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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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in ihren besseren Stunden durchaus für vernünftige Argumente empfänglich.
    Doch bevor sie sich dazu durchringen konnte, es einmal damit zu versuchen, hatte sie schon aus der Distanz beobachtet, daß es gewöhnlich Wield war, der die Getränke holte, wenn die Dreifaltigkeit unter sich war, und wenn aus den dreien ein Paar wurde, dann war es Pascoe.
    Das warf natürlich die Frage auf, ob es vernünftig war, als weiblicher Constable ein Geschrei wegen Diskriminierung zu erheben, wenn ein männlicher Sergeant und ein männlicher Chief Inspector das als die natürlichste Sache von der Welt akzeptierten.
    Oder, anders ausgedrückt, was soll eine Frau machen, die für Gleichbehandlung kämpft und dann plötzlich feststellt, daß diese Gleichbehandlung eigentlich Ungleichheit bedeuten würde?
    Solche Überlegungen schwirrten ihr im Kopf herum, als sie am Morgen nach der versuchten Entführung von Ellie Pascoe um elf Uhr vormittags mit einem Tablett, auf dem ein großes und ein kleines Bier, ein sprudelndes Mineralwasser und eine Cola standen, vom Tresen zurückkehrte.
    Daß Pascoe ein Mineralwasser verlangte, hatte sie ermutigt, sich eine Cola zu kaufen.
    Sie waren im
Black Bull
zusammengekommen, um zu beratschlagen, was hinter den gestrigen Ereignissen stecken mochte. Der Chief Inspector war zu spät zum Dienst erschienen, weil er den Morgen damit verbracht hatte zu überprüfen, ob sein Haus und die Edengrove-Schule auch zu seiner Zufriedenheit überwacht wurden. Er sah müde aus, und es war seine Blässe, die der Dicke als Vorwand genutzt hatte, sofort in den Pub überzusiedeln, wo ihm, wie er betonte, die besten Einfälle kämen und wo sie außerdem ungestört wären. Daß sie Novello mitnahmen, sah ganz nach einem Spontaneinfall Dalziels aus, der ihm beiläufig gekommen war, als er das Trio aus dem Dienstraum des Criminal Investigation Department führte. Doch Novello hatte schon vor längerer Zeit festgestellt, daß die meisten Spontaneinfälle des Dicken wohlüberlegt waren. Am besten zeigte man sich durch seine Aufmerksamkeit genausowenig geschmeichelt wie durch deren Mangel beleidigt.
    Sie stellte das Tablett auf den Tisch und konstatierte mit Genugtuung, daß es ihr gelungen war, ein wenig Bier über Dalziels Wechselgeld zu verschütten (die Wichtigkeit der Angelegenheit war durch die Tatsache unterstrichen worden, daß Dalziel eine Runde ausgegeben hatte), dann schob sie alle persönlichen und philosophischen Betrachtungen beiseite, um sich ganz auf den Fortgang der Unterredung zu konzentrieren.
    Die naheliegendste Hypothese war, daß der Entführungsversuch etwas mit Pascoes Arbeit zu tun hatte.
    »Wieldy, du hast doch dein Gehirn durchforstet nach Leuten, die Pete ins Loch gebracht hat und die bekloppt genug sind, es ihm übelzunehmen.«
    Dalziels natürliche Technikfeindlichkeit äußerte sich in großspurigen Bemerkungen wie: »Wer braucht große häßliche High-Tech-Kübel, die überall im Weg rumstehen, wenn wir Wieldy haben, der doppelt so viel auf dem Kasten hat und dreimal so häßlich ist?«, doch Novello hatte schon bemerkt, daß die Computerkenntnisse des Sergeant durchaus auf der Höhe der Zeit waren.
    Aber aus welcher Quelle sie auch stammen mochte, die Liste der Ganoven, die im Knast gelandet waren und Drohungen gegen Pascoe ausgestoßen hatten, war beeindruckend lang. So nett und unauffällig er war, er hatte offenbar eine ganze Menge schwere Jungs gegen sich aufgebracht.
    Doch Wield war der Überzeugung, daß die meisten dieser Drohungen bloß heiße Luft waren.
    »Man muß schon ziemlich verrückt sein, um über einen so langen Zeitraum einen Groll zu hegen und Rachepläne zu schmieden«, meinte Wield.
    »Bist du da sicher, Sigmund?« fragte Dalziel. »Du willst uns also sagen, du hast lange nachgegraben, und es ist nichts dabei rausgekommen als ein tiefes Loch?«
    »Nein«, sagte Wield. »Auf eine Spur bin ich schon gestoßen. Franny Roote.«
    »Du meinst den durchgeknallten Studenten? Wenn ich mich recht erinnere, konnten wir ihm damals nicht mehr nachweisen als Handlangerdienste.«
    »Schon«, sagte Wield. »Aber nachdem der Richter gehört hat, was passiert war, gab er ein psychologisches Gutachten in Auftrag, bevor er sein Urteil fällte. Und als er sich davon ein paar Takte reingezogen hatte, entschied er, daß Roote am besten in einer geschlossenen Anstalt aufgehoben wäre. Am Anfang hat der Typ jede Behandlung abgelehnt, und während dieser Zeit scheint er sich auf den Chief Inspector

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