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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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nahe ist sie rangekommen?«
    »Sie oder sonst jemand.«
    Er sah Sempernel voller Abscheu an. »Wo waren da bloß Ihre Leute?«
    »Wo, Mr. Pascoe, waren Ihre, wenn ich fragen darf?« erwiderte Sempernel. »Es mag Sie überraschen, aber ich verfüge nur über begrenzte Kräfte. Ich nahm an, daß die Polizei von Mid-Yorkshire alles daransetzen würde, um ihren Lieben den nötigen Schutz angedeihen zu lassen.«
    Das saß. Pascoe erinnerte sich daran, wie er gegenüber Novello darauf beharrt hatte, daß er sich selbst um seine Familie kümmern könne, solange er zu Hause sei. Wenigstens konnte man davon ausgehen, daß diese Bruna in freundlicher Absicht gekommen war.
    »Der Kerl, der Daphne geschlagen hat«, sagte er. »Was hat der mit der Sache zu tun?«
    »Das war, wie wir annehmen, ein Mann namens Jorge Casaravilla. Die Kolumbianer behalten ihre unzufriedenen Exilanten gerne im Auge, und so sitzen in den meisten Botschaften Leute der größten Anti-Rebellen-Organisation,
Consejo Judicio,
bekannt als die
Cojos
. Offiziell unterstehen sie den Politikern, aber über die Jahre haben sie so viel Macht an sich gezogen, daß sie bei ihren Aktionen niemandem Rechenschaft ablegen müssen.«
    »Ah ja? Muß Ihnen ja bekannt vorkommen«, sagte Dalziel.
    »Bei uns funktioniert das politische System«, erwiderte Sempernel ungerührt. »Als Diplomat bekleidet Casaravilla den Posten eines Handelsattachés in London, aber in Wirklichkeit hat er das Kommando über die Cojos in Europa. Er ist bestechlich und bösartig, und je dreckiger ein Job ist, desto mehr Spaß scheint er daran zu haben. Offiziell haben wir mit ihm kooperiert, wobei unser Interesse Ducannon und den Waffen galt, während es ihm um Chiquillo ging. Inoffiziell verfolgt er offenbar andere Absichten. Der Plan war, denke ich, daß seine Männer aus dem Kielder Forest mit der traurigen Geschichte von einem versuchten Doppelbetrug zurückkommen sollten. Sie wollten erzählen, daß Popeye Ducannon falsche Angaben über das Waffenversteck gemacht habe und daß Fidel Chiquillo nur mit einer Tasche Talkum angerückt sei, nicht mit Kokain. In der darauf folgenden Auseinandersetzung seien alle Iren getötet worden, außerdem auch Chiquillo, wofür sie als Beweis seinen Leichnam präsentieren würden, was an beiden kolumbianischen Fronten genug Freude auslösen würde, um die Operation als uneingeschränkten Erfolg zu feiern. Jorge wollte dann die Glückwünsche entgegennehmen, das Kokain verkaufen und einen neuen Abnehmer für die wertvollen Waffen suchen, wenn sich die Aufregung gelegt hatte.«
    »Meine Güte«, sagte Pascoe. »Und das sind Ihre Partner, sagen Sie?«
    »Geheimdienstarbeit bringt seltsame Bündnisse hervor, Chief Inspector. Ich sollte vielleicht nicht unerwähnt lassen, daß wir für den weiteren Verlauf Vorbereitungen getroffen hatten, um sowohl Popeye als auch Chiquillo getrennt zu schnappen. Wir hätten den Cojos höflich gedankt und die Zusammenarbeit beendet. Mit den Waffen wäre die Operation für uns ein Erfolg gewesen, außerdem hätten wir unser stets etwas knappes Übersee-Budget mit dem Kokain aufbessern können, abgesehen davon, daß es uns in Amerika viele Freunde gebracht hätte, wenn wir Chiquillo den Drogenbehörden zur Befragung überlassen hätten.«
    »Herrgott, Sie sind genauso schlimm wie die!« rief Pascoe entsetzt.
    »Glauben Sie mir, es wäre ein schwerer Fehler, das anzunehmen«, sagte Sempernel ernst.
    Bevor Pascoe antworten konnte, schaltete sich Dalziel ein: »Der Scotch deines Kumpels Patrick ist nicht zu verachten, Peter. Muß ja ganz gut laufen mit seinen Blumen. Bist du sicher, daß du keinen willst? Wie steht’s mit Ihnen, Mr. Sempernel?«
    Der schüttelte sein weißhaariges Patrizierhaupt, und der Dicke fuhr fort: »Wie Sie möchten. Das war sehr interessant, besser als alles, was man so im Fernsehen sieht. Aber wie es immer im Fernsehen heißt, da ist etwas, was ich nicht verstehe. Wenn ihr so viel wißt, warum hängt ihr dann hier rum? Es sei denn, da ist etwas im Gange, das Sie uns nicht erzählt haben.«
    Sempernel lächelte kläglich und sagte: »Wie gerne würde ich eingestehen können, über ein feines Gespinst von Komplotten und Plänen zu verfügen, gewebt aus Geheimwissen und scharfer Überlegung. Die Wirklichkeit ist weitaus banaler. Was nützt all das Sinnen, all das Trachten, wenn man am Ende beinahe alles aus den Augen verloren hat, alle unsere Ansätze im Sand verlaufen sind und wir schließlich nur noch auf der

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