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Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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zurückgestellt hatte.
»Ich hab’s Elaine nicht gesagt, daß ich mir das Video ausgeliehen hab, also wär sie vielleicht sauer, wenn sie’s rausfindet. Ich
wollte einfach nur sehen, wie Ihr kleiner Junge war«, erklärte sie
beinahe zerknirscht.
»Amy, Sie haben mir eine Menge Ärger erspart. Wir besitzen
keine anderen Kopien, und meine Frau hätte es wirklich aufgeregt, wenn dieses Band verschwunden wäre. Ich bin letztes Jahr
überstürzt vom Cape aufgebrochen, und Elaine mußte mir ein
paar Sachen nachschicken. Es ist bestimmt kein Problem, sie zu
bitten, danach zu suchen, ohne Sie mit hineinzuziehen.«
Er schaute auf seine Uhr. »Ich muß unbedingt los. Ah, da
kommen sie ja.«
Amy hörte Schritte auf der Treppe, dann kam Mrs. Nichols
hereingeeilt, mit Hannah auf dem Arm. »Ich bin soweit, Adam,
oder ich glaub’s wenigstens. Diese Kleine hat sich ständig zum
Bettrand vorgearbeitet. Jetzt gehört sie ganz Ihnen, Amy.«
Amy streckte die Hände nach Hannah aus, als Mrs. Nichols
mit einem Lächeln hinzufügte: »Nur vorübergehend, natürlich.«
82

U
    m neun Uhr morgens war der Gerichtssaal in Orleans bis
zum letzten Platz gefüllt. Die Medien waren in voller Stärke vertreten. Der ausgedehnte Presserummel im Zusammenhang
mit Vivian Carpenter Coveys Tod hatte die Sensationslüsternen
angezogen, die mit Freunden und Leuten aus der Gegend um die
beschränkte Anzahl Sitzplätze wetteiferten.
    »Das ist ja wie ein Tennisturnier«, hörte Nat einen Reporter
zu einem Kollegen kurz vor der Mittagspause flüstern.
Es ist Mord und kein Sport, dachte Nat, aber wir haben für
heute nicht genug Material, um es auch zu beweisen. Der Bezirksstaatsanwalt hatte die Beweislage geschickt präsentiert.
Punkt für Punkt hatte er seinen Fall aufgebaut: Coveys Verhältnis mit Tina bis zu einer Woche vor seiner Hochzeit; der verletzte Finger und der fehlende Ring; der Verzicht auf eine Überprüfung des Wetterberichts im Radio; die Tatsache, daß Vivians
Leiche dort, wo sie gefunden wurde, normalerweise nicht hätte
angeschwemmt werden können.
Der Richter hatte häufig seine eigenen Fragen an die Zeugen.
Mit uneingeschränkter Aufmerksamkeit studierte er die Seekarten und Obduktionsbefunde.
Tina erwies sich als entmutigend gute Zeugin zugunsten
Coveys. Sie bekannte sich freimütig dazu, daß er sie über seine Beziehung zu Vivian aufgeklärt hatte und daß sie ihn in
der Hoffnung, er werde sich wieder für sie interessieren, in
Boca Raton besucht hatte. »Ich war verknallt in ihn«, sagte
sie, »aber ich wußte, daß es vorbei war, als er dann Vivian
geheiratet hat. Er war wirklich in sie verliebt. Ich bin jetzt mit
jemand anders verlobt.« Vom Zeugenstand aus lächelte sie
Fred strahlend an.
Während der Pause beobachtete Nat, wie die Blicke der Zuschauer von einem zum anderen wanderten: hier Scott Covey,
der in Erscheinung und Haltung an einen Filmstar gemahnte,
dort der untersetzte, schwerfällige Fred Hendin mit seinem
Haarschwund und dem ihm deutlich ins Gesicht geschriebenen
tiefen Unbehagen. Die Gedanken der Leute waren unschwer zu
erraten. Sie hatte sich mit Fred Hendin begnügt, nachdem sie
Covey Vivian nicht wegschnappen konnte.
Die Zeugenaussage von Conner Marcus, dem fünfundsechzig
Jahre alten Mann aus Eastham, der in dem Unwetter beinahe
seinen Enkel verloren hätte, wäre vielleicht auch schon ohne
Coveys Aussage zum Zünglein an der Waage geworden. »Keiner, der nicht da draußen war, kann sich auch nur eine Vorstellung davon machen, wie plötzlich der Wetterumschwung war«,
sagte er mit bewegter Stimme. »Eben noch haben Terry, mein
kleiner Enkel, und ich miteinander geangelt. Dann wurde die
See stürmisch. Nicht mal zehn Minuten später stürzten die Wellen übers Boot, und Terry wurde fast ins Wasser gerissen. Ich
falle jeden Abend auf die Knie und danke Gott, daß ich nicht in
den Schuhen dieses jungen Burschen hier stecke.« Mit Tränen in
den Augen deutete er auf Covey.
Ruhig und mit Nachdruck beschrieb Elaine Atkins die Wandlung, die mit Vivian Carpenter vor sich gegangen war, nachdem
sie Scott Covey kennengelernt hatte, und das Eheglück der beiden, so wie sie es mitbekommen hatte. »An dem Tag, als sie
sich das Remember House anschauten, sagten sie, sie wären an
einem Kauf interessiert. Sie wollten eine große Familie. Aber
Vivian sagte, sie müßte erst das andere Haus verkaufen.«
Davon hatte Nat noch nie etwas gehört. Und es machte Coveys Geschichte glaubwürdig, daß

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