Das Haus auf den Klippen
zusammen
unternommen. Aber das ist schon Jahre her. Keine große Sache.«
»Ah ja.« Laß das sein, sagte sich Menley. Das letzte, was du
brauchen kannst, ist eine Diskussion über Elaine.
Adam streckte seine Hand über den Tisch aus. »Ich bin mit
dem einzigen Mädchen zusammen, das ich je wirklich geliebt
habe und mit dem ich auch Zusammensein wollte«, erklärte er.
Er schwieg eine Weile. »Wir haben in fünf Jahren mehr Höhen
und Tiefen erlebt als die meisten Menschen in ihrem ganzen
Leben. Als einziges liegt mir wirklich am Herzen, daß wir gut
über die Runden kommen und wieder festen Boden unter die
Füße kriegen.«
Menley berührte seine Finger mit ihren Fingerspitzen. Dann
zog sie die Hand zurück. »Adam, du versuchst mir doch was zu
sagen, hab ich recht?«
Mit wachsendem Entsetzen lauschte sie der Darlegung seiner
Absichten.
»Men, als ich mit Dr. Kaufman sprach, meinte sie, du würdest
bestimmt von aggressiver Therapie profitieren. Einen Flashback
zu haben, so daß dich der Unfall wieder total fertigmacht, ist
eine Sache. Aber wenn du glaubst, du hättest Bobby rufen hören, und ihn dann im ganzen Haus suchst, das ist ganz was anderes. Sie will, daß du nur ganz kurz stationär behandelt wirst.«
Es war genau, was sie befürchtet hatte.
»Ich mache Fortschritte, Adam.«
»Ich weiß, wie sehr du darum kämpfst. Aber es wäre besser,
wenn wir nach der Anhörung ihrem Rat folgen. Du weißt doch,
daß du ihr vertrauen kannst.«
In diesem Augenblick haßte sie ihn regelrecht und wußte
auch, daß es ihrem Gesicht anzumerken war. Sie wandte sich ab
und sah, daß er die antike Puppe in Hannahs hohen Kinderstuhl
gesetzt hatte. Sie blickte sie nun mit ihren starren kobaltblauen
Augen unverwandt an, eine Parodie des Wunders, das Hannah
war.
»Wir reden nicht von Vertrauen zu Dr. Kaufman, wir reden
von Vertrauen zu mir. «
63
J
an Paley war erfreut und überrascht über den Anruf von Menley Nichols am Nachmittag gewesen. Menley hatte sich nach
historischen Häusern erkundigt, über die Gerüchte und Legenden umliefen. »Mit historisch meine ich gute Beispiele alter
Architektur, und mit Legenden meine ich die Geschichten von
einem unerklärlichen Wesen dort, einem Geist«, hatte Menley
ihr erklärt.
Jan hatte sich gern bereit erklärt, sie herumzuführen. Sie war
sofort darangegangen, eine Liste der Häuser aufzustellen, die sie
mit ihr besichtigen wollte.
Das alte Haus Dillingham in Brewster war zum Beispiel gut
geeignet. Es war das Zweitälteste Haus auf Cape Cod. Im Lauf
der Jahre hatten eine Reihe von Leuten, die dort zur Miete
wohnten, behauptet, sie hätten das Gefühl gehabt, eine Frau sei
an der Tür eines der Schlafzimmer vorbeigegangen.
Das Dennis Inn war ein weiteres Haus, das sie Menley zeigen
wollte. Die Eigentümer hatten sogar einen Kosenamen für das
verspielte Geistwesen, das fortwährend die Küche verwüstete.
Sie nannten es Lillian.
Sie konnten auch Sarah Nye besuchen, die Freundin, die sie
Menley gegenüber erwähnt hatte, als sie auf Elaines Party miteinander sprachen. Sarah war überzeugt, daß sie das Haus gemeinsam mit der Dame bewohnte, für die es 1720 erbaut worden
war.
Und wie stand es mit dem saltbox in Harwich, in dem jetzt im
Erdgeschoß ein Innenarchitekturbüro einquartiert war? Die Besitzer vertraten die Überzeugung, daß sie einen hauseigenen
Geist beherbergten und daß es sich dabei um eine Sechzehnjährige handelte, die dort im neunzehnten Jahrhundert gestorben
war.
Jan machte ein paar Anrufe, verabredete Termine und rief
Menley zurück. »Es kann losgehen. Ich hol Sie morgen früh
ungefähr um zehn ab.«
»Das ist prima, und, Jan, wissen Sie irgendwas von einer antiken Puppe, die Phoebe Sprague bei sich zu Hause hatte? Henry
hat Adam erzählt, daß sie darauf besteht, die Puppe gehöre ins
Remember House.«
»Ach, sie hat sie wiedergefunden?« rief Jan aus. »Das freut
mich ja so. Tom hatte sie unter der Dachtraufe auf dem Speicher
entdeckt. Niemand außer Gott weiß, wie lange die da schon lag.
Phoebe wollte sie einem Experten für Antiquitäten zeigen. Einige ihrer Recherchen deuten darauf hin, daß sie möglicherweise
sogar Mehitabel gehörte. Mir war damals nicht bewußt, daß
Phoebes Gedächtnis schon nachzulassen begann. Sie hat die
Puppe irgendwohin gesteckt und konnte sie dann nicht mehr
finden.«
»Wieso dachte sie, daß die Puppe Mehitabel gehört hat?«
fragte Menley Jan.
»Phoebe hat mir erzählt, daß
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