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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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hat sie mir unter vorgehaltener Hand verraten. Man habe ihr zugetragen, dass er in Begleitung einer jungen Frau sei, und das deute auf eine baldige Hochzeit in Sullivan-House hin. Mich ließ diese Nachricht relativ kalt, bis auf die bange Frage, ob der Herr des Hauses womöglich etwas gegen mich haben und mich entlassen könnte. Ich nahm mir vor, ihm aus dem Weg zu gehen, so gut ich konnte. Aber noch ist er nicht in Saint Croix angekommen, und ich genieße die Abendstunden auf meiner klitzekleinen Veranda. Immer wieder wandert mein Blick über mein englisches Lehrbuch zu der atemberaubenden Pracht des tropischen Gartens.
    Doch jedes Mal, wenn ich so etwas wie Freude in diesem Paradies empfinde, meldet sich sofort das Heimweh. Wenn alles gut geht, bin ich nächstes Jahr wieder zu Hause, denke ich und konzentriere mich auf die vielen Vokabeln, die Misses Leyland mir mit ihrer akribischen Schrift in ein Heft geschrieben hat. To shed hope, lese ich dort und lächle still in mich hinein. Nein, die Hoffnung aufgeben werde ich nie und nimmer! Never, wie eines der Wörter heißt, die ich bereits gelernt habe.

18
Montego Bay, Jamaika, November 1883
    S eit dem schicksalhaften Hurrikan hatte Valerie ihren Mann nicht mehr gesehen. Und das war inzwischen zwei Monate her. Sie war an jenem Tag erst im Haus des alten Papa Jo wieder zu Bewusstsein gekommen.
    An das, was dann folgte, erinnerte sie sich, als wäre es gestern gewesen: Sie hörte Stimmen dicht an ihrem Ohr. Erst war es nur ein diffuses Gewirr, doch dann hörte sie Ethan. »Es ist nichts Schlimmes. Sie hat keinerlei äußere Verletzungen erlitten. Wahrscheinlich war es der Schock darüber, dass auf der Plantage kein Stein mehr auf dem anderen steht.«
    Valerie versuchte, die Augen zu öffnen. Ihre Lider waren schwer wie Blei, aber schließlich gelang es ihr. Ethan sah sie erleichtert an. »Was machst du denn für Sachen, mein Liebling?«
    Seine Stimme klang vertraut und liebevoll, aber sie verzog keine Miene. Wenn er wirklich getan hatte, was sie vermutete, wenn er die Sache mit dem Kind vor ihr hatte vertuschen wollen … Sie hätte gern danach gefragt, aber sie brachte keinen Ton heraus. Ihr Mund war so trocken, die Zunge klebte ihr am Gaumen. Ethan reichte ihr wortlos ein Glas. Sie richtete sich auf und stürzte das Wasser in einem Zug hinunter. Dann sah sie sich um. Sie war allein mit Ethan. Die anderen hatten sich diskret zurückgezogen. Sie erkannte, dass es sich um das Wohnzimmer des alten Jo handelte. Eine Fotografie, auf der seine ganze Familie ernst in die Kamera schaute, verriet es ihr.
    »Wo sind sie anderen geblieben?«, fragte sie mit schwacher Stimme.
    »Sie wollten uns einen Augenblick allein lassen«, erwiderte Ethan und musterte sie voller Zärtlichkeit.
    »Du musst dich um Cecily kümmern. Sie ist ohnmächtig«, stieß ich heiser hervor.
    Er streichelte ihr sanft über die Wangen. »Keine Sorge, sie ist wohlauf. Es war nur der Schock, hat Gerald gesagt. Aber ich werde gleich nach ihr sehen. Gerald ist dir übrigens nachgeritten, nachdem Cecily aufgewacht war. Er hatte den Eindruck, du stündest völlig neben dir, als du sein Haus verlassen hast, um mich zu holen. Da ist er dir nach und fand dich ohnmächtig. Das ist aber kein Wunder, nach allem, was geschehen ist. Wir können ja froh sein, dass dieses Haus unversehrt stehen geblieben ist. Es hatten sich nämlich alle unter Papa Jos Dach geflüchtet …«
    »Warst du es, der Rosas und Geralds Ehe eingefädelt hat?«
    Ethan wich sämtliche Farbe aus dem Gesicht.
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Ich habe Augen im Kopf. Und die sagen mir: Gerald liebt Cecily und Rosa liebt dich.«
    Seine Augenlider zuckten verdächtig.
    »Rede keinen Blödsinn. Du bist verwirrt. Das war alles zu viel für dich.«
    Wenn er in diesem Moment die Wahrheit gesagt hätte, sie hätte ihm verziehen, aber dieses Leugnen, wo es gar nichts mehr zu leugnen gab, nein, das konnte sie kaum ertragen.
    »Ist das Kind von dir?«, hakte sie erbarmungslos nach.
    Er wand sich wie ein Fisch an der Angel.
    »Liebling, ganz ruhig, schlaf erst einmal schön. Ich schaue jetzt nach deiner Freundin Cecily, hole dich dann später ab und bringe dich nach Hause.«
    »Ist es dein Kind, mit dem Rosa schwanger ist?« Valerie suchte seinen Blick, er wandte sich ab, konnte ihr nicht in die Augen sehen. Plötzlich brach er in Tränen aus, schlug die Hände vors Gesicht. »Ich habe es nicht gewollt. Ich war so verliebt in dich, ich wollte dich nicht

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