Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
wegen Patrick Aldermann hegte, und fragte sich, ob Daphne solche Gedanken je an sich herangelassen hatte. Und wenn man noch so viel über einen Menschen wußte, es gab doch immer Tabuzonen.
    Feenie lieferte einen kurzen, aber prägnanten Bericht ihrer Geschäftsbeziehungen mit George Ollershaw und schloß mit den Worten: »Das ist die ganze Geschichte, Mrs. Aldermann. Sie müssen selbst entscheiden, ob ich Grund zur Klage habe.«
    Daphne, die imstande war, lange Warteschlangen an der Supermarktkasse aufzuhalten, um zu diskutieren, ob man ihr zehn Pence zuviel berechnet hatte, nickte mit Nachdruck und sagte: »Das möchte ich meinen! Sie sagen, Sie haben ihn von der Straße abgedrängt? Hätten Sie doch noch ein bißchen gewartet, bis er ausgestiegen war, und ganze Arbeit geleistet!«
    »So hätte Granny ihr Geld auch nicht zurückbekommen«, entgegnete Kelly. »Mit meinem Plan hat es geklappt. Ich hatte ausgerechnet, daß Ollershaws kleiner Schwindel Granny einschließlich Zinsen mindestens drei Millionen Pfund gekostet hat, und das ist der Betrag, um den ich Nortrust erleichtert habe. Und ich habe dafür gesorgt, daß alle Spuren zum guten alten George führen. Je mehr sie wühlen, um so schlimmer wird die Sache für ihn aussehen. Um einen Gefängnisaufenthalt dürfte er nur herumkommen, wenn er den Betrag von seinem persönlichen Sparbuch begleicht.«
    »Bravo«, rief Daphne vollkommen bekehrt. »Und die drei Millionen werden zweifellos irgendwie auf das Konto von Liberata wandern, und zwar als waschechte steuerfreie Spende?«
    »Genau«, sagte Kelly. »Und ich versichere Ihnen, daß die Behörden größere Chancen haben, Lord Lucan zu finden, als die Spur dieses Geldes bis zur Nortrust zurückzuverfolgen.«
    Sie und Daphne lächelten einander jetzt zu wie alte Freundinnen, und Ellie, die den irrationalen Drang verspürte, sich irgendwie dazwischenzudrängen, fragte etwas säuerlich: »Wenn Sie die ganze Sache so perfekt gedeichselt hatten, warum haben Sie dann versucht abzuhauen, als mein Mann Sie geschnappt hat?«
    »Ihr Mann? Natürlich. Sie sind die Polizistenfrau. Und um Ihre Polizistenfrage zu beantworten: Es ist etwas passiert. Es hatte nichts mit Nortrust zu tun. Ich mußte an einen sicheren Ort zu Leuten, die mir helfen würden, die Sache zu klären.«
    Sie warf ihrer Großmutter einen betretenen Blick zu.
    »Ich glaube, diese guten Leute, die durch dein verantwortungsloses Verhalten in Gefahr geraten sind, haben es verdient, die ganze Geschichte zu hören, findest du nicht? Eine Geschichte, von der ich übrigens bis heute nachmittag selbst nichts wußte«, meinte Feenie.
    Kelly verzog das Gesicht wie ein Kind, das eine unerfreuliche Aufgabe hinter sich bringen muß, die es lang vor sich hergeschoben hat. Sie gehört zu den wenigen Frauen, deren Schönheit jede Regung überlebt, die sich auf ihrem Gesicht spiegelt, dachte Ellie neidisch. Selbst mit roten Augen und schniefend würde sie die Männer immer noch aufgeilen.
    »Granny, es tut mir echt leid«, erwiderte sie. »Wie ich dir gesagt habe, ich hätte es wirklich nicht getan, aber es war ein Notfall. Tut mir leid.«
    »Würden Sie bitte aufhören, Reue zu üben, und sich dafür klarer ausdrücken?« brauste Daphne auf. »Ich dachte, diese Nortrust-Geschichte würde die Erklärung dafür liefern, warum wir hier sitzen und auf Gnade und Ungnade diesen Irren ausgeliefert sind. Sie wollen sagen, daß noch etwas anderes im Spiel ist? Etwas Schlimmeres?«
    In schlichten, klaren Worten berichtete Kelly nun über die PAL und Fidel Chiquillo, über Popeyes geheimes Waffenlager, den Deal mit den Cojos und die Schießerei im Kielder Forest. Obzwar völlig im Bann der Erzählung, hatte Ellie doch Zeit, die rasche Auflösung der eben erst entstandenen Harmonie zwischen Kelly und Daphne zu beobachten, die die Meinung vertrat, man solle Terroristen – und insbesondere irische Terroristen – an den Eiern aufhängen, bis ihnen der Sack riß.
    »Fidel hatte den Verdacht, daß die Cojos versuchen, ihn reinzulegen«, schloß Kelly. »Also brauchten wir einen Plan für alle Fälle. Ich wußte, daß sich kein Mensch mehr in dieses Haus wagt, außerdem war Feenie im Ausland, und ich dachte, wir hätten die Sachen längst wieder fortgeschafft, wenn sie zurückkommt. Aber Fidel war verwundet, das würde einige Zeit dauern, und dann …«
    Sie sah Feenie unsicher an, die ihr mit einem finsteren Blick zu verstehen gab, daß sie fortfahren sollte. »… und ich bekam diese

Weitere Kostenlose Bücher