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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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diesem Falle gleichbedeutend mit ganz unten. Mit anderen Worten, von den Cojos, den Leuten des Lahmen.
    Chiquillo wußte, was da zu machen war. An El Cojo kam man am besten ran, wenn man in der gängigen Landeswährung zahlte: Kokain.
    So weit, so gut. Bloß, daß in den Augen der Cojos Unterhändler, besonders weibliche, nicht ernst genommen werden. Chiquillo mußte also selbst kommen, um den Handel perfekt zu machen.
    Er muß sehr verzweifelt gewesen sein, um sich darauf einzulassen. Oder sehr sicher, sie austricksen zu können. Jedenfalls hat er sich darauf eingelassen.
    Wie er hierhergekommen ist, das weiß Gott allein. Trotz intensivster Bemühungen der kolumbianischen Polizei und von unserer Seite haben wir weder von seiner Einreise noch von seiner Ausreise irgend etwas bemerkt. Deshalb kam uns die Freilassung von Bruna so gelegen. Irgendwie wußte sie über alles Bescheid, und als sie die Absicht äußerte, nach Großbritannien zu reisen, da war uns klar, das war unsere heißeste Spur zu Fidel, Popeye und den Waffen.
    Wir hätten nicht gedacht, daß wir sie auch verlieren könnten. Doch wir haben sie verloren. Dann erfuhren wir aus einem Brief an Mrs. Pascoe, der über uns lief, daß Bruna nach wie vor viel daran lag, ihre Freundin und Wohltäterin zu treffen. Und als wir dann noch einen Anruf bei den Pascoes abfingen, stimmte unsere Ersatzfrau rasch einem Treffen zu.
    Das Problem war nur, daß Bruna darauf bestand, zu Ellie Pascoe nach Hause zu kommen.
    Vielleicht war das nur eine Folge lebenslang geübter Vorsicht. Nichts ist sicher im Leben, aber Ellie Pascoe unter der Adresse zu treffen, die sie all die Zeit in ihrem Briefwechsel angegeben hatte, verminderte das Risiko, einem Verrat zum Opfer zu fallen.
    Oder vielleicht war der Grund einfach, daß Bruna sich ein Bild davon gemacht hatte, wo und wie ihre Freundin lebte, und nun das unwiderstehliche Bedürfnis hatte, das alles mit eigenen Augen zu sehen.
    Das komplizierte unser Maskenspiel. Ein wenig zu sehr, wie sich herausstellte. Gaw versuchte den Fehlschlag so gut wie möglich zu vertuschen, aber nicht einmal seine vielgepriesenen Fähigkeiten, Geheimdienstaktivitäten in der großen Welt zu organisieren, konnte den Klatsch darüber in der kleinen Welt unterbinden. Unserer Welt.
    Alles schien Gaw durch die Finger zu schlüpfen. Fidel hatte die Waffen, das wußten wir. Alles was wir hatten, waren vier Leichen an einem See im Kielder Forest. Wir wußten nicht, wo die Waffen waren, da gab es nur dieses mysteriöse » KP «, wir wußten nicht, wo Chiquillo war, wo Bruna war, wo Kelly Cornelius war.
    Gawain muß sich gefühlt haben, als würde er allein durch ein abgelegenes Ödland streifen, wo nichts anderes zu hören war als das Schleifgeräusch der Axt, die dazu bestimmt war, ihm den Kopf abzuhacken.
    Dann ist auf einmal alles gut. Woher ich das weiß? Durch Winke und Hinweise aus meiner geheimnisvollen Zauberkiste. Durch Bemerkungen meiner Kollegen, die ihre Sibylle mit dem Gerät verwechseln, das sie bedient. Aber vor allem, weil ich, ob nah oder fern, immer noch die Wolke arroganter Selbstbeweihräucherung spüren kann, die dein anschwellendes Ego umgibt, wenn die Götter wieder einmal offenbart haben, daß sie den großen Gaw Sempernel dort unten als einen der ihren anerkennen.
    Du hast es wieder einmal geschafft, nicht wahr, Gaw? Hoch oben ziehst du deine Kreise und hast all die kleinen Nager fest im Blick, die vergeblich versuchen, dem Schlag deiner mächtigen Flügel und dem Griff deiner Krallen zu entkommen.
    All those looney people, you know where they come from …
All those looney people, you know where they belong …

Zwölf
    Zu Staub wirst du zerfallen
    E ines muß man dem alten Pimpernel lassen, dachte Andy Dalziel und nippte an dem Scotch, den er in der Bar der Aldermans aufgetrieben hatte, er mag sparsam mit der Wahrheit umgehen, aber er kann präzise und klar erzählen, wenn es die Situation verlangt.
    »O Gott«, sagte Pascoe, nachdem er die Geschichte gehört hatte.
    »Was ist denn?« fragte Sempernel und beugte sich vor.
    »Diese Briefe in elisabethanischem Englisch. Man hat uns vor zwei Tagen so einen durch den Türschlitz geschoben. Altertümliche Sprache. Ellie hat es erkannt.
Cymbeline.
Aus dem Trauerlied für Fidelio …
Fidel …«
    »Ja, wahrscheinlich, weil ihr Bruder so heißt. Auch in unseren Briefen zeigt sich eine besondere Vorliebe für
Cymbeline.
Aber das wurde Ihnen durch den Türschlitz geschoben, sagen Sie? So

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