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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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einen … ja, werde ich, bestimmt … ja, er ist hier. Tschüß, Liebling.«
    Sie reichte Dalziel das Telefon, senkte dann den Kopf und stieß einen tiefen Seufzer aus. Es hatte sie ziemlich viel Kraft gekostet, ihre Gefühle im Zaum zu halten. Als sie Peters Stimme gehört hatte, war die Versuchung ziemlich stark gewesen, sich völlig gehenzulassen. Deshalb war der Fettsack wahrscheinlich auch im Zimmer geblieben. Als sie aufsah, begegnete sie Wields Blick. Sie machte eine Kopfbewegung, die gleiche Geste wie er zuvor, dann ging sie mit ihm hinaus.
    »Jetzt bin ich aber erleichtert«, sagte sie im Flur.
    Novello war ihnen gefolgt. Dalziel hatte sie wohl rausgeschickt. Wenn ich mir die Seele auskotze, darf sie gerne dabeisein, aber wenn er mit Peter telefoniert, soll sie nicht zuhören, dachte Ellie.
    »Du siehst schon viel besser aus«, sagte Wield.
    »Ja? Na, ich denke, das liegt zum großen Teil an Andy, obwohl ich das nicht gerne zugebe. Er ist …«
    »Gut?« schlug Wield vor.
    »Bleiben wir mal auf dem Teppich. Er ist feinfühliger, als ich dachte. Auf sehr unfeine Art, natürlich. Wie geht’s jetzt weiter, Wieldy? Ihr verschwindet jetzt und fragt euch, ob das alles nicht vielleicht doch die Überreaktion einer hysterischen Frau war?«
    »Nein. Wir verschwinden und werden nicht ruhen, ehe wir rausgefunden haben, was hier los ist.«
    »Schon irgendwelche Ideen?«
    Sie sah, wie Novello die Stirn runzelte, als wollte sie etwas sagen. Aber bevor sie den Mund aufbekam, falls das tatsächlich ihre Absicht war, meinte Wield sehr bestimmt: »Nein.«
    Ellie schaute in das Gesicht mit den harten Zügen, das undurchdringlich war bis auf die Zuneigung, die seine Augen verrieten, und fragte sich, ob dieses
Nein
eine Lüge oder die Wahrheit war.
    Und was hätte sie wohl tröstlicher gefunden?

Vier
    Aus den Sibyllinischen Blättern
    Edgar Wield …
Edgar Wield …
biking through the glen …
    Schwuchtel.
    Perverso.
    Hemdchenlupfer.
    Arschficker.
    All dies und mehr tauchte in Gaw Sempernels knappen Bemerkungen auf, als er höchstpersönlich vorbeikam, um mir mitzuteilen, ich solle Sergeant Wield in den Ordner für die laufende Operation aufnehmen, den er
Sibyllinische Blätter
genannt hatte, was er wahrscheinlich für geistvoll hielt.
    Es passiert nicht oft in diesen Tagen, daß Gaw und ich uns von Angesicht zu Angesicht begegnen.
    Na ja, nicht direkt von Angesicht zu Angesicht, er hoch über mir, ich auf Rollstuhlniveau, wobei seine Augen nie direkt in meine schauen und mein Blick genau auf seinen makellos geschneiderten Schritt trifft.
    Wenn ich den Arm ausstrecken und ihn berühren würde, wie würde er reagieren?
    Nicht so, vermute ich, wie er früher reagierte, wenn ich ihn quer durch einen überfüllten Sitzungsraum anlächelte und meine Lippen anfeuchtete.
    »Gibt es einen Grund, ihn aufzunehmen?« fragte ich ihn.
    Weil ich es sage,
hing zwischen uns in der Luft.
    Doch dann sprang die berühmte Sempernel-Diplomatie an, und er antwortete: »Enger Mitarbeiter von Dalziel und Pascoe, versteht sich sehr gut mit Eleanor Pascoe, lebt zusammen mit Edwin Digweed, einem ehemaligen Rechtsanwalt, der kurz nach seiner Ausbildung die Zulassung verlor, als man ihn unzüchtiger Handlungen mit einem Herrn überführte, dem man nun mit großer Aufmerksamkeit zuhört, wenn er im Oberhaus das Wort ergreift. Unsere hohen Herren glaubten damals, daß sich der Fall sicher zum Vorspiel einer langwierigen politischen Erpressungsgeschichte entwickelt hätte, wenn nicht damals schon alles herausgekommen wäre.«
    »Gründe?« fragte ich, die Finger in der Schwebe.
    »Spielen im Moment keine Rolle«, wimmelte er mich ab. »Der Punkt ist, wir haben da einen Polizisten, der durch sein Privatleben angreifbar ist. Er konnte sich bisher nur halten, weil seine Vorgesetzten eine schützende Hand über ihn halten. Und wir wären gut beraten, da wirst du mir sicher zustimmen, wenn wir uns fragen würden, warum ihm dieses Privileg gewährt wird.«
    »Du willst damit doch wohl nicht sagen, daß Superintendent Dalziel und Chief Inspector Pascoe schwul sind?« rief ich aus.
    »Wenn sie es wären, wäre die Sache einfach«, bemerkte er in gewichtigem Tonfall. »Gerade die Tatsache, daß sie es nicht sind, erscheint mir unheimlich.«
    Freundschaft ist es, was dir unheimlich erscheint,
dachte ich.
Oh, Gaw!
    »Jedenfalls ist die sexuelle Orientierung des Sergeants kein Fall mehr für die Justiz«, warf ich ein.
    »Die sexuelle Orientierung?« spottete er.

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