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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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verlieren …«
    »Hast du es etwa schon gewusst, als du um meine Hand angehalten hast?«
    »Ja … nein … aber kurz darauf hat sie es mir gesagt, und da war mir klar, sie konnte nicht in unserem Haus bleiben.«
    »Du hast sie also hinausgeworfen?«
    »Nein, so kannst du das nicht sehen«, entgegnete er gequält. »Ich habe sie erst bei Freunden meines Großvaters untergebracht, und dann kam sie zurück. Sie wollte es dir verraten. Und irgendwann saß ich mit Gerald bei einem Glas zusammen, und er hat sich über deine Freundin Cecily bitter beschwert und darüber, dass sie jetzt diesen Lackaffen aus Kingston heiraten wird und sich ihn nur fürs Bett warmhalten will. Er war völlig aufgebracht und sann darauf, es ihr heimzuzahlen …«
    »Ach ja? Und dann hast du ihm angeboten: Komm, heirate die Frau, die ich geschwängert habe! So schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe!«
    » Nein, nicht so direkt. In jener Nacht wurde die Idee geboren …«
    »Deine Idee?«
    »Ist das so wichtig?« Er musterte sie intensiv. In seinem Blick lag etwas Flehendes. Valerie wusste, dass er sie liebte, aber sie empfand nichts mehr für ihn. Nur noch Gleichgültigkeit und den Wunsch, nicht mehr mit ihm unter einem Dach zu leben. Sie stand vom Sofa auf und zog langsam ihre Schuhe an.
    Ethan sah ihr dabei wie betäubt zu.
    »Ich hole jetzt mein Pferd und reite los. Du kannst deine Sachen holen, sobald du alle Verletzten versorgt hast. Ich sage Asha Bescheid, dass du kommst.«
    »Aber Vally, nein, du kannst mich nicht fortschicken. Wir lieben uns doch!«
    »Wenn dem so wäre, hättest du Vertrauen zu mir gehabt und mich nicht so übel hintergangen.«
    »Aber ich habe es für uns getan! Ich hatte Angst, dich zu verlieren«, schluchzte er, doch Valerie eilte zur Tür, ohne sich noch einmal umzudrehen. Da spürte sie seine kräftigen Arme, die sie von hinten umfassten und verzweifelt am Gehen zu hindern versuchten.
    Sie fuhr herum und fixierte ihn kalt. »Ethan, bitte, lass mich los. Es ist vorbei. Ich will dich nicht mehr sehen.«
    Sein Gesicht war grau und eingefallen. Er wirkte um Jahre gealtert, aber sie hatte das Gefühl, dass ihr Herz versteinert war. Sie empfand nicht einmal Mitleid mit ihm. Sie riss sich los, flüchtete aus dem Zimmer und rannte fluchend aus dem Haus. Vorbei an Papa Jo, seiner Tochter und vielen anderen ihrer Mitarbeiter, deren entsetzte Mienen sie nur schemenhaft wahrnahm. Wahrscheinlich haben sie durch die dünnen Wänden alles mit angehört, vermutete sie, aber es war ihr gleichgültig. Erst als sie bei Geralds Haus angelangt war, blieb sie keuchend stehen. Sie hatte kaum links und rechts gesehen, sie wollte nur noch weg, nach Hause, in den Schutz der sicheren Mauern. Der Anblick des vom Hurrikan verwüsteten Verwalterhauses ließ sie frösteln. Die Ruine war verlassen. Cecily, Rosa und Gerald waren fort. Sie sah sich um. Langsam wurde ihr bewusst, dass die Plantage zerstört war, und mit ihr die gesamte Ernte – und dass womöglich ihre Existenz gefährdet sein konnte. O Großmutter, dachte sie verzweifelt, bitte, steh mir bei. Ich weiß gar nicht, was ich tun soll. Doch jetzt musste sie erst einmal ihr Pferd suchen. Sie hatte es vor der Katastrophe an einem Baum festgebunden. Neben dem von Cecily. Aber wo? Wenn sie sich umsah, musste sie feststellen, dass der Hurrikan auch vor einigen Bäumen nicht haltgemacht hatte. Ihr Blick blieb an einer großen Palme hängen. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Das war der Baum, an den sie die Pferde gebunden hatten.
    »Black Beauty!«, rief sie. »Black Beauty!« Je näher sie der Palme kam, desto mulmiger wurde ihr, denn ein Pferd konnte sie beim besten Willen nicht sehen. Ob die anderen sich Black Beauty ausgeliehen hatten, ging ihr durch den Kopf. Mit diesem Gedanken tröstete sie sich. Sie wollte sich gerade umdrehen und zu Fuß auf den Rückweg machen, da entdeckte sie den Rest des Stricks, mit dem sie das Pferd festgemacht hatte. Er war offenbar abgerissen. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals. Hieß das etwa, dass Black Beauty sich während des Hurrikans befreit hatte und in Panik fortgelaufen war?
    Valerie rief wieder und wieder den Namen des Pferdes und umrundete das Trümmerfeld des zusammengestürzten Hauses. Keine Spur von dem Hengst. Sie ließ ihren Blick über die Überreste des Daches gleiten, die der Wind ein Stück vom Haus fortgetragen hatte. Was sie jetzt entdeckte, ließ ihren Körper erbeben. Ihr wurde so übel, dass sie bei jedem Schritt, den

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