Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
hervor, das im
Schornstein einen Resonanzboden fand. Wieder ein Irrtum, Carrie, dachte Amy.
14. August
78

A
    m Sonntag morgen bestand Adam darauf, nach der Kirche
zum Brunch auszugehen. »Wir haben beide gestern abend
doch noch gearbeitet, wie’s eigentlich nicht geplant war, und ich
muß heute nachmittag mindestens eine Stunde mit Scott Covey
verbringen.«
    Menley konnte nicht ablehnen, obwohl sie lieber an ihrem
Schreibtisch geblieben wäre. Aus Gemeindeaufzeichnungen in
Phoebe Spragues letztem Ordner hatte sie die Umstände vom
Tod Mehitabels erfahren.
    Kapitän Andrew Freeman war zwei Jahre lang weggeblieben,
nachdem er losgesegelt war und seine Tochter im Säuglingsalter
mitgenommen hatte. Mehitabel hatte auf dem Witwensteg des
Hauses Nickquenum, wie man es damals nannte, nach ihm Ausschau gehalten.
    Als sie die Segel sichtete, war sie zum Hafen gegangen, ihn
zu erwarten. »Ein erbarmenswerther anblick«, laut eines Briefes,
den das Magistratsmitglied Jonathan Weekes geschrieben hatte.
    Deutlich qualen leidend, kniete sie demüthig vor ihm nieder und
flehte um ihr kindlein. Er sagte zu ihr, seine kleine tochter werde
niemals eine unzüchtige mutter zu gesicht bekommen. Er befahl
Mehitabel, sein haus zu verlassen. Aber ihre hinfälligkeit und
ihre erschöpfung waren für alle anwesenden zu sehen, und sie
ward dorthin getragen, wo sie noch in selbiger nacht vor ihren
himmlischen schöpfer gerufen ward. Es wird berichtet, dass
Kapitän Freeman ihrem tod beigewohnt habe, und ihre letzten
worte waren: »Andrew, hier warte ich auf mein kind, und hier
sterbe ich frei von sünde, ich, der grausam unrecht widerfuhr.«
    Menley besprach mit Adam, was sie herausgefunden hatte, während sie im Restaurant Red Pheasant in Dennis Eggs Benedict
aßen.
    »Mein Vater hatte dieses Lokal hier immer besonders gern«,
sagte Adam, während er sich umblickte. »Es ist so schade, daß
er nicht mehr lebt. Er wäre eine großartige Hilfe für dich gewesen. Er kannte sich in der Geschichte von Cape Cod so gut aus,
daß er sie rückwärts wie vorwärts erzählen konnte.«
    »Auch Phoebe Sprague kannte sich darin aus, bei Gott«, erwiderte Menley. »Adam, meinst du, es wäre okay, wenn wir die
Spragues anrufen und fragen, ob Hannah und ich sie besuchen
können, solange du bei Scott bist?«
    Adam zögerte. »Phoebe sagt manchmal verrückte Sachen.«
»Nicht immer.«
Er machte den Anruf und kehrte dann mit einem Lächeln zum
Tisch zurück. »Phoebe hat heute einen ziemlich guten Tag. Henry sagt, du sollst gleich rüberkommen.«
    Noch achtzehn Tage, dachte Henry und schaute Phoebe zu, wie
sie mit Hannah, die auf Menleys Schoß saß, »backe, backe Kuchen« spielte. Ihm grauste vor dem Morgen, wenn er ohne
Phoebe an seiner Seite aufwachen würde.
    Heute konnte sie besser gehen. Ihr Gang hatte weniger von
dem gewohnten unsicheren Schlurfen an sich. Doch er wußte,
daß es nicht von Dauer war. Es gab immer seltener Augenblicke
geistiger Klarheit, doch wenigstens hatte sie, dem Himmel sei
Dank, keine Alpträume mehr. Die letzten Nächte hatte sie recht
gut geschlafen. »Meine Enkelin mag ›backe, backe Kuchen‹
auch so gern«, erzählte Phoebe Hannah. »Sie ist ungefähr so alt
wie du.«
    Laura war jetzt fünfzehn. Es war so, wie der Arzt es gesagt
hatte. Das Langzeitgedächtnis ging als letztes verloren. Henry
war für das Verständnis dankbar, das Adams Frau ihm mit einem Blick vermittelte. Was für ein hübsches Mädchen Menley
doch ist, dachte er. In den letzten paar Wochen hatte ihr die
Sonne helle Strähnen ins Haar gezaubert und die Haut leicht
gebräunt. Die Verfärbung hob das intensive Blau ihrer Augen
noch hervor. Sie hatte ein wunderschönes Lächeln, doch heute
bemerkte er einen Unterschied an ihr, eine undefinierbare Aura
von Traurigkeit, die zuvor nicht dagewesen war.
    Als er sie dann mit Phoebe reden hörte, fragte er sich, ob sie
sich vielleicht die Nachforschungen über das Remember House
zu sehr unter die Haut gehen ließ. Es war ja wahrhaftig eine tragische Geschichte.
    »Ich bin auf den Bericht über Mehitabels Tod gestoßen«, erzählte sie Phoebe gerade. »Ich kann mir vorstellen, daß sie einfach aufgab, als sie wußte, daß Andrew ihr das Baby nicht geben
würde.«
    Da war etwas, was Phoebe sagen wollte. Es hatte mit Mehitabel zu tun und mit dem, was Adams Frau zustoßen würde. Man
würde sie an diesen düsteren Ort schleppen, wo Andrew Freeman den Baumeister Tobias Knight

Weitere Kostenlose Bücher