Das Haus auf den Klippen
der Verwesung überlassen
hatte, und dann würde man sie ertränken. Wenn Phoebe es nur
erklären könnte. Wenn bloß die Mienen und Stimmen der Leute,
die Adams Frau töten würden, nicht so schattenhaft wären. Wie
konnte sie sie nur warnen?
»Geht weg!« schrie sie und versuchte gleichzeitig Menley und
das Baby wegzuschubsen. »Geht weg!«
»Vivians Mutter und Vater werden starke, emotionale Zeugen
abgeben«, warnte Adam Scott. »Die stellen Sie bestimmt als
einen Mitgiftjäger hin, der eine aufgedonnerte Freundin hatte,
die ihn noch in der Woche vor seiner Hochzeit besucht hat, und
der ihrer Tochter, nachdem er sie umgebracht hat, auch noch als
letzten Akt der Habgier einen Ring vom Finger gerissen hat.«
Scott Covey war der Streß der bevorstehenden Vernehmung
vor Gericht anzusehen. Die beiden Männer saßen sich am Eßzimmertisch gegenüber, und Adams Notizen lagen zwischen
ihnen ausgebreitet.
»Ich kann bloß die Wahrheit sagen«, erwiderte er ruhig.
» Wie Sie die Wahrheit sagen, darauf kommt es an. Sie müssen
diesen Richter unbedingt davon überzeugen, daß Sie ganz genauso ein Opfer des Unwetters damals sind, wie Vivian es war.
Ich habe allerdings einen guten Zeugen auf unsrer Seite, einen
Mann, der beinahe seinen Enkel verlor, als das Boot, in dem sie
saßen, kenterte. Er hätte ihn verloren, wenn er den Jungen nicht
noch am Fuß gepackt hätte, als er über Bord ging.«
»Hätten sie ihn wohl als Mörder des Kindes verklagt, wenn es
ihm nicht gelungen wäre, den Jungen zu packen?« fragte Covey
bitter.
»Das ist genau die Frage, die wir dem Richter nahelegen wollen.«
Als er eine Stunde später ging, sagte Adam noch: »Niemand
kann das Ergebnis solcher Zeugenverhöre vorhersagen. Aber
unsre Chancen stehen gut. Bloß nicht vergessen: Verlieren Sie
nicht die Beherrschung, und kritisieren Sie nicht Vivians Eltern. Bringen Sie rüber: Ja, die beiden sind trauernde Eltern,
und Sie sind ein trauernder Ehemann. Denken Sie an ›Ehemann‹, wenn die versuchen, Sie als Opportunisten und Mörder
hinzustellen.«
Adam entdeckte zu seiner Überraschung, daß Menley und Hannah im Wagen auf ihn warteten. »Ich fürchte, ich habe Phoebe
aufgeregt«, erzählte ihm Menley. »Ich hätte Mehitabel niemals
ihr gegenüber erwähnen sollen. Aus irgendeinem Grund wurde
sie schrecklich erregt.«
»Man kann einfach nicht erklären, was zu solchen Anfällen
führt«, sagte Adam.
»Ich weiß nicht recht. Meine werden durch einen bestimmten
Reiz ausgelöst, meinst du nicht?«
»Es ist nicht dasselbe.« Adam steckte den Schlüssel ins Zündschloß.
Mommy. Mommy. Solch ein jubelnder Klang. Neulich nachts,
als sie meinte, Bobby nach ihr rufen zu hören. Hatte sie davon
geträumt, wie seine Stimme damals an dem Tag in East Hampton geklungen hatte? Hatte sie eine glückliche Erinnerung mit
einem Flashback assoziiert? »Wann mußt du wieder nach New
York?« erkundigte sie sich.
»Wir dürften die Entscheidung des Richters entweder morgen
gegen Ende des Tages oder am Dienstag erfahren. Ich fahre
Dienstag zum Übernachten rüber und bleibe bis Donnerstag
früh. Aber ich schwöre, damit hat’s sich dann auch mit Arbeit
für diesen Monat, Menley.«
»Ich möchte, daß du das Video von Bobby in East Hampton
mitbringst.«
»Ich hab doch gesagt, daß ich’s bringe, mein Schatz.« Als
Adam den Wagen vom Bordstein wegsteuerte, fragte er sich:
Was hat es denn nun damit auf sich?
79
F
red Hendin ging mit Tina am Sonntag abend zum Essen aus.
Als er sie in der Früh anrief, hatte sie erklärt, sie habe
Kopfweh, stimmte dann aber zu, daß Fisch und Pommes frites
mit ein paar Drinks am Abend im Clancey’s sie sicher wieder
auf Trab bringen würden.
Sie tranken Gin Tonic an der Bar, und Fred war überrascht,
wie lebhaft und aufgedreht Tina war. Sie kannte den Barmixer
und einige der Stammgäste, und sie zogen sich gegenseitig auf.
Fred fand, daß sie in ihrem roten Minirock mit dem rotweißen
Oberteil phantastisch aussah, und ihm entging nicht, daß eine
Reihe anderer Kerle an der Bar die Augen nicht von ihr lassen
konnten. Es bestand überhaupt kein Zweifel. Tina zog Männer
magnetisch an. Sie gehörte zu dieser Art Frauen, die einem
Mann den Verstand rauben konnten.
Als sie letztes Jahr miteinander ausgingen, erzählte sie ihm
ständig, er sei ein wahrer Kavalier. Manchmal fragte er sich, ob
das ein Kompliment war. Dann ließ sie ihn wie eine heiße Kartoffel fallen, als Covey auf der
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