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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Männer ganz versessen darauf sein mußten, Kelly zum Lachen zu bringen.
    »›Berüchtigt‹ scheint mir übertrieben. Granny hat nichts dagegen, wenn die Grenzen der Legalität für einen guten Zweck ein wenig überschritten werden, aber über diese Grenzen hat sie ziemlich altmodische Vorstellungen.«
    Feenie schien diese Wendung des Gesprächs nicht sonderlich zu gefallen. »Mein Vater«, fuhr sie fort, »starb kurze Zeit später, so daß er seine Enkelin nie kennenlernte, was durchaus möglich gewesen wäre, denn ich war damals auf dem besten Wege, sie rauszubekommen. Als ich es dann geschafft hatte, war er tot. Sein Ableben bedeutete, daß ich genug Geld hatte, um meiner Tochter eine gute Ausbildung zu bezahlen. Wir standen uns nie besonders nahe, dafür war zuviel Zeit verstrichen. Aber wir blieben in Verbindung und sahen uns von Zeit zu Zeit. Ich glaube, am Ende hat sie mich verstanden.«
    »Sie hat dich geachtet, Granny«, sagte Kelly leise, »und wenn du hartnäckig geblieben wärst, dann hätte sie dich auch geliebt.«
    »Vielleicht. Aber dafür war keine Zeit«, erwiderte Feenie mit einer Schärfe, die ihren Schmerz nicht ganz verbergen konnte.
    Die ganze Liebe, die sie ihrer Tochter vorenthalten hat, hat Kelly abbekommen, dachte Ellie und schämte sich ein wenig, weil sie unter den gegebenen Umständen am meisten bedauerte, kein Tonbandgerät zur Hand zu haben.
    »Und Ihr Vater?« fragte sie. »Ist er Ire?«
    »Halb Südamerikaner, halb Ire«, erwiderte sie. »Juan Antonio Kelly. Nicht daß ihm Nationalitäten viel bedeutet hätten, solange es um eine gute Sache ging. Das war seine Welt, sein ein und alles, und wahrscheinlich hat er deshalb auch Mama geheiratet. Sie hatte das im Blut. Vermutlich genetisch bedingt. Manchmal denke ich, auf dieses Erbteil hätte ich verzichten können. Die gute Sache kann einem auch ziemlich den Spaß verderben, stimmt’s?«
    Sie lächelte Ellie zu, als entdecke sie in ihr eine Verbündete. Aber nicht alle Anwesenden zeigten sich so aufgeschlossen.
    »Entschuldigen Sie«, warf Wendy Woolley mit der Entschlossenheit der schüchternen Tugendwächterin ein. »Ich habe gelesen, daß Sie unter Anklage stehen, Geld von Nortrust veruntreut zu haben? Um welche gute Sache ging es denn da, bitte schön?«
    Sie ist gut informiert. Anscheinend liest sie Zeitungen, die ich nicht kenne, dachte Ellie, die sich gewundert hatte, daß nicht einmal in der Lokalpresse über den Fall Cornelius berichtet worden war.
    »Um die beste«, antwortete Kelly und lächelte ihre Großmutter liebevoll an. »Liebe. Gibt es eine bessere Sache?«
    »Dann waren Sie also auch in die Sache verwickelt, Miss Macallum?« fragte Wendy, zugleich schockiert und mißbilligend. Überrascht, weniger über die Frage als über die Fragende, sah Feenie sie an.
    »Wider besseres Wissen. Aber Not kennt kein Gebot.«
    »Aber Feenie, warum?« fragte Ellie. »Für Liberata, oder?«
    »Für Liberata und all meine anderen Aktivitäten«, sagte Feenie müde. »Es gibt so viel zu tun, und es war so wenig Geld übrig. Wie du oben im Haus sehen kannst, habe ich nicht mehr viel, was sich zu Geld machen läßt. Und ich habe so viele Verpflichtungen, so viele Versprechen zu halten.«
    Daphne, die ungläubig zugehört hatte, schnaubte empört.
    »Also sind Sie zu dem Schluß gekommen, was Sie tun, sei so wichtig, daß Sie dafür das Geld anderer Leute stehlen können?« rief sie. »Na schön. Sie halten sich wohl für was ganz Besonderes, Miss Macallum? Nicht ganz der heilige Franziskus, aber besser als Mutter Teresa, würde das hinkommen?«
    Feenie nahm das mit einem schwachen Lächeln hin, aber Kelly stürzte sich wütend auf Daphne.
    »Was haben Sie denn schon für eine Ahnung? Wer sind Sie überhaupt mit Ihrem großkotzigen Akzent und Ihrem Hundert-Pfund-Haarschnitt?«
    »Sie müssen es ja wissen«, parierte Daphne hitzig. »Und was meine Identität betrifft, unter anderem bin ich Kundin der Nortrust Bank und daher vermutlich eines der Opfer, die Sie und Ihre Großmutter ausgeraubt haben.«
    »Nein, es gibt keine Opfer. Die Bank hat meiner Großmutter das Geld geschuldet«, protestierte Kelly.
    »Ist schon gut, Liebes«, warf Feenie ein.
    »Nein, über mich können die sagen, was sie wollen, aber nicht über dich«, erklärte Kelly. »Also hören Sie mal zu, Miss Twinset mit Perlenkette, und passen Sie gut auf. Ich könnte Sie so schockieren, daß Sie sich in Ihr Seidenhöschen machen. Ich verschiebe Geld für bestimmte Gruppen in

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