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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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gebettet, hatte die Augen geschlossen und sah blaß aus, atmete aber normal. Daphne hatte Wasser verlangt, Jorge hatte mit dem Schießeisen gefuchtelt (er trug jetzt die Automatikwaffe, die er Kelly Cornelius abgenommen hatte) und abermals gebrüllt, sie sollten den Mund halten, wenn ihnen ihr Leben lieb sei. Darauf hatte Popeye vernünftigerweise eingewandt, es gebe keinen Grund, den Gefangenen das Sprechen zu verbieten, denn selbst wenn sie laut schreien würden, sei niemand in der Nähe, der sie gehört hätte, und wenn doch, würde der Sturm sie übertönen. Luis pflichtete ihm bei, aus der Küche wurde eine Flasche Mineralwasser geholt, und Jorge hatte nachgegeben, dabei aber etwas auf Spanisch gemurmelt und in Daphnes Richtung die Zähne gebleckt.
    Dann waren die beiden Latinos und Popeye verschwunden und hatten die Frauen unter Aufsicht der beiden Ajaxe zurückgelassen.
    Ellie überlegte, daß eine Gruppe von Männern unter ähnlichen Umständen inzwischen wahrscheinlich ein Fluchtkomitee gewählt hätte. Bei Colditz-Filmen hatte sie sich allerdings immer gefragt, warum diese edelmütigen jungen Offiziere sich mit Fluchtplänen abplagten, obwohl sie doch, den Kriegsgefahren enthoben, unter Bedingungen lebten, die zwar nicht ideal, aber auch nicht viel schlimmer waren als die Zustände in den Internaten, in die sie ihre Sprößlinge schickten?
    Jetzt wurde ihr klar, daß sie ihre Ansicht ein wenig revidieren mußte, aber im Augenblick erschien es ihr nicht besonders sinnvoll, einen Tunnel zu buddeln oder ein Segelflugzeug zu bauen. Und so wandte sie ihre Aufmerksamkeit der jungen Frau zu, die sie beinahe gerettet hätte.
    Als Ellie erfahren hatte, wer sie war, hatte sie sich der nicht ganz unverdächtigen Wehmut erinnert, die Pascoe ergriff, sobald von Kelly Cornelius die Rede war. Jetzt verstand sie den Grund. Aber jede eifersüchtige Regung, die nun hätte aufkommen können, wich bald dem Interesse an der Verbindung zwischen ihr und Feenie. Als bisher unveröffentlichte Autorin ahnte sie, daß sie es hier mit einer großen Story zu tun hatte. Auch war ihr alles willkommen, was Ablenkung vom Hier und Jetzt bot.
    »Und was ist dann passiert?« fragte sie eifrig. »Ich meine, hinter den feindlichen Linien mitten im Krieg ein Kind bekommen! Das ist unglaublich.«
    »Ich könnte dir weit unglaublichere Dinge erzählen«, erwiderte Feenie knapp. »Ich hatte sie ein paar Wochen bei mir, bis meine Freunde eine Familie gefunden hatten, die sie aufnehmen konnte.«
    »Du meinst, du hast sie weggeben?« Ellie versuchte, nicht allzu schockiert zu klingen.
    »Es war Krieg. Ich hatte meine Aufgaben. Wenn ich erwischt worden wäre, hätten sie mich wahrscheinlich gefoltert und erschossen. Keine schönen Aussichten für ein Kind.«
    »Und nach dem Krieg?«
    »Nach dem Krieg lebte sie hinter dem Eisernen Vorhang. Ich habe sie oft besucht. Glücklicherweise hatte ich bei den maßgeblichen Stellen dort keinen schlechten Ruf, aber rauslassen wollten sie sie nicht. Was hätte ich ihr im dekadenten Westen auch bieten können, was sie dort, wo sie war, nicht in weit größerem Maße genoß?«
    Es war nicht ganz klar, ob sie das ernst oder ironisch meinte.
    »Wußte dein Vater Bescheid?« fragte Ellie.
    »Ich habe es ihm irgendwann gesagt.«
    »Wie hat er es aufgenommen?«
    Feenie antwortete nicht gleich, und als sie es tat, lag in ihrer Stimme ein ungewohnt reuevoller Unterton.
    »Nicht gut. Aber das war auch meine Absicht. Unsere Beziehung hat sich damals rapide verschlechtert, und ich habe es ihm nur gesagt, um ihn zu provozieren. Ich ließ ihn glauben, ich hätte meine Tochter absichtlich dort gelassen, weil ich nicht wollte, daß sie in England aufwächst. Ich sagte ihm, von mir würde sie nie etwas über ihren Großvater erfahren, sie würde nicht einmal erfahren, daß es ihn gab. Das war grausam. Und ich wollte es so. Ich fand, er hätte es verdient. Wie hart es ist, im Stich gelassen zu werden, merken wir erst, wenn es uns selbst widerfährt.«
    »Sie meint, daß sie dafür mich bekommen hat«, erklärte ihre Enkelin und lächelte die alte Frau liebevoll an. »Ich bin eine schreckliche Prüfung für sie.«
    Wendy Woolley, die sich, so kam es Ellie vor, die ganze Zeit wie eine emsige Hausfrau mühte, den Erste-Hilfe-Koffer aufzuräumen, warf unvermittelt ein: »Warum? Weil Sie eine berüchtigte Kriminelle sind?«
    Kelly lachte melodisch, so daß ihr ganzer Körper erzitterte. Der Anblick erweckte in Ellie die Vermutung, daß

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