Das Haus an der Klippe
fixiert zu haben, oder Sergeant war er ja damals noch, als den Mann, den er dafür verantwortlich machte, daß er in der Klapse gelandet war. Er hat wohl gedacht, du hast persönlich was gegen ihn.«
»Ich weiß, es ist Quatsch, aber ich kann nun mal Leute nicht leiden, die versuchen, mich umzubringen«, sagte Pascoe. »Ich erinnere mich, daß ich einen wirren Brief von ihm aus der Untersuchungshaft bekam. Ich habe ihn ans Gericht weitergeleitet. Er hat also in gewisser Weise recht, daß ich daran beteiligt war, ihn als bekloppt abzustempeln. Aber seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Ich habe schon seit Jahren nicht mehr an ihn gedacht.«
»Das heißt ja nicht, daß er nicht an dich gedacht hat«, meinte Dalziel. »Wieldy, ich glaube, da steckt was anderes dahinter.«
»Nur daß er schließlich doch in die Behandlung eingewilligt hat und sich zum Musterpatienten und Modellgefangenen entwickelte. Hat einen Abschluß in englischer Literatur an der Fernuni gemacht und fing an, einen Doktor oder was in der Art zu machen. Schließlich hat er sie überzeugt, daß er keine Bedrohung mehr für die Menschheit darstellt, und wurde entlassen. Letzten Monat.«
Einen Moment herrschte Schweigen, dann sagte der Dicke: »Alles?«
»Bis auf …«
»Was?«
»Er kannte Ellie. Sie hat doch damals an der Uni unterrichtet, oder? Als ihr euch kennengelernt habt.«
Pascoe nickte.
»Und?« meinte Dalziel.
»Nichts. Nur so ’ne Idee«, meinte Wield. »Also, ist wahrscheinlich bedeutungslos, aber er hat da eine Arbeit geschrieben, das Thema lautet, ähm, hier ist es … ›Rache und Vergeltung im englischen Drama‹.«
Wieder herrschte Schweigen, dann meinte Dalziel: »Besser als Tütenkleben und Steineklopfen, schätze ich. Hast du die Adresse?«
»Ja. Sheffield.«
»Also nicht allzuweit weg. Setz dich mit South Yorkshire in Verbindung, fahr morgen hin und überprüf ihn.«
»Morgen geht nicht, Chef. Da habe ich frei.«
»Ah ja? Und was machst du da, was wichtiger ist, als herauszufinden, wer die Familie deines Kollegen bedroht, Wieldy?« fragte Dalziel mit dem Unterton moralischer Entrüstung, den er für Kleingeister parat hatte, die es wagten, mit ihrem Privatleben zu kommen.
Wield warf einen Blick zu Pascoe, der erklärte: »Immerhin ist Wield so freundlich, sich um die Familie dieses Kollegen zu kümmern. Er hat Ellie und Rosie nach Enscombe eingeladen, um den Streichelzoo von Old Hall zu besuchen.«
»Oha«, meinte Dalziel, ein wenig verdattert. »Gut. Schön so. Aber versuch bloß nicht, das als Überstunden zu deklarieren. Dann überprüfst du Roote vielleicht am besten selbst, Pete. Wenn du dich dazu in der Lage fühlst.«
»Mit Vergnügen«, sagte Pascoe. »Ich muß um zwölf beim Gericht sein, wegen Kelly Cornelius, aber da bleibt mir ja genügend Zeit.«
Shirley Novello lauschte und lernte. Die drei haben ja eine ziemlich herzliche Beziehung, dachte sie. Obwohl
herzlich
eigentlich kein Ausdruck war, um irgend etwas zu beschreiben, das mit Andy Dalziel zu tun hatte. Sie griffen reibungslos ineinander, wie gutgeölte Zahnräder. Gerne hätte sie sich in die Maschine eingeklinkt, aber ihr war sehr wohl bewußt, wie gefährlich es war, sich unbedacht in ein rotierendes Räderwerk zu drängen.
Mit Interesse hatte sie die Information über Ellie Pascoes Job aufgenommen, damals, in grauer Vorzeit, als sich die drei kennengelernt hatten. Eine Unidozentin. Kinderkönigin in Nimmerland. Das paßte.
»Gut«, sagte Dalziel. »Soviel zum Thema Rache. Weiter im Text. Laufende Fälle, wo deine Beteiligung irgendeinen hirnlosen Wichser auf die Idee bringen könnte, dir an die Eier zu gehen. Wie sieht’s damit aus?«
Pascoe zuckte bei diesen Ausdrücken zusammen und warf Novello, die ebenfalls, wenn auch weniger offensichtlich, eine Grimasse schnitt, einen verärgerten und entschuldigenden Blick zu. Hatte er durch die Heirat mit der Nußknackerfee
gar nichts
gelernt?
Wield hob die Schultern und meinte: »Nichts Auffälliges. Und überhaupt, ich habe immer gedacht, nur normale Leute würden bedroht werden. Bietet man Bullen nicht Bimbes an?«
»Ja, dir und mir vielleicht, Wieldy. Aber jeder Depp weiß doch, daß unser Schönling hier unbestechlich ist. Also verrat uns mal, Mutter Teresa, gibt’s da was, woran du arbeitest, das bei dir dieses komische Gefühl auslöst, für das du bekannt bist?«
Pascoe antwortete zögernder als sonst: »Ist nur so eine Vermutung, aber irgendwie muß ich dauernd an Kelly
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