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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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sie sich dem Trümmerberg näherte, würgen musste, doch es kam nichts. Sie hatte nichts mehr im Magen.
    Es war keine Täuschung, wie sie bis zuletzt gehofft hatte. Nein, das, was da schwarz unter den Trümmern hervorragte, war der Kopf ihres Pferdes. Black Beauty sah sie aus großen braunen, leblosen Augen an. Der Körper des einst so stolzen Hengstes war unter den Trümmern begraben. Valerie stieß einen Schrei aus und versuchte wie besessen, den toten Pferdeleib unter den Trümmern hervorzuziehen. Sie schnitt sich in die Hand, schürfte sich die Knie auf, doch spürte den Schmerz nicht einmal. Besinnungslos wühlte sie in den Trümmerteilen. Immer wieder schrie sie verzweifelt den Namen ihres Pferdes, bis jemand sie energisch um die Taille fasste und hochzog. Sie schlug um sich und wollte den Helfer abwehren, aber er war stärker als sie.
    »Ganz ruhig«, flüsterte er. »Schsch!« Erst als sie realisierte, dass es nicht Geralds Stimme war, fuhr sie herum, warf sich an seine Brust und begann jämmerlich zu schluchzen.
    »Alles gut«, flüsterte James Fuller. »Alles wird wieder gut.«
    Wie so oft in den letzten zwei Monaten musste Valerie auch jetzt an diesen magischen Moment denken, und sie fühlte es in jeder Pore: Wie geborgen sie sich in seinem Arm gefühlt hatte und dass sie für den Bruchteil einer Sekunde geglaubt hatte, ihr könne nichts mehr zustoßen, jetzt, da James bei ihr war. Ja, er war der Einzige, der sie sogar über den Verlust Black Beautys hatte hinwegtrösten können. Und sie würde niemals vergessen, wie James sie an diesem Ort des Schreckens geküsst hatte. Erst schüchtern und vorsichtig, später leidenschaftlich, ganz so, als gäbe es kein Morgen. Sie hatte die Welt um sich herum völlig vergessen. Es zählten nur noch James und sie. Und ihre einzigartige Liebe.
    »Verzeih mir. Ich habe mich vergessen«, hatte er geraunt, nachdem sich ihre Lippen nach einer halben Ewigkeit voneinander gelöst hatten.
    Entschuldige dich nicht, James, war ihr durch den Kopf gegangen, aber sie war unfähig gewesen, ihren Gedanken Ausdruck zu verleihen.
    Erst als er sie vor dem Eingangsportal von Sullivan-House absetzte, fand sie die Sprache wieder.
    »Wo kamen Sie her? Wieso waren Sie bei Geralds Haus?«, fragte sie matt.
    »Ich wollte sehen, welche Schäden der Hurrikan auf unserer Plantage verursacht hat, und auf dem Weg dorthin sagte mir jemand, er hätte meine Schwester durch das Tor Ihres Anwesens reiten sehen. Ich habe meine Schwester gesucht – und Sie gefunden.«
    »O, James!«, seufzte sie und wollte sich gerade erneut in seine Arme werfen, als er eine abwehrende Bewegung machte.
    »Misses Brown, das sollten wir nicht tun. Das hätte niemals geschehen dürfen«, sagte er steif.
    Ihre Antwort war ein wissendes Lächeln gewesen. Sie war frei, sie durfte das.
    Am liebsten hätte sie ihm auf der Stelle verraten, was soeben im Haus von Papa Jo vorgefallen war. Und dass die Ehe mit Ethan ein Riesenfehler gewesen war, weil er versucht hatte, ein uneheliches Kind vor ihr zu vertuschen … Nein, an diesem Tag wollte sie es ihm nicht verraten, aber sobald sie alle Schäden inspiziert und die erforderlichen Maßnahmen eingeleitet hatte, die Plantage wieder in Ordnung zu bringen, würde sie ihn zu sich einladen und ihm dann offenbaren, was ihr inzwischen widerfahren war.
    In Valeries Kopf war es in jenem Moment wie in einem Bienenschwarm zugegangen. Ihre Gedanken surrten wild durcheinander. Doch an einem hatte sie keinen Zweifel: Nichts mehr auf der Welt konnte ihrem Glück mit James im Weg stehen! Jetzt kam es nicht mehr auf einen Tag an. Sie hatten ein ganzes Leben lang Zeit. Und sie würde Ethan vorher unbedingt um die Scheidung bitten. Valerie lächelte immer noch.
    »Ach, lieber James, was halten Sie davon, wenn Sie, sagen wir, heute in drei Wochen – am letzten Freitag im Oktober – zu mir zum Dinner nach Sullivan-House kommen?«
    »Das letzte Wochenende im Oktober?«, wiederholte er mit heiserer Stimme. »Das geht leider nicht, Valerie, ich habe schon etwas vor. Ich gedenke zu heiraten. Und ich weiß auch überhaupt nicht, ob es so sinnvoll ist, mit Ihnen und Ihrem Gatten zu speisen.«
    Valerie schluckte. Sie war zu entsetzt, um ihm zu widersprechen und richtigzustellen, dass Ethan auf keinen Fall dabei sein würde.
    »Dann gratuliere ich«, presste sie stattdessen rau hervor, bevor sie sich umdrehte und im Haus verschwand.
    Valerie wusste nicht mehr, wie sie es geschafft hatte, sich auf den Beinen

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