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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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zu halten, denn das Zittern, das ihren Körper erschüttert hatte, spürte sie immer noch in jeder Faser. Der Gedanke an seine Hochzeit schnürte ihr auch in diesem Moment, Wochen später, die Kehle zu. Wie naiv war es doch von ihr gewesen zu glauben, durch einen Kuss könnte alles wieder gut werden. Manchmal schämte sie sich dafür, dass sie James’ wegen wesentlich mehr Tränen vergossen hatte als um ihre gescheiterte Ehe. An Ethan dachte sie nämlich herzlich wenig. Als er seine Habseligkeiten abgeholt hatte, war sie außer Haus gewesen. Das Einzige, was sie wusste, war, dass er offenbar eine Praxis in Black River aufgemacht hatte. Sie hatte ein paarmal seinen Großvater getroffen, der unvermindert freundlich ihr gegenüber war. Allerdings lag stets die Traurigkeit wie ein Schleier über den Augen des alten Mannes. Er schien zu bedauern, dass die Ehe nicht funktioniert hatte. Valerie wusste nicht, ob er die wahren Gründe kannte. Sie fragte auch nicht danach.
    Jedenfalls fühlte sich Valerie in letzter Zeit unendlich allein in ihrem Haus auf dem Hügel. Insgeheim befürchtete sie, dass sich das Schicksal ihrer Großmutter wiederholte und sie als unnahbare »nordische Lady« ihr einsames Dasein fristen würde. Sie hatte keinen Menschen mehr, dem sie ihr Herz ausschütten konnte, denn Cecily hatte sie seit dem Hurrikan auch nicht wieder gesehen. Misses Fuller war wohl inzwischen das Verhältnis zwischen ihrer Tochter und Gerald zu Ohren gekommen, und so hatte man Cecily auf schnellstem Weg aus dem Verkehr gezogen und nach Kingston verfrachtet. So jedenfalls hatte es Asha Valerie brühwarm berichtet, die es wiederum von einem Hausmädchen der Fullers wusste. Sicher wusste Asha auch, wo sich James Fuller und seine Gattin zurzeit aufhielten. Valerie hütete sich allerdings davor, nach ihm zu fragen.
    Ich darf mir nicht länger das Herz beschweren, sagte sie sich ganz entschieden, dazu war die Lage des Unternehmens zu ernst. Ihre ganze Kraft wurde benötigt, um gemeinsam mit Mister Kilridge und Gerald Pläne zu schmieden, wie sie mit der Zerstörung der gesamten Ernte umgehen konnten, ohne das Unternehmen zu ruinieren. An diesem Tag war sie mit Gerald verabredet. Er wollte sie endlich in das Geheimnis der Destille einweihen, denn wie von Zauberhand war das Haus, in dem der Rum gebrannt wurde, unversehrt stehen geblieben.
    Noch hatte Valerie allerdings ein wenig Zeit und überlegte, ob sie nicht vorher einen Austritt zum Strand machen sollte. Sie hatte sich kurz nach dem Unglück eine Stute gekauft, die zwar nicht annähernd so viel Klasse besaß wie Black Beauty, ihr wegen ihres freundlichen Wesens dennoch rasch ans Herz gewachsen war. Natürlich konnte das liebe Tier sie nicht gänzlich über den Verlust des Rassepferdes hinwegtrösten, denn Black Beauty war nun einmal untrennbar mit James Fuller verbunden gewesen. Und abgesehen davon, dass sie an Black Beauty gehangen hatte, kam es ihr vor, als wäre mit dessen Tod das letzte Band zwischen James und ihr gekappt. In den letzten Tagen kam ihr immer öfter der verwegene Gedanke, ob sie nicht Ethan bitten sollte, zu ihr ins Haus zu ziehen. Sie hatten einander doch immer gut verstanden, bis er versucht hatte, sein Kind mit Rosa vor ihr zu verheimlichen. Dass sie wie Mann und Frau unter einem Dach lebten, konnte sie sich zwar nicht mehr vorstellen, aber das Haus war so riesig, dass es Platz für zwei getrennte Wohnbereiche bot. Sie nahm sich fest vor, Ethan bald in Black River einen Besuch abzustatten und ihm dieses Angebot zu unterbreiten.
    Ein Pochen an der Tür zum Salon riss Valerie aus ihren Gedanken. »Misses Valerie, Post für Sie«, rief Asha und händigte ihr zwei Briefe aus. Valeries Herz machte einen Sprung, als sie den Absender des ersten erkannte. Ohne den anderen Brief zu beachten, riss sie das Kuvert auf und vertiefte sich in die Zeilen ihrer Freundin.
Liebe Vally,
verzeih, aber ich konnte mich nicht einmal von dir verabschieden. Mutter hat wie ein Schießhund auf mich aufgepasst. Sie macht dich für alles verantwortlich, weil Gerald dein Brennmeister ist. Sie behauptet, du hättest uns verkuppelt, damit ich mich auch mit einem Mischling einlasse … aber glaub mir, ich habe dich verteidigt gegen ihre hässlichen Anschuldigungen. Doch noch mehr als ich hat ihr mein Bruder die Meinung gesagt. Was kann Valerie Sullivan dafür, wenn sich Cecily mit ihrem Angestellten einlässt? Er ist so laut geworden, dass Mutter einen Heulkrampf bekommen hat. Ich weiß

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