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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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uns nur um ihn, bis wir ein schönes Zuhause für ihn gefunden haben, stimmt’s, Edgar? Ein wirklich liebes Tier, aber wir können ihn nicht auf Dauer hierbehalten. Es wäre schon schade, wenn wir ihn … reden wir lieber nicht davon.«
    Er wäre nicht davor zurückgeschreckt, das Wort »einschläfern« zu gebrauchen, doch Wield drehte sich um und bedachte ihn mit einem Blick, nicht undurchdringlich wie der Dunkle Turm, sondern durchbohrend wie ein Pfeilhagel.
    Halb bestürzt, halb hoffnungsvoll sah Rosie ihre Mutter an.
    »Wir haben doch ein schönes Zuhause. Können wir ihn nicht nehmen, Mummy? Er würde gar nicht stören. Ich kümmere mich um ihn. Bitte.«
    Bevor Ellie antworten konnte, trat Wield in die Küche und sagte freundlich: »Wir müssen schauen, was das Beste für Tig ist, Kleines. Weißt du, er hat hier schon ein gutes Zuhause, und du kannst kommen und mit ihm spielen, wann immer du willst. Wie wär’s jetzt mit der Cola?«
    Doch Ellie konnte sehen, daß der Beschwichtigungsversuch des Sergeants auf steinigen Boden fiel. Die Hände ihrer Tochter hatten sich über dem Rückgrat des Hundes verschlungen wie die eines Cumberland-Ringers, der Halt sucht, und ihr Mund war zu einer eigensinnigen Linie geworden, die Ellie schon mal gesehen hatte. In ihrem Spiegel. Eine ganze Reihe Fragen schoß ihr durch den Kopf.
Will ich einen Hund im Haus? Will Peter einen Hund im Haus?
Und, vor allem,
wollen wir
diesen
Hund im Haus?
    Denn sie kannte Tigs Geschichte, und sie wußte, daß sie und Pete bei seinem Anblick stets an die kleine Lorraine Dacre denken würden, die ihn an jenem schönen Sonntagmorgen am Ligg Beck ausgeführt hatte – daran, wie ihre Eltern immer unruhiger wurden, an die Angst der Ungewißheit, die langsam zur entsetzlichen Gewißheit wurde … Würde sie es ertragen, immer daran erinnert zu werden, wenn sie Rosie und Tig zusammen sah?
    Aber sie sah auch etwas anderes, etwas, was sie nicht mehr gesehen hatte seit jenem Tag, als sie ihrer genesenden Tochter vorsichtig beigebracht hatten, daß ihre Freundin Zandra, die wie sie Hirnhautentzündung gehabt hatte, nicht gesund geworden war. Ein Glanz von Liebe lag in Rosies Augen, als sie den kleinen Hund umarmte. Ein Schutzgitter, das sich herabgesenkt hatte, als sie vom Tod ihrer Freundin erfahren hatte, ein Schutzgitter, das sie unempfänglich für die grenzenlose Liebe von Ellie und jedem anderen machte, hatte sich ein wenig gehoben, und das war beinahe jedes Opfer wert.
    Sie sagte: »Laß uns mal sehen, wie ihr zwei miteinander auskommt, ja? Ein Hund ist nicht einfach nur ein Spielkamerad, weißt du. Hunde sind wie Kinder, man kann nichts mit ihnen anfangen, wenn sie nicht gehorchen.«
    Innerlich hörte sie, wie Daphne diesem klugen, konservativen Standpunkt ironischen Beifall spendete.
Daphne.
Sie mußte sich langsam auf den Weg machen.
    Rosie stand auf und befahl: »Tig, Platz!« und nahm die Dose Cola, die Wield aus dem Kühlschrank geholt hatte. Dann ging sie zum Küchentisch, setzte sich und trank. Der Hund blieb, wo er war, ließ sie aber keinen Moment aus den Augen.
    »Das Kind weiß, wie man einen rumkriegt«, sagte Digweed. »Sollte später vielleicht mal Rechtsanwältin werden.«
    »Ihre Neigungen gehen eher in eine andere Richtung, glaube ich«, meinte Ellie. »Wieldy, kann ich dich mal kurz sprechen?«
    Sie ging zurück ins Wohnzimmer.
    Wield, auf Vorwürfe gefaßt, begann sich schon in der Tür zu entschuldigen.
    »Tut mir leid, Ellie. Weiß auch nicht, was Edwin sich dabei gedacht hat. Oder besser, ja, ich weiß es schon, und ich werde mit ihm heute noch ein Wörtchen reden …«
    »Schon in Ordnung, Wieldy«, sagte sie lächelnd. »Er hat bloß die günstige Gelegenheit genutzt. Rosie wäre bestimmt von selbst darauf gekommen.«
    Wield überlegte und meinte dann neutral: »Du meinst, es wäre vielleicht möglich …«
    »Vielleicht, aber nur vielleicht« erwiderte Ellie mit Bestimmtheit. »Ich muß erst mal mit Peter reden, und so wie ich ihn kenne, wird es einige Überredung kosten. Bei euch kursiert ja wohl das Gerücht, Tig habe sich in ein blutrünstiges Monster verwandelt.«
    »Na ja, er ist auf Dalziel losgegangen.«
    »Tatsächlich? Das ist natürlich ein Verkaufsargument. Im Ernst, falls etwa die Gefahr besteht, daß das Tier bösartig wird …«
    »Er ist nur ein bißchen nervös, wenn er jemanden nicht kennt. Nicht weiter verwunderlich, nach dem, was er mitgemacht hat. Mich mag er auch nicht so besonders, und vor allem

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