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Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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stürzte sie durch die Eingangshalle
und zur Küche. Sie raste durch den Raum, von dem verzweifelten Wunsch beseelt, sie hätte nicht die Kerzen angezündet. Sie
brannten jetzt nur allzu hell. Bei einem Blick über die Schulter
sah sie Covey im Eingang vom Foyer stehen. Sein Gesichtsausdruck hatte sich gewandelt. Jetzt waren seine Augen schmale
Schlitze, seine Lippen ein messerscharfer Strich.
Ihre Hand umfaßte gerade den Autoschlüssel, als Covey sie
abfing und grob an sich riß. »Menley, entweder du oder du und
das Baby. Du hast die Wahl. Tu das Baby in die Wiege zurück,
und komm mit. Denn wenn du’s nicht zurücktust, verliert Adam
euch beide.«
Seine Stimme war ruhig und ausgeglichen, beinahe nüchtern.
Es wäre einfacher gewesen, wenn er wenigstens nervös gewesen
wäre, wenn sich ein Zögern bemerkbar gemacht hätte. Dann
hätte sie vielleicht die Chance gehabt, vernünftig mit ihm zu
reden. Warum machte er das nur? Sie versuchte wieder und
wieder, der Sache einen Sinn abzugewinnen. Doch er meinte es
ganz eindeutig ernst. Sie mußte ihn von Hannah wegsteuern.
»Ich leg sie schon zurück«, versprach sie verzweifelt. »Ich
geh mit Ihnen mit.«
Er griff nach einer der Kerzen. Menley spürte den Druck der
Pistolenmündung in ihrem Rücken, während sie zum Kinderzimmer vorausging und das verängstigte, schreiende Baby in
sein Bettchen legte.
»In die Wiege«, forderte er. »Tu’s in die Wiege. Und tu die
Puppe ins Kinderbett zurück.«
»Weshalb?« Mach langsam, dachte sie. Versuch Zeit rauszuschinden. Bring ihn dazu, weiterzureden. Adam kann nicht mehr
weit weg sein. Adam, beeil dich. Bitte mach schnell.
»Weil du verrückt bist, Menley, deshalb. Verrückt und deprimiert, und weil du Halluzinationen hast. Alle werden so dankbar
sein, sogar Adam, daß du das Baby nicht mitgenommen hast, als
du Selbstmord begangen hast.«
»Nein. Nein. Das tu ich nicht.«
»Entweder du tust das Baby in die Wiege, oder du nimmst es
mit. Du hast die Wahl, Menley. So oder so gehen wir jetzt.«
Sie mußte ihn von Hannah wegbekommen. Solange sie alleine
war, konnte sie, falls er sie in einem Auto mitnahm, vielleicht
rausspringen, konnte sie vielleicht um ihr Leben rennen. Irgendwie gelang es ihr vielleicht doch, sich zu retten, nur nicht
hier – nicht, solange Hannah in Gefahr war. Sie mußte Hannah
dalassen.
Menley legte die Kleine hin, was zu erneutem Wehgeschrei
des erschreckten Säuglings führte. »Schhhh…« Sie gab der
Wiege einen leichten Schubs, damit sie hin und her schwang,
und blickte dann auf. »Ich komme jetzt mit«, sagte sie und
zwang sich zur Ruhe. Dann mußte sie plötzlich einen Aufschrei
unterdrücken.
Ein Abschnitt der Wand hinter Scott Covey öffnete sich. Ein
modriger, schaler Geruch strömte aus dem Raum dahinter ins
Zimmer. Covey gab ihr ein Zeichen, näher zu kommen. »Hier
entlang, Menley.«

D
    er Regen stob gegen die Windschutzscheibe, als Adam die
jetzt finsteren Straßen von Chatham entlangfuhr. Er konnte
kaum einen Meter vor sich ausmachen und zwang sich, nicht zu
rasen. Die Straße machte eine Rechtskurve. Jetzt führte sie am
Meer entlang.
    Er kam am Leuchtturm vorbei. In fünf Minuten würde er zu
Hause sein. Morris Island lag direkt vor ihm. Und dann erreichte
er die Senke, wo die beiden Straßen von Little Beach und Morris Island ineinander mündeten. Die Stelle war überflutet, und
die Straße war gesperrt.
    Ohne zu zögern, fuhr Adam durch die Sperre. Er spürte deutlich, ganz so, als säße Menley neben ihm im Wagen, daß sie
nach ihm rief.

D
ie Öffnung in der Wand des Kinderzimmers war höchstens
einen knappen halben Meter breit, bemerkte Menley, als
    Scott Covey sie hindurchdirigierte.
»Geh vor, Menley«, sagte er.
    Sie hörte einen leisen Schlag, als die Tür sich hinter ihr schloß
und Hannahs Schreien praktisch verschluckte. Das flackernde
Kerzenlicht warf bizarre Schatten über den engen Raum. Scott
blies die Kerze aus und griff nach einer Taschenlampe, die er auf
einem Haufen Schutt deponiert hatte; ihr Lichtkegel durchdrang
die dunklen Winkel einer kleinen Kammer, die mit vermodernden
Kleidungsstücken und zerbrochenen Möbeln vollgestopft war.
    Der muffige Gestank war unerträglich. Es war derselbe Geruch, den sie mehrere Male in Hannahs Zimmer und in dem
Pfarrersschränkchen unten bemerkt hatte. »Sie sind schon vorher hiergewesen«, rief sie aus. »Sie waren schon früher im Kinderzimmer.«
    »Ich war so wenig wie möglich hier,

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