Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
kommen Edwin und er nicht miteinander klar. Aber du hast ja gesehen, wie er zu Rosie ist. Mit kleinen Mädchen hat er keine Schwierigkeiten. Allerdings kann ich mir vorstellen, daß das ein Problem sein kann, für dich, meine ich.«
    Zu den vielen Dingen, die Ellie an Wield mochte, gehörte, daß er kein Blatt vor den Mund nahm. Wie Andy Dalziel, wobei er aber im Unterschied zu seinem großen Meister stets die Liebenswürdigkeit in Person war.
    »Bislang habe ich ja noch kein Problem, und das von Rosie kann sich immer noch geben, und wenn Tig hält, was er verspricht … Entschuldigung, Wieldy, ist nicht dein Problem, obwohl ich deine Fürsorge sehr schätze. Hör mal, was ich dich fragen wollte, wärst du mir böse, wenn ich mich jetzt verziehe? Ich würde gerne Daphne besuchen. Ich fühle mich ihr gegenüber ein wenig schuldig, nach allem, was passiert ist. Rosie wird es mir nicht übelnehmen. Wenn sie mich nicht gerade für eine Runde Black Bitch braucht, bin ich im Moment wohl überflüssig. Falls es dir also nichts ausmacht …«
    »Mir bestimmt nicht. Aber Pete ist sicher nicht begeistert, wenn er erfährt, daß du dich ohne Begleitung rumtreibst.«
    »Ich hab’s ihm gesagt, und ich glaube, er hat mit Constable Bowler gesprochen.«
    »Gut. Ich red auch noch mal ein paar Takte mit ihm, damit er’s auch wirklich kapiert.«
    Wield ging nach draußen. Der Constable hatte gegenüber geparkt, lehnte an der Motorhaube seines MG und studierte durch sein Fernglas den berühmten schiefen Turm von St. Hilda und St. Margaret, der gerade noch über die hohe Steinmauer hinweg zu sehen war, an die Corpse Cottage grenzte.
    »Hallo, Sarge«, sagte Bowler und ließ das Glas sinken. »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, daß Ihre Kirche umfällt?«
    Bei diesen Worten musterte er Wield von Kopf bis Fuß. Bestimmt nicht aus Bewunderung für meinen prächtigen Körper, dachte der Sergeant, sondern weil er gehört hat, daß ich zu Hause im Ballettröckchen herumlaufe und Ringe an den Brustwarzen trage.
    Wield hatte sich nun schon vor einer ganzen Weile geoutet, aber er hatte sich nicht ausgemalt, daß es von nun an zu seinem Leben gehören würde, sich vor den Sensationslüsternen zu erklären und den Befangenen eine Brücke zu bauen. Ihm war bekannt, daß sich um seinen Rückzug aufs Land viele Gerüchte rankten. Einige hatte er selbst mit seinen scharfen Ohren in der Dienststelle aufgefangen, andere waren ihm von Peter Pascoe zugetragen worden, der eine Zeitlang zu den Befangenen gehört hatte, weil er, obwohl er mit Wield näheren Umgang hatte als andere Kollegen bei der Polizei, nicht gemerkt hatte, was sowohl Ellie als auch Dalziel von Anfang an klar gewesen war. Das versuchte er dann zu kompensieren, vielleicht überzukompensieren, indem er seinen Freund über den Tratsch auf dem laufenden hielt, der in der Dienststelle kursierte. Einige Kollegen wollten nicht an die Homosexualität des Sergeants glauben und erklärten, Digweed sei nur sein Vermieter, oder (was beide besonders amüsant fanden) sie behaupteten, Wield spiele bloß den Schwulen, um einen Pornoring auffliegen zu lassen. Andere phantasierten, sein Anwesen in Enscombe nenne sich Scarletts und sei ein Gebäude im Morris-Stil aus rosa Backsteinen und türkisen Ziegeln, mit schiefen Giebeln und bröckelnden Kamineinfassungen, wo er und sein Partner am Wochenende SM -Feten für die High-Society von Mid-Yorkshire schmissen.
    Bowler, erst kürzlich aus den Midlands nach Mid-York versetzt, war bestimmt neugierig, was an den Gerüchten über die Verderbtheit des Nordens dran war.
    »Was Hübsches zu sehen?« fragte Wield.
    Bowler fiel die Kinnlade herunter.
    »’tschuldigung, Sarge?«
    »Vögel. Sind Sie nicht so ’n Zwitscherich?«
    Trieze ihn ruhig ein bißchen, zeig ihm, daß du schon alles über ihn weißt, während er noch über dich nachgrübelt.
    »Ja, stimmt, aber ich habe nie erzählt …«
    Nie jemandem was auf der Dienststelle gesagt. Jedes neue Mitglied eines Criminal Investigation Department wird unter die Lupe genommen, bis man genau weiß, aus welchem Holz es geschnitzt ist, und manches behält man lieber für sich, zum Beispiel ein Hobby wie Vögel beobachten. Das ist vielleicht nicht so verrückt, wie an Bahndämmen rumzulungern und sich die Nummern vorbeifahrender Lokomotiven zu notieren, bietet aber genug Angriffsfläche für alle, die sich für witzig halten.
    »Ja, und ich rate Ihnen auch davon ab. Also, was Interessantes zu sehen?«
    »Keine

Weitere Kostenlose Bücher