Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
etwas Unangenehmes mitteilen.«
N
    ach Adams Anruf vom Flughafen ging Menley die Treppe
hinauf und schaute nach Hannah. Das Baby war unruhig,
wachte jedoch nicht auf. Die ersten Zähnchen oder bloß der
Lärm, den der Wind macht? überlegte Menley, während sie die
Bettdecken glattstrich und um ihre Tochter herum feststeckte.
Sie hörte das laute klagende Pfeifen des Sturms, wie er sich um
das Haus wand und jetzt immer stärker einer Stimme glich, die
ausrief:
»Rememmmmmmberrrr…« Aber das war natürlich bloß ihre
Phantasie, die Kraft der Suggestion, redete sie sich entschieden
ins Gewissen.
Unten im Erdgeschoß hörte sie einen Fensterladen klappern.
Sie gab der Kleinen noch einen letzten sanften Klaps auf den
Rücken und hastete dann hinunter, um den losen Laden zu verriegeln. Es war eines der Fenster in der Bibliothek. Sie machte
das Fenster auf, und ein Regenschwall ergoß sich über sie, als
sie hinauslangte und beide Läden hinter den Scheiben heranzog
und miteinander verriegelte.
Jetzt Auto zu fahren muß ja schrecklich sein. Adam, sei bloß
vorsichtig. Hatte sie das zu ihm gesagt? Ihr wurde plötzlich bewußt, daß sie so damit beschäftigt gewesen war, sich über seine
Besorgnis ihr gegenüber aufzuregen, daß sie ganz vergessen
hatte, sich um ihn Sorgen zu machen.
Sie versuchte zur Ruhe zu kommen, war aber zu rastlos, um
fernzusehen. Adam würde frühestens um halb zehn dasein, also
erst in anderthalb Stunden. Sie beschloß, den Versuch zu machen,
die Bücher in der Bibliothek in irgendeiner Weise zu ordnen.
Carrie Bell hatte sie offenbar abgestaubt, seit Menley sie ein
paar Wochen zuvor durchgesehen hatte. Aber bei vielen der ältesten Bände waren die Seiten aufgequollen und beschädigt.
Einer unter den ehemaligen Besitzern des Hauses hatte sich offenbar gerne antiquarische Bücher angeschafft. Die mit Bleistift
innen auf dem Buchdeckel verzeichneten Preise betrugen in vielen Fällen nur zehn Cents.
Sie blätterte durch einige der Bücher, während sie sie ordnete.
Die sporadische Lektüre half ihr, dem Wetter keine Beachtung zu
schenken. Endlich war es neun Uhr und damit Zeit, das Abendessen vorzubereiten. Das Buch, das sie gerade in der Hand hielt,
war 1911 veröffentlicht worden und stellte eine trockene Abhandlung über Segelschiffe mit Zeichnungen als Illustrationen dar. Ihr
war bewußt, daß sie ein paar Tage nach ihrer Ankunft hier im
Haus einen Blick darauf geworfen hatte. Und dann, just als sie
den Band zuklappen wollte, sah sie die vertraute Zeichnung von
Andrew und Mehitabel auf dem Schiff. Die Bildlegende lautete:
»Ein Schiffskapitän mit Frau zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts, von einem unbekannten Künstler.«
Menley spürte, wie ihr eine große Last von der Seele fiel. Ich
habe also doch das Bild gesehen und unbewußt abgezeichnet,
dachte sie. Sie legte den aufgeschlagenen Band auf ihren
Schreibtisch unter die Abbildungen, die sie an der Wand befestigt hatte. Die Lichter flackerten erneut und wurden für eine
Weile ganz schwach. In der schattigen Düsternis des Raums
hatte sie das bestürzende Gefühl, daß die Zeichnung, die sie von
Andrew mit seiner gramzerfurchten, von Trauer übermannten
Miene gemacht hatte, in dieser Beleuchtung irgendwie Adam
ähnelte.
So wie Adam sehr bald aussehen wird, zuckte es ihr durch den
Sinn.
Lächerlich, sagte sich Menley und ging in die Küche. Dort
zündete sie als Vorsichtsmaßnahme alle Kerzen an, falls der
Strom auf Dauer ausfallen sollte.

A
    dam bog von der Route 6 auf die Route 137 ab. Noch elf
Kilometer, sagte er sich. Höchstens zwanzig Minuten. Vorausgesetzt, du gibst mal Gas, erregte er sich über den Fahrer
einige Wagen weiter vorn, der im Schneckentempo dahinkroch.
Er wagte es jedoch nicht zu überholen. Aus der Gegenrichtung
kam ebenfalls starker Verkehr, und die Straßen waren so naß,
daß er höchstwahrscheinlich einen Frontalzusammenstoß verursacht hätte.
Nur noch knapp zehn Kilometer, beschwichtigte er sich weni
    ge Minuten später, doch sein Gefühl von Dringlichkeit nahm
fortwährend zu. Inzwischen fuhr er streckenweise durch Gebiete, die vollkommen im Dunkeln lagen.

M
    enley machte das Radio an, suchte einen Sender und fand
die Station von Chatham, die gerade Musik aus den vierziger Jahren brachte. Sie hob erstaunt eine Augenbraue, als das
Benny Goodman Orchester den Auftakt von Remember zu spielen begann. Ein besonders passender Song, dachte sie. Sie griff
nach einem gezackten Messer und fing

Weitere Kostenlose Bücher