Das Haus auf den Klippen
gesehen? Dann fiel es ihm wieder ein. Auf der Einfahrt zu Fred Hendins Haus war einer gestanden, und dann hatte er
nach der Gerichtsverhandlung Fred und Tina darin gesehen. »Tina
Arcolis Freund, Fred Hendin, hat einen dunkelgrünen Plymouth«,
erklärte er. »Überprüfen Sie doch sein Nummernschild.«
Er wartete. Der Beamte kam wieder an den Apparat, Triumph
in der Stimme. »Hendins Nummernschild hat sowohl eine Sieben wie eine Drei. Der Chef sagt, er möchte, daß Sie mitgehen,
wenn wir ihn zum Verhör abholen.«
»Gut, treffen wir uns doch um fünf bei Hendins Haus. Ich bin
gerade zu einer Sache unterwegs, die uns vielleicht weitere
Hinweise gibt.«
Der Fotograf Walter Orr hatte seine Anrufe abgehört und Nat
zurückgerufen. Nat solle ihn um vier Uhr in seinem Studio aufsuchen.
Das Rätsel beginnt sich zu lösen, dachte Nat frohlockend, als
er das Mobiltelefon aufs Armaturenbrett zurücksteckte.
Zehn Minuten später bog er von der Route 6 in die Ausfahrt
nach Orleans ein. Weitere fünf Minuten später war er im zentral
gelegenen Studio von Orr.
Orr war etwa dreißig, ein muskulöser Mann, der eher einem
Hafenarbeiter als einem Fotografen glich. Er machte gerade
Kaffee. »Langer Tag«, sagte er zu Nat. »Ich hab gerade in New
London Aufnahmen gemacht. Glauben Sie mir, ich bin froh, daß
ich wieder da bin. Dieser Sturm ist in ein paar Stunden fällig,
und ich hätte keine Lust, da noch zu fliegen.«
Er bot einen Becher an. »Kaffee?«
Nat schüttelte den Kopf. »Nein, danke.« Er zog die lädierte
Luftaufnahme hervor. »Das haben Sie gemacht?«
Orr betrachtete kurz das Bild. »Ja, stimmt. Wer hat es zer
kratzt?«
»Das gehört zu den Dingen, die wir herauszukriegen versuchen. Nach meinen Informationen hat Elaine Atkins Ihnen den
Auftrag zu diesem Bild gegeben, und sie hat auch das Negativ.«
»Das ist richtig. Sie legte besonderen Wert auf das Negativ
und bezahlte extra dafür.«
»Gut, nun schauen Sie mal diese Kopie an.« Nat rollte das Foto auf, das Elaine ihm gegeben hatte. »Sie sehen den Unterschied?«
»Klar doch. Das Boot hat jemand weggemacht. Wer war das?
Elaine?«
»Ja, soviel ich weiß.«
»Nun, ist wohl ihr gutes Recht, daran herumzupfuschen.«
»Am Telefon sagten Sie mir, wenn Sie Luftbilder machen,
werden die genaue Zeit und das Datum auf dem Film festgehalten.«
»Richtig.«
Nat deutete auf die Ecke unten rechts auf dem Originalfoto.
»Hier steht Freitag, fünfzehnter Juli, fünfzehn Uhr dreißig.«
»Und das Jahr ist darüber.«
»Das sehe ich. Entscheidend ist, daß dies exakt der genaue
Zeitpunkt ist, als das Foto entstand. Ist das richtig?«
»Ganz genau.«
»Ich brauche eine Vergrößerung von diesem fehlenden Boot.
Wie viele Aufnahmen haben Sie gemacht, und gibt es noch eine,
die der hier ähnlich ist?«
Orr zögerte. »Hören Sie mal, ist das wichtig für Sie? Glauben
Sie, daß das Boot Drogen an Bord hat oder so was?«
»Es könnte für eine Menge Leute wichtig sein«, erwiderte
Nat.
Orr kniff die Lippen zusammen. »Ich weiß, daß Sie nicht hier
sind, um meine Fotoarbeiten zu bewundern. Ganz im Vertrauen
gesagt – ich hab Elaine zwar die ganze Filmrolle verkauft, hab
mir aber ein zweites Negativ von dieser Aufnahme für mich
selbst gemacht. Ich hätte es niemand anders verkauft, aber das
ist ein verdammt gutes Bild. Ich wollte es als Muster für meine
Mappe haben.«
»Das ist eine wirklich gute Nachricht«, erklärte Nat. »Können
Sie ganz schnell einen neuen Abzug machen?«
»Aber klar. Genauso wie das hier?«
»Ja, genauso wie das Original, aber im Grunde genommen bin
ich an dem Boot interessiert.«
»Was wollen Sie denn darüber wissen?«
»Alles, was Sie mit Ihren Fähigkeiten für mich rauskriegen
können.« Er kritzelte die Nummer seines Mobiltelefons auf die
Rückseite seiner Visitenkarte und gab sie Orr. »So bald wie
möglich. Ich warte auf Ihren Anruf.«
K
urz nach fünf Uhr wurde Fred Hendin abgeholt und zum
Amt des Bezirksstaatsanwalts im Gerichtsgebäude gebracht. Ruhig und höflich beantwortete er die Fragen, die auf
ihn einprasselten. Nein, Vivian Carpenter habe er nie getroffen.
Nein, Scott Covey habe er ebenfalls nicht kennengelernt, wohl
habe er ihn aber letztes Jahr im Daniel Webster Inn herumhängen sehen. Ja, er sei mit Tina Arcoli verlobt.
Den Ring? Er habe keine Ahnung, worüber sie da redeten.
Nein, gestern abend sei er nicht in Osterville gewesen. Er sei
vielmehr mit Tina ausgegangen und dann
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