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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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das eine Aufforderung oder eine Frage?«
    »Ich bin zu k.o., um auch nur so zu tun, als ob«, gähnte sie. »Warum bist du so früh auf?«
    »Ich muß los, sobald Bowler auftaucht.«
    »Bowler? Ach, der hübsche Neue? Immerhin mal eine Abwechslung gegenüber Miss World of Leather. Und wohin mußt du?«
    Ein Augenblick der Wahrheit? Nur, was war die Wahrheit? Daß er Sheffield heimsuchen würde wie ein Racheengel? Oder daß es einfach nur um eine Routineermittlung ging?
    Eher letzteres, so mußte es sein. Und so war es. Es gab nichts, was Roote verdächtiger machte als jeden anderen. Also war es tatsächlich Routine. Wie jeder Polizist wußte er, daß die Aufklärung eines Verbrechens zu neunundneunzig Prozent auf Elimination und zu einem Prozent auf Inspiration beruhte. Aber ihm war auch klar, daß dies für Außenstehende (das heißt, für jeden Nichtpolizisten, ganz egal, wie nahe man ihm stand) häufig so aussah wie das Eingeständnis der Niederlage, ein Aktivismus, der den Eindruck von Untätigkeit zu zerstreuen suchte.
    Er stellte sich vor, er würde sagen: »Erinnerst du dich an Franny Roote, den jungen Mann, den ich vor ein paar Jahren hinter Schloß und Riegel gebracht habe, weil er einen ehemaligen Rektor des College ermordet hatte, an dem du unterrichtet hast? Ich werde ihn besuchen.«
    »Wirklich, Schatz? Warum?«
    »Weil er eine Doktorarbeit über die Rachetragödie schreibt. Und weil gestern abend jemand einen Brief in elisabethanischem Englisch für dich abgegeben hat. Ich muß ihn eliminieren.«
    »Töten, meinst du?«
    »Nein, nur von meiner Liste streichen.«
    »Ah ja. Und dann?«
    »Dann werde ich zum Gericht fahren und verhindern, daß Kelly Cornelius auf Kaution freikommt.«
    »Hat das irgend etwas mit dem Schutz deiner Familie zu tun?«
    »Na ja, es ist nicht ganz auszuschließen, daß ein paar unangenehme Leute nichts dagegen hätten, wenn sie auf Kaution freigelassen wird, damit sie an sie rankommen.«
    »Vielleicht die Leute, die Rosie und mich bedrohen?«
    »Vielleicht.«
    »Und da willst du ihre Freilassung
verhindern

    Nein, es war nicht besonders einleuchtend, nicht einmal für einen Insider. Also antwortete er ausweichend: »Da, wo ich hingehe, ist es jedenfalls nicht so nett wie bei dir. Ich hoffe, ihr habt einen schönen Tag in Arkadien.«
    »Ja. Obwohl ich mir überlegt habe, Rosie ein paar Stunden beim guten Onkel Wieldy zu lassen und mal zu sehen, wie es Daphne geht.«
    Scheiße, dachte Pascoe. Dalziel würde das bestimmt nicht gefallen. Pascoe hatte ihm versichert, daß Bowler wieder zur Verfügung stehen würde, nachdem er Ellie und Rosie nach Enscombe begleitet hatte. Dort sollten sie unter dem Schutz Edgar Wields stehen, der eigentlich seinen freien Tag hatte.
    »Unbezahlte Überstunden«, hatte sich der Dicke gefreut. »Gut eingefädelt. Wir machen schon noch einen sparsamen, hart arbeitenden Menschen aus dir.«
    Aber jetzt wurde Bowler als Begleiter für Ellies Besuch in Rosemont gebraucht, was die knappen Personalressourcen des Criminal Investigation Department ebenso beanspruchen würde wie Dalziels ohnehin überstrapazierte Geduld.
    »Schön«, sagte er. »Grüß Daphne von mir. Ich glaube, jetzt ist Bowler da.«
    Er ging nach draußen und informierte den gerade eingetroffenen Detective Constable über die Programmänderung.
    »Sie bleiben bei Mrs. Pascoe, und der Sergeant kümmert sich um Rosie.«
    »Keine Sorge, Sir«, sagte der fröhliche junge Mann. »Ich werde sie unbeschädigt wieder zu Hause abliefern.«
    Oh, die Gewißheiten der Jugend, dachte Pascoe.
    Drinnen saß Rosie inzwischen am Küchentisch.
    Er gab ihr einen Kuß. »Viel Spaß heute. Und freunde dich nicht zu sehr mit dem irren Affen von Onkel Edgar an.«
    »Ja, ja«, meinte das Kind, in eine rund um die Cornflakes-Schüssel ausgelegte Patience vertieft.
    »Ich hätte nie gedacht, daß ich noch Sehnsucht nach Nina bekomme«, sagte er zu Ellie, als er ihr einen Abschiedskuß gab.
    Auf der Fahrt Richtung Süden ließ er sich durch den Kopf gehen, was er in Rootes Akte gelesen hatte. Zu Beginn seiner Haftstrafe hatte man Bedenken wegen seines Geisteszustands gehabt, und er hatte einige Zeit in der geschlossenen Abteilung einer psychiatrischen Klinik verbracht. Nachdem er für haftfähig erklärt worden war, hatte er seine Strafe im Normalvollzug als vorbildlicher Mustergefangener verbüßt, und so stand es außer Frage, ihm zu gegebener Zeit den Rest auf Bewährung zu erlassen. Er hatte die Auflagen peinlich

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