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Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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für mich ist, meine Frau so sehr zu vermissen und gleichzeitig von den Leuten wie ein Mörder behandelt zu werden.«
»Ja, ich glaube, ich verstehe das langsam.«
»Wissen Sie, was wirklich erschreckend ist?« fragte Scott.
»Die Art und Weise nämlich, wie die Carpenters alle aufhetzen;
die Chancen stehen verflucht gut, daß ich wegen Mordes angeklagt werde.«
Henry erhob sich. »Ich muß wieder rüber. Wenn es irgendwas
gibt, womit ich Ihnen helfen kann, dann können Sie sich auf
mich verlassen. Ich hätte mich nicht dazu überreden lassen dürfen, ins Klatschen zu geraten. Soviel kann ich Ihnen versprechen: Falls ich als Zeuge erscheinen soll, werde ich laut und
deutlich aussagen, daß ich von dem Tag an, als Sie und Vivian
geheiratet haben, die glückliche Verwandlung einer sehr unglücklichen jungen Frau miterlebt habe.«
»Das ist alles, worum ich Sie bitte«, erwiderte Scott Covey.
»Wenn nur alle die bloße Wahrheit sagen würden, dann hätte ich
nichts zu befürchten.«
»Henry.«
Beide Männer drehten sich um, als Phoebe die Gittertür aufmachte und hereintrat. Sie blickte mit verschleierten Augen um
sich. »Hab ich dir schon von Tobias Knight erzählt?« fragte sie
vage.
»Phoebe… Phoebe…« Jan Paley war wenige Schritte hinter
ihr. »O Henry, es tut mir so leid. Ich kam gerade kurz vorbei
und hab Betty gesagt, sie kann ruhig weiterarbeiten, ich kümmer
mich schon um Phoebe. Ich hab mich nur umgedreht, und…«
»Ich verstehe schon«, sagte Henry. »Komm mit, mein Liebes.« Er schüttelte Scott aufmunternd die Hand, legte dann den
Arm um seine Frau und führte sie geduldig nach Hause.
48

M
    enleys hektische Suche in den Räumen des Erdgeschosses
hatte nicht enthüllt, woher Bobbys Stimme kam. Endlich
aber war Hannahs Wehgeschrei zu ihrem Bewußtsein durchgedrungen, und sie war wieder zum Kinderzimmer zurückgekehrt.
Hannahs Schluchzer hatten sich mittlerweile in einen schlimmen
Schluckauf verwandelt.
    »Oh, meine Süße«, hatte Menley gemurmelt, ganz geschockt bei der Erkenntnis, daß Hannah schon geraume Zeit
geschrien hatte. Sie hob ihre Tochter dann hoch, wickelte sie
in ihre Bettdecken ein und ließ sich mit ihr auf das Bett gegenüber sinken.
    Sie kroch unter die Steppdecke, schob den BH-Träger von der
Schulter und legte sich den Säugling an die Brust. Sie hatte ja
nicht stillen dürfen, doch jetzt pulsierte es in ihrer Brust, als die
winzigen Lippen an der Brustwarze saugten. Endlich hatte der
Schluckauf daraufhin nachgelassen, und Hannah war zufrieden
in ihren Armen eingeschlafen.
    Sie wollte die Kleine bei sich behalten, aber die Erschöpfung
umfing Menley wie eine Nebelwolke und versetzte sie in einen
Zustand fast völliger Erstarrung. Wie sie es schon neulich gemacht hatte, legte sie ein Kissen in die Wiege, bettete Hannah
darauf, steckte die Decken um sie herum fest und versank selbst
in einen todesähnlichen Schlaf, während ihre Hand noch auf der
Wiege lag und eine winzige Hand ihren Daumen umklammert
hielt.
Das Klingeln des Telefons weckte sie um acht Uhr. Hannah
schlief noch, stellte sie fest, als sie ins große Schlafzimmer eilte,
um den Hörer abzunehmen.
Es war Adam.
     
»Erzähl mir bloß nicht, daß du und Hannah noch im Bett
seid? Wieso schläft sie eigentlich nie für mich so lange?«
    Er meinte es nicht ernst. Das wußte Menley. Sein Tonfall
klang belustigt und zärtlich. Warum war sie dann so schnell bereit, bei allem, was er sagte, einen Hintersinn zu vermuten?
    »Du hast doch immer mit der frischen Seeluft geprahlt«, erwiderte sie. »Sieht ganz so aus, als hätte Hannah angefangen, dir
zu glauben.« Das Essen am Vorabend fiel ihr wieder ein.
»Adam, ich hatte gestern einen wirklich schönen Abend.«
    »Ach, das freut mich. Ich hab mich nicht getraut, danach zu
fragen.«
Genau, wie ich annahm, dachte Menley.
»War sonst noch jemand da, außer dir, Elaine und John?«
»Scott Covey.«
»Das ist ja nett. Ich hab ihn nicht im unklaren darüber gelassen, daß er für mich erreichbar sein muß. Hat er von der Haussuchung gesprochen?«
»Nur, daß es unangenehm, aber nicht furchtbar war.«
»Gut. Und wie geht’s dir, Schatz?«
Mir geht’s ganz wunderbar, dachte Menley. Ich hab mir eingebildet, eine Eisenbahn durchs Haus rasen zu hören. Ich hab
mir eingebildet, mein totes Kind nach mir rufen zu hören. Und
ich hab Hannah eine halbe Stunde lang schreien lassen, während
ich nach ihm gesucht habe.
»Gut«, sagte sie.
»Wieso hab ich nur das

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