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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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erzählt schließlich jemand beiläufig unserem Mann in Bogotá von der Sache. Und der ist zufälligerweise mit Gawain Sempernel zur Schule gegangen.
    Der schlaue alte Gaw. Einst, in jenen teuren, längst vergangenen Tagen, als sogar noch sein Bettgeflüster der Selbstbeweihräucherung diente, er dabei aber so tat, als würde er mich auf einen Spitzenjob vorbereiten, sagte er mir, wer einen großen Fisch fangen will, der dürfe keine Gelegenheit auslassen, seine Angel auszuwerfen, auch in Gewässern, die nicht gerade vielversprechend wirken.
    Und während zu dieser Zeit Chiquillo für ihn höchstens von akademischem Interesse war, hatte er seine Aufmerksamkeit sicher bereits auf Liberata und ihre Hauptakteurin Serafina Macallum gerichtet, und auch Eleanor Pascoe war schon in meinem kleinen Sarg verstaut, alles sauber und ordentlich und relativ friedlich, was Gaw immer so verdächtig findet.
    Zufall ist der Name, den die Dummen der Stimme Gottes geben, der der Richter der Welt ist. Also sprach Gaw.
    Wir nahmen uns schließlich der Sache an. Mrs. Pascoes Briefe wurden nach und nach gegen unsere ausgetauscht, die vom Stil her nicht zu unterscheiden waren, aber viel mehr auf politische Dinge eingingen. Brunas Antworten wurden natürlich abgefangen, lange bevor sie Yorkshire erreichten. Nur gelegentlich wurde Mrs. Pascoe ein förmlich gehaltener, kurzer Brief übersandt, damit sie sich keine allzugroßen Sorgen machte oder irgend etwas unternahm. Die Büchersendung, die Bruna helfen sollte, ihr Englisch zu verbessern, wurde aus unerfindlichen Gründen von der Zensur auf einen einbändigen Shakespeare reduziert, und da dies Brunas einziger Zugang zur englischen Sprache war, gingen ihre Briefe allmählich vom Spanischen in ein schwülstiges elisabethanisches Englisch über.
    Aber immer noch fand sich darin nichts, was den Leuten, die hinter Chiquillo her waren, von Nutzen gewesen wäre. Nicht einmal in den Briefen, von denen Bruna glaubte, sie würden am wachsamen Auge des Zensors vorbei aus dem Gefängnis geschmuggelt.
    Um sie in Sicherheit zu wiegen und zum Plaudern zu verleiten, gab man ihrem Anwalt zu verstehen, daß die Regierung geneigt sei, einem Antrag auf Freilassung stattzugeben, da sie niemals aktiv an den Terroraktionen der PAL teilgenommen hatte. Und schließlich setzte man einen Termin fest.
    Und dann erfuhr Gaw, daß sein alter Feind Popeye Ducannon in Verhandlungen stand, um die Waffen zu verkaufen, die ihm beim Fiasko von Liverpool durch die Lappen gegangen waren. Als Kaufinteressent stellte sich PAL heraus, denn sie wollten wieder in den Guerillakampf einsteigen, waren aber von den üblichen amerikanischen Waffenhändlern abgeschnitten, deren größte einheimische Kunden sie mit einem strikten Lieferboykott belegt hatten. Sie hatten Kelly Cornelius beauftragt, die Sache einzufädeln.
    Oder vielleicht war es Kelly, die mit Chiquillo Kontakt aufgenommen hatte. Denn sie scheinen sich schon lange zu kennen, und sie weiß alles über ihn. Nicht allzu überraschend bei ihrem Gewerbe. Aber es wäre auch nicht überraschend, wenn ihre Beziehung nicht rein beruflicher Natur wäre. Kelly ist … Kelly! Und Fidel, mit seinem knabenhaften Aussehen und seinem teuflischen Herzen, er muß sehr anziehend auf Frauen wirken, die sich von so etwas angezogen fühlen.
    Das sage ich mit der Hochnäsigkeit einer Frau, die stets nach einer Vaterfigur gesucht hat. Aber zumindest hatten wir das teuflische Herz gemeinsam.
    Wenn Kelly Chiquillo von dem Waffenversteck erzählt hat, dann mußte sie folgerichtig auch irgendeine Verbindung zu Popeye haben. Falls das so ist, kann ich mir kaum vorstellen, daß sie auch erotischer Natur wäre. Bin ich sexistisch? Ich denke, ja. Ist es etwa ein Grund, Glubschauge zum Zölibat zu verurteilen, nur weil ich ihn abstoßend finde? Er kann schließlich nichts für sein Aussehen.
    Aber er muß ja tagsüber nicht unbedingt unter die Leute gehen, hat meine Großmutter immer gesagt.
    Wie auch immer, Kelly hat die Verhandlungen mit dem Iren geführt, aber vorläufig blieb es bei einer wechselseitigen Absichtserklärung. Um eine sichere Übergabe zu garantieren, die Ausschiffung der Waffen aus Großbritannien zu organisieren, und schließlich die Lieferung sicher in die Hände der PAL zu leiten – angesichts des vereinten Widerstands ganz Kolumbiens, von der Regierung über die Rebellengruppen bis zu den Drogenbaronen wohl der schwierigste Teil –, brauchte man Unterstützung von ganz oben, in

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