Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill

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hat der Junge erwähnt, daß sie irgendwie komisch wirkte, einen komischen Gang hatte, meine ich?«
    »George Ollershaw in Weiberklamotten?« rief Dalziel mit gespielter Entrüstung. »Er ist ein Mitglied des Gents und Freimaurer!«
    Er lachte schallend und meinte dann: »Nein, ein reizvoller Gedanke, aber da seid ihr auf dem Holzweg. Hört zu, ich erzähle euch eine Geschichte, vielleicht könnt ihr euch einen Reim drauf machen. Vor fünf Jahren hat die Nortrust-Bausparkasse eine Umwandlung durchgemacht. Das heißt, sie gehört nicht länger den Leuten, die dort ihr Geld angelegt oder bei ihr Darlehen aufgenommen hatten, sondern sie wurde eine Bank, eine Aktiengesellschaft, die an die Börse geht und Dividenden an die Aktionäre ausschüttet, von denen die meisten dort weder Ersparnisse noch Darlehen haben. Kommt ihr mit?«
    »Wie es das unzählige Male in den vergangenen zehn Jahren gegeben hat. Ich glaube, das Prinzip ist klar, Chef«, sagte Pascoe.
    »Wirklich? Gut, ich bin ja schon froh, wenn ihr überhaupt was begreift. Es sieht so aus, als hätte Ollershaw eine Menge Geld in der Bausparkasse gehabt, also hatte er dort Stimmrecht wie jeder andere Anleger. Doch während der Debatten um die Umwandlung hielt er sich im Hintergrund, erst später, nachdem alles unter Dach und Fach war, ist er in Erscheinung getreten. Und da stellte sich plötzlich heraus, daß es ein Problem gab. Also, Nortrust ist wie viele andere Bausparkassen und Sparkassen vor langer Zeit von einem wohltätigen alten Knacker gegründet worden, der der Meinung war, die Arbeiter würden noch ein wenig besser arbeiten, wenn sie sich der Kunst des regelmäßigen Sparens befleißigten. Auf diese Weise konnten sie auch langfristig Kredite oder Hypotheken aufnehmen, was sie noch abhängiger von einem regelmäßigen Einkommen machte. Wodurch sie, was noch wichtiger ist, die Möglichkeit bekamen, das Geld auch zurückzuzahlen.«
    Das, so dachte Pascoe, ist wahrlich eine etwas zynische Darstellung viktorianischer Philanthropie, doch er stellte diesen moralischen Gesichtspunkt vorerst zurück.
    »Worauf willst du hinaus, Chef?« fragte er.
    »Nicht so ungeduldig«, erwiderte Dalziel mit einem betrübten Blick auf den leeren Kuchenteller. »Ich komme schon auf den Punkt, so schnell, wie es meine schwachen Kräfte erlauben. Das Problem, an das niemand gedacht hatte, war, daß der Gründer der Nortrust-Bausparkasse das ursprüngliche Gebäude gestiftet hatte, diesen großen schwarzen Granitklotz an der alten Hauptstraße, den heutigen Hauptsitz der Bank, wo Kelly Cornelius gearbeitet hat. Und als die Bausparkasse wuchs und Zweigstellen in Mid-Yorkshire benötigte, da hat er die auch hingestellt. Ein sehr philanthropischer Bursche, aber schlau dazu. Scheint so, als hätte er die Gebäude Nortrust nicht einfach mit allem Drum und Dran übereignet. Nein, er hat es ihnen in Erbpacht überlassen, zu einem minimalen Pachtzins. Aber, und da ist der Haken, der Pachtvertrag aller Gebäude enthielt eine Klausel, die ihre Verwendungsmöglichkeit beschränkte. Nämlich, um es kurz zu machen, nur als Bausparkasse. Vor Gericht hätte man vorbringen können – und zwar mit guten Aussichten auf Erfolg, wie man mir sagte –, daß die Umwandlung der Genossenschaft in eine Aktiengesellschaft eine Verletzung des Pachtvertrags darstellte. Und in diesem Falle hatte der Besitzer der Grundstücke das Recht, den Pachtvertrag zu kündigen und wieder in alle Besitzrechte einzutreten.«
    »Laß mich raten«, sagte Pascoe. »George Ollershaw erwies sich als der Eigentümer der Grundstücke.«
    »Genauso war es. Ja, unser George hatte still und heimlich im Lauf der Jahre all die offenbar wertlosen Grundstücke erworben, und dann wartete er den Zeitpunkt ab, an dem die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft unumkehrbar geworden war, aber die Aktien noch nicht an der Börse gehandelt wurden. Jetzt hatte Nortrust ein echtes Problem. Nicht nur, daß sie vielleicht einen Prozeß verlieren würden und dann vielleicht einen neuen Pachtvertrag mit George aushandeln oder sich eine andere Immobilie suchen mußten, es ging vor allem um die verheerende Wirkung, die diese Panne auf das Vertrauen in die neugegründete Bank und damit auf den Aktienkurs ausüben würde. Man regelte die Sache in aller Stille. George wurden die Taschen mit Optionsscheinen vollgestopft, er bekam einen Sitz im Aufsichtsrat und ein fettes Gehalt als Leiter der Anlageabteilung. Seine Befähigung für diesen Job hatte er ja