Das Haus an der Klippe
fast jedenfalls, ich verstehe immer noch nicht, warum wir nicht Dennis Seymour oder diesen hübschen Jungen, Hat, bekommen konnten, kein Problem mit den Schlafplätzen, sogar Rosie hat ihr eigenes Zimmer. Alles prima also. Du kannst dich ruhigen Gewissens deinen Junggesellenfreuden hingeben. Noch was, falls Post kommt, du weißt schon, von wem, wenn es ein Päckchen ist, wirf es auf den Kleiderschrank, und sag mir nichts davon, bis ich nach Hause komme. Aber wenn es ein Brief ist, mach ihn sofort auf! Ich liebe dich. Tschüß.«
Da stand Pascoe und sah auf den dünnen weißen Umschlag in seiner Hand.
Scheiße. Er wünschte, er wäre nicht gekommen. Gut, es war der Brief und nicht das Päckchen, aber er konnte doch genausogut eine Ablehnung und eine Aufforderung um Zusendung der Portogebühren enthalten, für den Fall, daß sie das Manuskript zurückhaben wollte. Machten Verleger so etwas? Er hatte nie mit einem zu tun gehabt, nicht einmal beruflich, aber angeblich sollte es unter ihnen schlimme Pfennigfuchser geben. War Maxwell nicht Verleger gewesen? Der hatte sich bestimmt nicht mit Pfennigen abgegeben. Ein gutes Zeichen war die handschriftliche Adressierung, das ließ auf persönliches Interesse schließen. Möglicherweise sparten sie aber auch nur am Büropersonal.
Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.
Er riß den Umschlag auf und zog das einzelne Blatt heraus, das er enthielt.
Der Brief war unzweideutig, aber er las ihn dreimal, nur um sicherzugehen.
Dann rief er: »Ja, ja, ja, ja, JA !«, wie ein Pornodarsteller beim Orgasmus, und griff nach dem Telefon.
Nur wenige Dinge sind so frustrierend, wie wenn man eine frohe Botschaft überbringen will und niemanden antrifft.
Er ließ das Telefon im Cottage minutenlang klingeln, bevor er den Hörer auflegte.
Ein Vergnügen hinauszuzögern hieß es steigern – stand es nicht so in allen Sexratgebern?
Es klingelte. Wield stand vor der Tür.
»Herein, herein«, sagte Pascoe. »Setz dich. Was möchtest du trinken? Tee? Bier? Champagner?«
Der Sergeant sah ihn forschend an und sagte: »Tee ist in Ordnung. Du bist so aufgedreht. Hast du Lord Lucan aufgespürt, oder was ist los?«
Pascoe war versucht, ihm die Neuigkeit mitzuteilen. Dann aber dachte er, nein, niemand soll es vor Ellie erfahren, nicht einmal Edgar Wield, der Meister der Verschwiegenheit.
»Nein. Das steht doch erst morgen an, oder? Heute sollen wir bloß Kelly Cornelius finden. Wie kommst du voran?«
»Interessante Neuigkeiten.«
Wield schilderte seine Abenteuer im Park und schloß: »Als ich es dann doch aufgeben wollte, sah ich Old Joe, du weißt schon, den Bettler vom Busbahnhof, der’s an Weihnachten immer drauf anlegt, eingebuchtet zu werden. Er kam gerade von der Stadt her in den Park. Um die Teezeit läuft es immer etwas flau, sagt er, und da macht er gerne ein Nickerchen in der Sonne, vor seiner Feierabendschicht. Das hat er auch gestern so gemacht, und ja, er kann sich an Kelly Cornelius erinnern. Gute Beschreibung. Hübsches Mädchen, Beine bis zum Himmel, so hat er sich ausgedrückt. Wirst du jetzt zum geilen alten Spanner, glotzt den Mädchen auf die Beine? habe ich ihn gefragt. Aber er meinte, er könne nichts dafür, sie sei Fahrrad gefahren, ziemlich flott, und der Rock sei ihr bis zum Hals hochgerutscht.«
»Nette Vorstellung«, sagte Pascoe. »Also wieder das Fahrrad.«
»Ich bin noch mal zu den Kricketspielern gegangen. Der Junge, der etwas beschränkte, von dem ich dir schon erzählt habe, kam mir entgegen. Hat gesagt, es sei langweilig. Ich kenne das Gefühl, die ganze Zeit am Long stop rumzustehen, keinen Schlag zu fangen und dann vom ersten Ball ausgeknockt zu werden. Vielleicht ist er doch nicht so beschränkt, dachte ich. Diesmal habe ich ihm genau zugehört. Er ist sich sicher, daß er nicht nur Cornelius auf dem Fahrrad gesehen hat, sondern daß auch die alte Frau, mit der sie am Kanal gesprochen hat, dasselbe Fahrrad gehabt hat. Sie kam vom Parkplatz und ist den Hügel hinauf zum Klohäuschen gefahren.«
»Bevor oder nachdem sie miteinander gesprochen haben?«
»Danach. Und als er Kelly ein wenig später wiedergesehen hat, kam sie den Weg von den Klos heruntergesaust. Sie ist über die Wiese gefahren, was ihn ziemlich beeindruckt hat, weil es verboten ist, und ein Parkwächter hat sie verfolgt. Zumindest hat der Junge angenommen, daß es ein Parkwächter war, denn wen hätte das sonst gestört?«
»Saubere Logik. Wirklich nicht so beschränkt. Diese alte
Weitere Kostenlose Bücher