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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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der Tür, eine kleine automatische Pistole in der Hand. Die Chance, daß sie jemand anderem als sich selbst Schaden zufügte, war gering, denn Wield hatte ihren Arm fest im Griff, und die Mündung der Pistole zeigte auf ihren linken Fuß.
    Wield ließ sie los, die Frau warf ihm einen unfreundlichen Blick zu und steckte die Waffe weg.
    »Da wir nun beide unsere wildgewordenen Handlanger unter Kontrolle haben, Mr. Dalziel, sollten wir uns setzen und miteinander reden«, sagte Sempernel. »Ich darf Ihre Anwesenheit hier wohl so deuten, daß Sie sich entschlossen haben, meiner Bitte und der Ihrer Vorgesetzten um Nichteinmischung in diese Sache nicht nachzukommen.«
    »Nee, wo denken Sie hin«, entgegnete Dalziel ungnädig. »Das ist ein rein privater Besuch. Wir wollten nur mal nachsehen, ob es Ellie und der Kleinen bei ihrem Wochenendausflug an irgendwas fehlt.«
    »In diesem Fall kann ich Sie beruhigen. Es geht ihnen allem Anschein nach ausgezeichnet. Sie essen gerade bei Miss Macallum in Gunnery House zu Abend, etwa eine halbe Meile von hier. Glauben Sie mir, das einzige, was sie aufregen und ihnen ihren wahrscheinlich traumhaften Abend verderben könnte, wäre, wenn Sie und Ihre Kollegen aus heiterem Himmel und mit besorgten Gesichtern dort auftauchen würden. Ich glaube, es wäre wirklich das Beste, wenn Sie ganz unauffällig nach Hause fahren und sie in unserer Obhut lassen.«
    Pascoe, der seine Gefühle wieder im Griff hatte, sagte gelassen: »Niemand fährt nach Hause, bevor Sie mir nicht erklärt haben, was hier eigentlich vorgeht, Sempernel.«
    »Verstehe. Und haben Sie vor, Mr. Dalziels Ratschläge zu befolgen, um diese Informationen zu erhalten?« fragte der hochgewachsene Mann in höflichem Ton. »Ich muß sagen, ich fände dies ein befremdliches Verhalten für jemanden, der laut Aktenlage dem neuen Leitbild des freundlichen Polizisten in so vieler Hinsicht entspricht, daß man ihm eine glänzende Zukunft prophezeit.«
    »Sie wissen, wie man eine Drohung verpackt, nicht wahr?« sagte Pascoe. »Weniger verstehen sie anscheinend davon, wann eine Drohung ins Leere läuft. Ja, ich hätte wirklich Lust, Mr. Dalziels Methoden anzuwenden, aber in diesem Fall sind sie völlig unnötig. Es genügt vollauf, meine Pflicht als Polizist zu tun. Ich habe den begründeten Verdacht, daß Ihre Gehilfin hier an der versuchten Entführung meiner Frau beteiligt war, und ebenso habe ich den begründeten Verdacht, daß das auch für Sie gilt, Sie also ein möglicher Mittäter sind. Das sind keine Kleinigkeiten. Ich verhafte Sie beide und bringe Sie aufs Revier zum Verhör. Natürlich werde ich vorher über Funk meine Ankunft ankündigen, und es würde mich nicht im geringsten überraschen, wenn die Geier von der Lokalpresse, die unsere Frequenzen abhören, was natürlich verboten ist, davon Wind bekämen und uns mit ihren Kameras empfingen.«
    Sempernel schien unbeeindruckt.
    Er hob seine Augenbrauen, ungefähr drei Zentimeter höher, als Pascoe es je geschafft hatte, und fragte: »Was sagen Sie dazu, Superintendent?«
    »Klingt für mich wie nach dem Lehrbuch«, sagte Dalziel, der es sich in seinem Sessel bequem gemacht hatte und so aussah, als wolle er den Rest des Abends dort verbringen. »Wüßte nicht, was ich daran aussetzen sollte. So bringe ich’s meinen Leuten bei. Nach dem Lehrbuch.«
    »Sie müssen mir dieses Lehrbuch demnächst mal ausleihen«, meinte Sempernel. »Gut, ich war immer ein Pragmatiker.«
    Er setzte sich und sagte zu der Frau: »Cynthia, meine Liebe, wärst du so gut, dich wieder deinen Wachhundpflichten zuzuwenden, nur für den Fall, daß es weitere Störungen gibt?«
    Cynthia nickte und ging hinaus. Wield warf Dalziel einen Blick zu. Der nickte kurz, und Wield folgte ihr.
    »Was für wohlerzogene Kreaturen wir doch haben«, sagte Sempernel. »Nun, Mr. Pascoe, lassen Sie mich Ihnen zuerst versichern, daß niemals geplant war, Ihre Frau zu entführen. Weit gefehlt. Unsere Information war, daß das Haus an diesem Tag leer sein würde, weil Ihre verehrte Gemahlin mit Ihrer Tochter an einem Schulausflug teilnehmen sollte. So kam es zu einer mißlungenen Improvisation, als meine Leute merkten, daß Mrs. Pascoe doch zu Hause war. Ich hoffe, das beruhigt Sie, was diesen Punkt betrifft.«
    »Beruhigen?« rief Pascoe. »Sie hatte einen Schlüssel. Zu meiner Haustür. Diese Frau wollte sich als Ellie ausgeben. Und da soll ich beruhigt sein?«
    »Nun gut. Vielleicht nicht. Ich verstehe, was Sie meinen. Worauf

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