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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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früher in literarischen Sphären weilte, hätte man sie auf keinen Fall stören dürfen.
    »Nein, Liebes. Und es wäre auch egal.«
    Das Kind sah sie ungläubig an. Mein Gott, anscheinend habe ich diesen Mist mit der heiligen Muse wirklich überzeugend verkörpert, dachte Ellie schuldbewußt.
    »Geschlossene Gesellschaft?« fragte Pascoe, der gähnend in der Tür stand.
    »Nein. Ich konnte nicht schlafen, aber ich hatte nicht vor, das ganze Haus zu wecken.«
    »Macht nichts, es ist sowieso zu heiß zum Schlafen.«
    Seine Stimme klang unbekümmert, aber in seinem Blick lag Besorgnis.
    Sie überlegte, ob sie das vorbeifahrende Auto erwähnen sollte. Aber was gab es da schon zu erzählen? Er hatte schon genug Sorgen.
    »Daran liegt’s wahrscheinlich«, sagte sie. »Hier, nimm, Rosie. Ich bin mir sicher, daß sie zugenommen hat. Zuviel Eis und Hamburger. Hoffentlich übertreibt es Wieldy morgen nicht mit seiner Gastfreundschaft.«
    Rosie war in ihren Armen wieder eingeschlafen. Pascoe nahm sie und trug sie zurück ins Bett.
    Als er wiederkam, stand Ellie immer noch am Fenster.
    »Wenn es dir lieber ist, daß sie nicht nach Eendale fährt …«
    »Nein, das will ich nicht. Für sie ist es am besten, wenn alles seinen normalen Gang geht. Normalität ist wichtig. Ich wollte mich selber gerade wieder daran gewöhnen, als das alles …«
    Während sie sprach, starrte sie unablässig aus dem Fenster. Pascoe trat neben sie und schaute auch hinaus. Nichts. Nur der Garten, die Einfahrt, die Straße.
    »Was ist los?«
    »Irgendwas«, sagte sie. »Ich weiß nicht, vielleicht nichts. Ich träume immer wieder von dieser Frau, du weißt schon, die behauptet hat, sie käme vom Sozialdienst der Schulbehörde, sie stieg aus dem Auto, ich rief vom Fenster aus hinunter, und sie war so überrascht, daß sie den Autoschlüssel fallen ließ. Und in meinem Traum erstaunt mich das so, daß auch ich meinen Schlüssel fallen lasse …«
    »Welchen Schlüssel?«
    »Keine Ahnung. Den Hausschlüssel wahrscheinlich. Kein besonders schlimmer Alptraum, oder? Zumindest, wenn man bedenkt, welches Material das Unterbewußtsein zur Verfügung hatte. Die Lügen über die Buspanne, der Tritt in die Eier, den ich dem Typen verpaßt habe, der Schlag auf die Nase, den die arme Daphne abbekommen hat …«
    »Sogar dein Unterbewußtsein ist fest entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen«, meinte Pascoe. »Wie wär’s, wenn wir’s noch mal mit Schlafen versuchen?«
    Er zog sie vom Fenster weg, aber nach ein paar Schritten machte sie sich los und ging wieder zurück.
    Er sah ihrem Gesicht an, daß etwas passiert war. Ein Aufblitzen von Erinnerung, das Sehnsucht nach der früheren Dunkelheit weckte.
    »Oh, Scheiße, Peter.«
    »Um Himmels willen, was ist los?« fragte er mit der Unbeherrschtheit der Angst.
    Sie starrte aus dem Fenster und drehte sich dann langsam zu ihm um.
    »Diese Frau. Sie war so überrascht, daß sie ihre Autoschlüssel fallen ließ. Das habe ich dir doch gesagt, nicht wahr? Nur ist sie gar nicht gefahren. Sie ist an der Beifahrerseite ausgestiegen. Was machte sie also mit dem Schlüssel in der Hand? Jedenfalls waren es keine Autoschlüssel, das steht fest. Er saß am Steuer.«
    »Und weiter?« fuhr er sie an, obwohl er die Antwort bereits wußte. »Weiter?«
    Sie zögerte, und als sie antwortete, klang ihre Stimme beherrscht, beinahe resigniert.
    »Peter, ich glaube, sie hatte einen Schlüssel vom Haus. Warum hätte sie sonst mit einem Schlüsselbund auf unsere Tür zugehen sollen? Sie hatte vor, die Eingangstür aufzusperren und in unser Haus zu gehen. Als ob es ihr gehörte. Und deshalb bin ich in meinem Traum so erschrocken, daß ich meinen eigenen Schlüssel fallen ließ. Es war wie ein Spiegelbild, Peter. Als sie im Traum zu mir aufblickte, sah ich mich selbst.«
    Sie standen wie erstarrt da und blickten sich an wie zwei Schauspieler im Standbild am Ende des Films. Nur daß es noch lange nicht vorbei war.
    Pascoe brach den Bann und sagte fröhlich: »Wenn irgendwo eine Kopie von dir herumspaziert, verlange ich mein Geld zurück. Hör zu, Liebes, wahrscheinlich besteht kein Grund zur Sorge, aber wir gehen kein Risiko ein. Morgen lasse ich die Schlösser auswechseln.«
    »Das wäre mir recht. Hast du die Riegel vorgeschoben?«
    »Natürlich. Aber ich sehe noch mal nach. Und du gehst wieder ins Bett.«
    »Ich schau nur noch nach Rosie.«
    Es geht ihr an die Nieren, dachte er, als er hinunterging. Der Ausflug nach Enscombe

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