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Das Haus an der Düne

Das Haus an der Düne

Titel: Das Haus an der Düne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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schüttelte den Kopf. «Ich bin nicht mutig. Es ist – es ist das Warten. Sich ständig Gedanken darüber machen, ob noch etwas passieren wird. Und wie es passieren wird! Und ständig darauf warten, dass es passiert.»
    «Ja – diese Anspannung muss Nerven kosten.»
    «Letzte Nacht habe ich mein Bett in die Mitte des Zimmers gestellt. Ich habe das Fenster verschlossen und die Tür verriegelt. Als ich heute Morgen hierher kam, habe ich den Umweg über die Straße genommen. Ich habe es nicht fertig gebracht – ich konnte einfach nicht durch den Garten gehen. Es sieht ganz danach aus, als ließen meine Nerven mich plötzlich im Stich. Wieso musste das jetzt auch noch passieren?»
    «Was genau meinen Sie damit, Mademoiselle? Das auch noch?»
    Es entstand eine kleine Pause, bevor sie antwortete.
    «Ich meine nichts Besonderes. Einfach, was in der Zeitung ‹die Strapaze des modernen Lebens› genannt wird. Ich vermute, die Kombination von zu vielen Cocktails und zu vielen Zigaretten. Ich befinde mich eben nur in einer eigenartigen – ja – Verfassung.»
    Sie hatte sich in einen Sessel fallen lassen, und da saß sie nun und ihre zierlichen Finger verknoteten sich nervös ineinander.
    «Sie sind nicht ganz offen zu mir, Mademoiselle. Es gibt da noch etwas.»
    «Nein, nichts – wirklich nicht.»
    «Es gibt etwas, was Sie mir nicht erzählt haben.»
    «Ich habe Ihnen alles bis ins kleinste Detail erzählt.»
    Sie klang aufrichtig und ehrlich.
    «Ja, alles über diese Unfälle – über diese Angriffe auf Sie – das ja.»
    «Nun, was denn noch?»
    «Aber Sie haben mir nicht alles erzählt, was Ihr Herz bewegt – in Ihrem Leben…»
    «Kann man das überhaupt?»
    «Ah! Da haben wir’s. Sie geben es also zu!», sagte Poirot triumphierend.
    Sie schüttelte den Kopf. Er beobachtete sie scharf.
    «Womöglich handelt es sich nicht um Ihr eigenes Geheimnis», gab er listig zu bedenken.
    Ich glaubte ein kurzes Zucken ihrer Augenlider wahrzunehmen. Aber unmittelbar darauf sprang sie schon wieder auf.
    «Wirklich und wahrhaftig, Monsieur Poirot, ich habe Ihnen alles gesagt, was ich über diese dumme Geschichte weiß. Wenn Sie glauben, ich wüsste etwas über jemand anderen oder hätte jemanden im Verdacht, dann täuschen Sie sich. Im Gegenteil, die Tatsache, dass ich niemanden für verdächtig halte, macht mich verrückt! Ich bin doch kein Narr. Mir ist doch klar, dass diese so genannten ‹Unfälle›, wenn sie keine sind, von jemandem in meiner unmittelbaren Nähe organisiert wurden – von jemandem, der mich kennt. Und genau das ist eine schreckliche Vorstellung. Denn ich habe keinen, auch nicht den blassesten Schimmer, wer dieser Jemand sein könnte.»
    Sie ging wieder hinüber zum Fenster und sah hinaus. Poirot machte mir ein Zeichen, zu schweigen. Ich glaube, er hoffte auf irgendwelche Enthüllungen, nun da das Mädchen sich nicht mehr ganz unter Kontrolle hatte.
    Als sie wieder sprach, klang ihre Stimme verträumt und beinahe entrückt.
    «Wissen Sie, welchen verrückten Wunsch ich schon immer hatte? Ich liebe mein Haus. Schon immer wollte ich hier ein Theaterstück aufführen. Das Haus besitzt eine dramatische Atmosphäre. Vor meinem geistigen Auge habe ich schon viele Stücke hier auf der Bühne gesehen. Und nun ist es so, als ob endlich doch noch ein Drama zur Aufführung käme. Nur stelle ich es nicht auf die Beine, ich bin mittendrin. Ich spiele mit! Womöglich trete ich gleich im ersten Akt ab.»
    Ihre Stimme versagte.
    «Aber, aber Mademoiselle», Poirots Stimme klang resolut und aufmunternd. «Das hat doch keinen Sinn. Das ist reine Hysterie.»
    Sie drehte sich um und betrachtete ihn kritisch.
    «Hat Freddie Ihnen gesagt, ich sei hysterisch?», fragte sie. «Sie ist nämlich dieser Ansicht. Aber Sie dürfen nicht alles glauben, was Freddie sagt. Sie müssen wissen, sie ist zeitweilig – nun – nicht ganz sie selbst.»
    Es entstand eine Pause, dann stellte Poirot eine komplett irrelevante Frage:
    «Sagen Sie, Mademoiselle, hat man Ihnen je ein Angebot für End House gemacht?»
    «Sie meinen, ein Kaufgebot?»
    «Genau, das meine ich.»
    «Nein.»
    «Würden Sie bei einem guten Angebot den Verkauf in Erwägung ziehen?» Nick überlegte einen Augenblick.
    «Nein, ich glaube nicht. Außer das Angebot wäre derart absurd hoch, dass es sträflich wäre, es abzulehnen.»
    « Précisément. »
    «Ich möchte es aber nicht verkaufen, weil ich es liebe, verstehen Sie?»
    «Und ob ich verstehe.»
    Nick bewegte sich langsam

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