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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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einer bewußten Entscheidung heraus, rannte er zur Tür. Ein Tisch stand im Weg. Es hätte keinen Unterschied gemacht, wenn es ein bewaffneter Soldat oder die Königinmutter gewesen wäre.
    Der Tisch fiel taumelnd um, und er hörte und sah nicht, wie die kleine Kristallvase, die auf ihm gestanden hatte, klirrend zu Boden stürzte.
    Schon war er draußen und sprang ins Auto.
    Hinter ihm Stimmen. Dalziel, Sempernel, Wield.
    Pascoe hörte sie nicht.
    Alles was er hörte, war ein Schuß.
    Und noch ein Schuß.
    Und noch ein …
    Auf dem Fußboden von Nosebleed Cottage, zertrampelt von den Füßen seiner Verfolger, inmitten von Kristallscherben und einer sich ausbreitenden Wasserpfütze, lag Rosies Sträußchen, und süß und unbemerkt stieg der Duft aus den Blüten der zertretenen Schafgarbe.

Dreizehn
    In einem verlorenen Märchenland
    W ie dumm, nutzlos und nichtig ist doch das Leben, dachte Ellie Pascoe.
    Da sitze ich, wieder einmal eingelullt von Essen und Wein und der Gesellschaft von Leuten, bei denen ich mich wohl fühle und die ich vielleicht sogar lieben könnte, eingelullt in ein Gefühl des Einklangs mit mir selbst und der Welt, wieder einmal glaube ich daran, daß es Hoffnung gibt für die menschliche Rasse, daß unsere Geschichte, vor allem, wenn sie der zärtlichen Fürsorge der Frauen überlassen wird, am Ende doch langsam, aber stetig zu einem Zustand der Vollkommenheit fortschreiten könnte.
    Und dann bringt ein Schuß, ein lauter Knall, ein kleines Stück heißes Metall das ganze wacklige, zusammengeschusterte Gebäude zum Einsturz.
    Und sofort füllt sich die Szenerie mit Männern. Terminatoren.
    Da tauchten noch zwei aus dem Schatten des Gartens auf, kräftige, muskulöse Typen, die wie Brüder aussahen, obwohl einer zehn Zentimeter größer war als der andere, mit Pistolen in den Händen und glatten, undurchdringlichen Gesichtern. Nur ihre Augen verrieten (zumindest war das Ellies Eindruck) ihre Gier, alle in ihrer Reichweite zu massakrieren.
    Zwei weitere traten aus dem Haus auf die Terrasse. Sie fuchtelten wenigstens nicht mit Pistolen herum. Einer von ihnen, der eine Baseballkappe der Cardinals trug, war ebenso dunkelhäutig wie der Latino, der Novello niedergeschossen hatte. Er stieß Mrs. Stonelady vor sich her. Der zweite, ein Mann mit blassem, fast käsigem Gesicht und dunklen Augen, die wie Pflaumen aus einem halbgaren Mehlpudding hervorquollen, trat zu der auf dem Boden liegenden Polizistin und sagte: »Herrgott, Jorge, was baust du denn für einen Scheiß?«
    »Hat gesagt, sie ist von der Polizei. Hat nach einer Waffe gegriffen«, verteidigte sich der Schütze.
    Popeye fingerte an Novellos Täschchen herum und zog ein kleines Ledermäppchen heraus.
    »Sie hat die Wahrheit gesagt, sie hat nach ihrem Dienstausweis gegriffen. Jetzt sitzen wir in der Tinte. Die sind wie Ratten, die kommen nie allein.«
    Er sprach mit einem weichen irischen Akzent, der sich unter Streß verstärkte.
    »Nein«, widersprach Jorge, der Schütze. »Sie ist allein hier, um auf Mrs. Pascoe aufzupassen.«
    Er schwenkte seine Pistole bedrohlich in Ellies Richtung und sagte: »Stimmt doch, Mrs. Pascoe? Oder gibt es da noch mehr?«
    »Nein«, antwortete Ellie. Ihre Stimme klang erstaunlich ruhig, für ihre eigenen Ohren jedenfalls, aber ihr Körper schien vom Hals abwärts wie gelähmt. »Sie ist allein. Ist sie tot?«
    »Natürlich ist sie nicht tot«, sagte Feenie mit gottgleicher Gewißheit. »Eine Kugel in die Schulter bringt eine gesunde junge Frau nicht um. Laß mich mal sehen.«
    Ohne den Mann weiter zu beachten, kniete sie sich neben Novello, hob sie leicht an und schob ihr eines der Sitzkissen unter den Kopf, die auf den unbequemen Stühlen lagen. Die Polizistin stöhnte auf. Es war das schönste Geräusch, das Ellie sich vorstellen konnte. Abgesehen von Rosies Stimme. Nein, falsch. Ja, sie hätte gern die Stimme ihrer Tochter gehört, um sicher zu sein, daß ihr nichts passiert war. Aber wenn sie sie hörte, dann würden alle anderen sie auch hören, einschließlich des Psychopathen, der anscheinend auf jede Bedrohung, ob echt oder eingebildet, mit Gewalt reagierte.
    Feenie stand auf und ging Richtung Haus. Jorge und der Gorilla fuchtelten mit ihren Pistolen herum. »Nein!« schrie Popeye. Der zweite Latino schubste Mrs. Stonelady herum, um Feenie den Weg zu verstellen.
    »Die Wunde muß versorgt werden«, erklärte Feenie über den Kopf der kleinen Bäuerin hinweg. »Ich habe einen Verbandskasten in der

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