicht einfach so. Ich habe einen Grund dafür. Ich selbst suche nämlich genau so einen Besitz. Das Klima von St. Loo bekommt mir vorzüglich. Zwar ist das Haus anscheinend sehr reparaturbedürftig, aber so weit ich weiß, hat man bis jetzt für seine Instandhaltung nicht gerade viel investiert. Ist es unter diesen Umständen nicht doch möglich, dass Mademoiselle ein Angebot in Betracht ziehen würde?»
    «Da besteht nicht die geringste Aussicht.» Charles Vyse schüttelte mit größter Entschiedenheit den Kopf. «Meine Cousine hängt bedingungslos an dem Haus. Ich weiß genau, dass nichts auf der Welt sie dazu bringen könnte, zu verkaufen. Es handelt sich um Familienbesitz, verstehen Sie.»
    «Ich verstehe das, aber…»
    «Ein Verkauf käme niemals infrage. Ich kenne meine Cousine. Sie liebt das Haus abgöttisch.»
    Ein paar Minuten später befanden wir uns wieder auf der Straße.
    «Nun, mein Freund», sagte Poirot. «Welchen Eindruck hat dieser Mr Charles Vyse denn nun auf Sie gemacht?»
    Ich überlegte. «Einen sehr negativen», sagte ich schließlich. «Er wirkte irgendwie unangenehm.»
    «Ihrer Einschätzung nach keine sehr starke Persönlichkeit?»
    «Wahrhaftig nicht. Genau der Typ Mensch, an den man sich beim nächsten Zusammentreffen nicht mehr erinnern kann.

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