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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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kriegt, müssen Jorge und dein Freund unter sich abmachen, wie heißt er doch gleich? Chiquilla, oder?«
    »Chiquillo«, berichtigte ihn Kelly.
    »Natürlich. Tut mir leid, Mädel, Sprachen waren nie meine Stärke, ist schon schwer genug, mit Englisch klarzukommen«, meinte Popeye und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, das sie nicht erwiderte. »Aber weil wir gerade beim Thema Chiquilla, pardon, Chiquillo, sind: Ich muß dich warnen. Die beiden da sind stinksauer, weil dein Freund nicht hier war, um sie zu begrüßen. Früher oder später werden sie von dir wissen wollen, wo er steckt. Falls du’s weißt, würde ich dir ernsthaft raten, lieber gleich mit der Sprache rauszurücken, denn später könnte zu spät sein. Ich tu für dich, was ich kann. Blut ist dicker als Wasser, heißt es immer. Aber die Sache kann auch für dich unangenehm werden, verstehst du. Einer von den beiden Schlägern, die dein Typ umgelegt hat, war Jorges Bruder.«
    »Und die beiden Männer, die er umgebracht hat, waren deine Freunde. Um Himmels willen, Onkel Paddy, wie bringst du es fertig, mit diesen Leuten zusammenzuarbeiten, wenn sie deine Freunde ermordet haben?«
    »So genau weiß ich das gar nicht. Alles, was ich gehört habe, war eine große Ballerei, und als ich die Augen aufgemacht und gemerkt habe, daß ich nicht im Himmel bin, lagen überall Leichen, und der einzige offiziell Überlebende war unser unaussprechlicher Freund, und das muß doch was zu bedeuten haben. Jorge sagt, er muß es gewesen sein, der das linke Ding geplant hat, und dann hat er klar Schiff gemacht und seine eigenen Leute auch beseitigt. Das leuchtet ein.«
    »Nein, tut es nicht, und das weißt du auch ganz genau«, entgegnete Kelly heftig. »Sag mir nur das eine. Hast du Jorge aufgespürt, oder hat er dich gesucht?«
    »Sowohl als auch.« Popeye lächelte verschmitzt. »Er glaubt, er hätte mich gefunden, aber ich wollte gefunden werden. Wenn du beinah umgebracht und komplett geneppt worden bist, mußt du dich doch verhandlungsbereit zeigen, wenn einer dir deine Rente wieder beschaffen kann, das siehst du doch auch so? Als Geschäftsfrau, meine ich?«
    »Vielleicht. Aber als Geschäftsfrau wäre ich mit meinen langfristigen Investitionen sehr vorsichtig.«
    »Tatsächlich? Ich werd dran denken. Und um auf deine langfristige Zukunft zurückzukommen, meine liebe Kansas, wenn Jorge mit seinen Fragen anfängt, würde ich ihm an deiner Stelle reinen Wein einschenken. Das hab ich auch getan. Ich habe ihm alles geschildert, was ich gesehen und gehört habe, während ich den toten Mann spielte, weil ich nicht wußte, was dein Freund anstellt, wenn er merkt, daß ich gar nicht tot bin.«
    »Und was hast du da gesehen und gehört, Onkel Paddy?«
    »Ich hab gehört, wie er jemanden anrief, dich vermutlich, und darüber sprach, das Zeug im KP zu verstecken, also hier. Und ich sah, wie er sein Hemd auszog. O Gott, sogar in meinem Zustand war das ein schockierender Anblick, wirklich schockierend.«
    »Warum?« fragte Kelly und blickte Popeye unverwandt an. »Und was hast du Jorge erzählt?«
    Popeye sah ihr in die Augen, dann lächelte er verschmitzt.
    »Warum? Es war so eine grauenhafte Wunde, die der arme Kerl hatte, eine tödliche Wunde, würde ich sagen. Ich hielt es kaum aus hinzuschauen. Und das habe ich Jorge gesagt: Wenn dein Freund es überhaupt bis hierher geschafft hat, dann aus purer Willenskraft, und ich kann mir kaum vorstellen, daß er die Fahrt überlebt hat. Ich würde wetten, er ist gestorben, nachdem er hier angekommen war, und du hast die Leiche in eine Decke gewickelt, mit Steinen beschwert und ins Meer plumpsen lassen. Das habe ich Jorge erzählt. Aber es ist noch ein bißchen Überzeugungsarbeit nötig. Kriegst du das hin, Kansas?«
    Kelly sah den Iren forschend an, als hoffe sie auf einen zusätzlichen Hinweis.
    Dann nickte sie und sagte leise: »Danke, Onkel Paddy. Ich glaube, ich krieg es hin. Paß jetzt gut auf dich auf.«
    Es war wie im Theater, wenn ein Stück gegeben wird,
Cymbeline,
zum Beispiel, das konstruiert ist wie ein Weißschwanzgnu, kein Teil paßt zum andern, und du hast keine Ahnung von der Handlung, und du hast die ersten beiden Akte versäumt, und du sitzt hinter einer Säule, und die Leute rundum husten und essen Popcorn.
    Was zum Teufel geht hier vor? fragte sich Ellie.
    »Mach dir um mich keine Sorgen«, lachte Popeye. »Schwerer totzukriegen als eine Filzlaus auf dem Sack eines Pavians, das sagt man mir im Vatikan nach. He,

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