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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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versucht, Ihren Mann zu erreichen, aber ohne Erfolg, dann hat er bei der Schulbehörde angerufen, und da Jim und ich sowieso hier vorbeifahren mußten, haben wir versprochen, vorbeizuschauen und nachzusehen, ob Sie zu Hause sind.«
    »O mein Gott«, sagte Ellie.
    Mir wird schwindlig, dachte sie. Ich höre nicht richtig.
    Sie lehnte sich Halt suchend gegen den Türrahmen, die Frau legte die Hand auf ihren Arm und sagte: »Wirklich, Mrs. Pascoe, es ist alles in Ordnung. Sie wissen ja, wie das ist, am Ende des Schuljahres, die Kinder sind aufgeregt, rennen wie verrückt herum. Ich habe auch zwei, ich weiß, wie sie einen auf Trab halten können, glauben Sie mir. Es geht nur darum, rauszufahren und die Kleine abzuholen. Haben Sie einen Wagen? Jim kann mit Ihnen fahren, er weiß, wo der Bus liegengeblieben ist. Ich habe einen dringenden Termin, aber Jim hat ein, zwei Stunden Zeit, stimmt’s, Jim? Er kann Sie auch fahren, wenn Ihnen das lieber ist.«
    »Natürlich«, sagte der Mann. »Kein Problem. Fahr’n am besten gleich los, was? Je eher wir uns auf den Weg machen, desto schneller haben Sie Ihre Kleine wieder.«
    Ellie holte tief Luft. Es war nicht genug. Noch einmal. Es war, als würde man Öl auf eine verrostete Mechanik geben. Sie konnte regelrecht hören, wie die Zahnräder in ihrem Gehirn knirschten, als sie alles noch einmal durchging, was man zu ihr gesagt hatte.
    »Entschuldigung. Darauf war ich nicht gefaßt. Normalerweise bin ich nicht so langsam. Es hat mir einen kleinen Schock versetzt. Ich dachte, Sie wollten mir sagen, es hätte einen Unfall gegeben …«
    »Aber nicht doch«, erwiderte die Frau. »Wirklich nicht.«
    »Haben Sie selbst mit Mr. Johnson, dem Direktor, gesprochen? Hat er Ihnen gesagt, daß es keinen Grund zur Sorge gibt?«
    »Ja, ich habe persönlich mit Mr. Johnson gesprochen«, sagte die Frau bestimmt. »Eine leichte Übelkeit, hat er gemeint. Aber sie will lieber nach Hause, als den ganzen Tag im Bus durchgerüttelt zu werden.«
    »Aber für den Fall, daß es doch was Ernsteres ist, dann wär’s doch besser, wir fahren gleich raus, was?« sagte der Mann freundlich.
    »Jim, ich bitte dich!« tadelte ihn die Frau.
    »Nein, er hat ja recht«, sagte Ellie, trat einen Schritt vor und lächelte den Mann an. »Es ist immer gut, auf das Schlimmste vorbereitet zu sein. Sind Sie vorbereitet, Mr. Westcombe?«
    Dann stieß sie ihm, so fest sie konnte, das Knie zwischen die Beine.
    Es tat ihr gut, daß er so bleich wurde, wie sie selbst es war.
    Nun ließ sie ihren rechten Arm mit Schwung auf den Hals der Frau niedersausen. Der Schlag hätte sie wahrscheinlich zu Fall gebracht, doch ihre Gegnerin war flink und duckte sich, aber nicht tief genug. Ellies Handkante traf sie an der Schläfe über dem rechten Auge, immerhin noch so fest, daß sie rücklings in den
Pompon de Paris
taumelte, der sich links der Veranda an einem Pfosten emporrankte.
    Als Ellie ihn gekauft hatte, hatte Peter gemurrt, man könne doch heutzutage bestimmt eine etwas weniger stachlige, benutzerfreundlichere Rose bekommen, doch sie hatte es nicht bereut. Ihr Vater hatte die kleinen rosafarbenen Pompon-Blüten sehr geliebt, bevor ihm die Alzheimer Krankheit auch diese Freude genommen hatte. Und als sie jetzt die Frau aufschreien hörte, wußte Ellie, daß sie von nun an auch die Dornen lieben würde.
    Sie flüchtete ins Haus und schlug die Tür zu. Mit Wucht ließ sie die Riegel einschnappen, da spürte sie einen Schmerz im rechten Handgelenk, und als sie mit dem Rücken gegen die Tür zu Boden sank, auch in ihrem rechten Knie. Heftig atmend saß sie da, so als wäre sie gerade hundert Meter einen steilen Hügel hinaufgelaufen. Draußen hörte sie Autotüren schlagen, ein Motor sprang an, der Wagen entfernte sich im Rückwärtsgang.
    Sie saß ganz still. Nichts war zu hören außer ihrem eigenen heftigen Atem, und als er sich beruhigt hatte, erhob sie sich, ging zu einem Fenster im oberen Stockwerk und schaute auf die leere Einfahrt hinunter.
    Was immer auch passiert war, es war vorbei. Warum hatte sie trotzdem das Gefühl, daß es jetzt erst anfing?

Drei
    Der Stoff, aus dem die Erinnerungen sind
    U nd du hast ihm tatsächlich das Knie in die Eier gestoßen?« fragte Detective Superintendent Andy Dalziel heiter. »Gut gemacht, Mädel.«
    Sie kannten sich nun schon so lange, daß sie zur vertraulichen Anrede übergegangen waren.
    »Natürlich. Bloß, daß sie anscheinend aus Eisen waren«, sagte Ellie, die quer auf einem Sofa

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